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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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trank von dem klaren Nass, das sie in ihrer rechten Hand aufgefangen hatte. Dann ließ sie noch mal wie in einem uralten Ritual das Wasser in ihre rechte Hand fließen und reichte es Eliadis.
    »Möchtest du auch etwas von dem Wasser trinken?«
    »Aus deiner Hand immer«, sagte er und nahm sie zärtlich wie eine Trinkschale zwischen seine Hände und trank das Wasser. Dann küsste er Karens Hand. Sie wollte sie ihm entziehen, aber er hielt sie für einen langen Moment am Handgelenk fest, bevor er sie losließ.
    Karen wandte sich von ihm ab und taumelte zu einer alten Steinmauer neben der Quelle. Ihr Blick ging zurück zum Tempel, während tausend verwirrende Gedanken durch ihren Kopf schwirrten. Ihr Blut pochte in den Adern. Als sie sich umdrehte, stand Eliadis direkt hinter ihr. Seine Augen suchten ihren Körper ab und flackerten feurig, während er den Kopf senkte und sie küssen wollte. Im letzten Moment drehte Karen sich weg.
    »Nicht, Nikos.«
    Eliadis verharrte wenige Zentimeter vor ihrer Wange und starrte runter auf ihre Brust, die sich schnell hob und senkte.
    »Warum nicht?« Er streichelte ihre linke Schulter und fuhr dann über ihren schlanken Arm. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass seine Berührungen ihr im ersten Moment gefielen und sich ihre Körper anzuziehen schienen. Im nächsten Moment hielt er sie in seinen Armen und versuchte sie wieder zu küssen, doch sie drehte immer noch den Kopf weg.
    »Karen, was ist denn?« Er fasste nach ihrem Kinn, doch ihr Kopf blieb starr abgewandt.
    »Du weißt, dass ich Michael liebe.«
    Eliadis schoss das Blut ins Gesicht, und seine Augen verengten sich in schmerzlicher Wut, als er nach ihrer rechten Hand griff und der Ring mit den kleinen Brillanten in der Sonne glitzerte.
    »Das ist kein Verlobungsring«, stellte er fest. »Dein Freund ist weit weg. Niemand sieht uns hier neben der Quelle. Wir sind allein.« Er griff nach ihrer Brust und versuchte wieder sie zu küssen, aber Karen riss sich von ihm los und lief einige Schritte die Mauer entlang.
    Eliadis blieb mit gesenkten Schultern stehen und starrte wütend auf seinen Klumpfuß. »Bei Simon hättest du dich nicht gesträubt!«, stieß er hervor.
    »Wie bitte?«
    »Mit Simon hättest du …«
    »Das ist nicht wahr!« Energisch ging sie an ihm vorbei und rannte dann den schmalen Weg zurück zum Heiligen Bezirk.
    Er sah sie in einer Kurve taumeln, doch sie fing sich im letzten Augenblick. »Bleib stehen!« Er rannte humpelnd hinter ihr her.
    Karen rannte noch schneller, aber dennoch holte er sie mit großen Schritten ein und griff nach ihrem Arm. Sie wollte sich von ihm losreißen, doch sein Griff war fest und fordernd.
    »Karen! Hör mir zu! Ich hab’s nicht so gemeint!«
    »Lass mich los!«, schrie sie. Sie war beleidigt und verletzt.
    Eliadis wusste, dass er zu weit gegangen war, aber anstatt sie loszulassen, hielt er sie an beiden Armen fest und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen.
    »Es tut mir leid. Ich wollte nicht …«
    Ihre Gegenwehr wurde ein wenig schwächer und sie etwas ruhiger. »Lass mich los.«
    »Nur, wenn du vernünftig bist und langsam den Weg hinuntergehst.«
    Karen schluckte einige Male, dann nickte sie.
    Eliadis gab sie frei. Beide standen neben dem Felshang, doch dann atmete Karen einmal tief durch und ging an ihm vorbei den Weg hinunter.
    Eliadis wartete einen Augenblick, dann wollte er ihr folgen, doch ein Ruf hielt ihn auf.
    »Nikos!«
    Er hob den Kopf und sah nach oben, von wo der Ruf kam. Auch Karen hatte ihn gehört und drehte sich um. Oben auf dem Felsen neben der Quelle stand Selena.
    Karen sah, wie Eliadis zu ihr hochging, doch dann drehte sie sich wieder um und machte sich auf den Weg zurück zum Heiligen Bezirk.
    Weit über ihr empfing Selena Nikos mit einer ängstlichen Umarmung. Sie küsste ihn und hielt ihn fest. Er sah auf sie hinunter. »Wie lange bist du schon hier?«
    »Nicht lange«, log sie. »Ich bin gerade erst gekommen und hab dich hinter dieser Frau herrennen sehen. Ich dachte, ihr stürzt beide den steilen Weg hinab.« Ihre Umklammerung wurde noch fester. Nikos spürte ihre Angst um ihn und ihre Liebe.
    »O Selena«, flüsterte er ihr ins Ohr und legte sie sanft auf den harten Felsen, während seine Küsse ihren Mund und ihren Hals bedeckten.

45
    Als sie im Camp in ihrer Hütte angekommen war, ließ Karen sich schwer auf das alte Polstersofa sinken, während ihr Herz immer noch wild pochte. Sie wusste nicht, ob es an Nikos lag oder daran, dass sie so schnell

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