Der Zirkel Des Daemons
setzen, während sie seinen Kuss erwartete. Sie schluckte und ihre Haut rutschte über die Schneide.
»Sie werden dich überrumpeln«, fuhr Nick fort und schaute geradewegs in ihr wütendes Gesicht. »Sie werden Magie benutzen und sie werden Dämonen benutzen. Du
hast keine Ahnung, wie du dich verhalten musst, und sie werden dich kriegen, ehe du dichs versiehst.«
Mae legte den Kopf in den Nacken, um dem Druck des Messers an ihrer Kehle auszuweichen. Sie hatte die Wahrheit gesagt: Sie hatte keine Angst. Sie sah ganz und gar nicht verängstigt aus. Sie sah aus, als würde sie vor Zorn kochen.
»Wenn du es mit dem Töten ernst meinst«, fuhr Nick mit nachdenklicher, kühler Stimme fort, »dann trage von nun an ein Messer bei dir.« Er grinste sie an und fügte hinzu: »Vielleicht erwischst du sie ja doch unvorbereitet.«
Schweigend funkelte sie ihn an.
Er zog das Messer über ihre Kehle, ganz leicht, ohne sie zu verletzen, aber dennoch so, dass sie das Metall auf ihrer Haut spürte. »Schneide ihnen die Kehle durch oder …« - die Messerspitze wanderte über ihren Körper hinab - »stoße unterhalb der Rippen zu. Niemals zwischen die Rippen. Nur Anfänger versuchen das und treffen automatisch immer eine Rippe. Und wenn sie aufs Herz zielen, gleitet das Messer mit Sicherheit vom Brustbein ab. Die Kehle oder unterhalb der Rippen, das ist die einzige Möglichkeit, um ganz sicher zu töten. Hast du verstanden?«
Mae hieb ihre Faust in seinen Magen, direkt unterhalb der Rippen. »Du bist ein Arschloch«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Hast du das verstanden?«
Er ignorierte den Schmerz und lächelte. »Du solltest beten, dass Alan dich und Jamie beschützt«, sagte er. »Was
mich betrifft, so habe ich mit dieser Angelegenheit nichts zu tun. Du bist auf dich allein gestellt.«
Er tippte leicht auf die Klinge seines Messers, die daraufhin mit einem leisen Klicken ins Heft zurückschnappte. Er steckte es in Maes Hosentasche, wandte sich ab, zog das Schwert aus der Scheide und fuhr mit seinen Übungen fort.
Seine lässige Missachtung ihrer Person machte Mae nur noch wütender. Als er sich wieder zu ihr umdrehte und das Schwert über dem Kopf kreisen ließ, zitterte sie vor Zorn.
»Du bist derjenige, der allein ist«, sagte sie.
Nick schwang herum und duckte sich unter einem nicht vorhandenen Angriff hindurch. Gebückt und mit bis zum Zerreißen angespannten Beinmuskeln, sagte er: » Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Aber du wirst dich ziemlich mies dabei fühlen«, erwiderte Mae und stürmte dann zum Haus zurück.
Nick schaute ihr nach. Ehe sie die Tür öffnete, fuhr sie mit der Hand zu ihrem Gesicht, und er fragte sich, ob sie weinte.
Er machte einen Schritt zurück, wirbelte herum und parierte einen weiteren unsichtbaren Hieb. Innerlich gratulierte er sich für sein Geschick, sie so in Rage zu bringen, dass sie seinen sogenannten Bruder ganz vergessen hatte.
Wieder wirbelte er herum. Diese Übungskämpfe waren nicht zu vergleichen mit einem echten Kampf. Sie waren nur eine Vorbereitung und sorgten dafür, dass seine Reflexe
funktionierten und ihn das Gewicht des Schwertes nicht ermüdete.
Schließlich wurde er doch müde. Ihm war, als würde ihm der schwere Stahl durch die Knochen fahren und sich kalt in seiner Magengrube niederlassen. Er war müde und er fror und er verbannte jeden Gedanken aus seinem Kopf.
Jenseits des verwilderten Gartenstücks schimmerte das orangefarbene Viereck des erleuchteten Küchenfensters. Die Vorhänge standen offen, und Nick glaubte, Musik zu hören. Jamie tanzte wie ein Idiot herum und Mae lehnte an der Tür und schaute ihrem Bruder zu. Auf ihrem Gesicht war wieder Ruhe eingekehrt. Alan kochte etwas. Jamie schob Alan den Holzlöffel, den er als Mikrofon benutzt hatte, über die Schulter, und Alan drehte sich zu Jamie um und lächelte ihn an. Das Gequäke des Radios wurde mit einem Mal von Alans tiefem, melodischem Gesang übertönt. Mae zuckte überrascht zusammen und schaute ihn bewundernd an und dann lächelte sie.
Nick hätte hineingehen können, aber er brachte es nicht fertig, sich zu ihnen zu gesellen, als wäre er einer von ihnen.
Er wandte sich ab von den Menschen, die dort in der Wärme standen und lachten. Warum bloß fühlten sich Magier die ganze Zeit so kalt und leer? Er hob das Schwert und machte sich bereit zum tödlichen Kampf mit den Schatten der Nacht.
Nach Sonnenaufgang bleichte das Morgenlicht zu einem Weiß aus, das später von einem
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