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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Angst vor ihm. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass sie sich vor ihm fürchten könnte, weil es keinen Anlass dafür gegeben hatte. Jetzt wusste er, warum. Er fragte sich, was Black Arthur ihr angetan hatte, um einen solchen Schrecken in ihr hervorzurufen, dass sie noch fünfzehn Jahre später zitternd an die Wand zurückwich.
    Nick hob die Hände, als wollte er sich ergeben, und blieb stehen. »Ich will nur mit dir reden.«
    Sie hatte das Gesicht von ihm abgewendet. Eine Strähne ihres schwarzen Haars fiel ihr über die Wange. »Ich will nicht mit dir reden.«
    »Hör zu«, sagte Nick. »Ich weiß über meinen Vater Bescheid. Ich meine, ich weiß, dass Black Arthur mein Vater ist.« Er verstummte, aber sie zeigte keine Reaktion auf den Namen, hielt nur ihr Gesicht abgewendet und atmete
in kleinen Stößen, als würde er ihr die Luft rauben. »Bin ich …?«, fuhr Nick zögernd fort. »Ich meine, sehe ich ihm ähnlich?«
    Nur mit Mühe brachte es seine Mutter fertig, ihn anzuschauen. Das einzige Fenster in der Kammer war in die Dachschräge eingelassen, und in den Raum zwischen ihm und seiner Mutter fiel ein Viereck aus Licht, wo Staubpartikel tanzten und funkelten. Ihre Augen trafen sich dort.
    »Ja«, sagte seine Mutter. »Du siehst aus wie er.«
    Es war ein merkwürdiger Gedanke, jemandem ähnlich zu sehen, den er nicht kannte. Er war es nicht gewohnt, jemand anderem als ihr ähnlich zu sein. Er war es gewohnt, dass sie der schlimmste Teil von ihm war.
    »Ich verlasse Alan«, sagte Nick. »Er hat mit alldem nichts zu tun. Ich möchte, dass du mit mir kommst.«
    »Eher sterbe ich, bevor ich mit dir irgendwohin gehe.«
    Er hatte nicht erwartet, dass sein Bemühen, seine Mutter zu begreifen, alles noch verkomplizieren würde. Er konnte sie nicht mehr hassen, und er konnte sie nicht lieben, aber er hatte gedacht, dass er sie verstehen könnte und dass sie ihn dann auch verstehen würde. Er hatte Logik erwartet, aber so etwas war von ihr nicht zu bekommen. Dafür hatte Black Arthur gesorgt.
    »Was hat er dir angetan?«, fragte Nick unvermittelt. Ihre eisigen Augen verwandelten sich in Feuer. »Ich will nicht darüber reden!«, stieß sie hervor, und er sah den Speichel von ihren Lippen fliegen, sah, wie er sich
in ihren Mundwinkeln sammelte. »Ich will nicht daran denken. Ich will an nichts erinnert werden, was damals geschah.«
    Sie zitterte. Ihre Hände griffen nach der Luft, als ob sie sich an etwas festklammern müsste, um nicht umzufallen. Instinktiv machte Nick einen Schritt auf sie zu.
    Ihre Stimme brach wie Eis unter festen Schritten. »Fass mich nicht an!«
    Nick schaute auf ihre greifenden Hände und dachte an Alans Hände, an die Hände, die er von seiner Mutter geerbt hatte. Die Hände seiner eigenen Mutter waren schmal, die Handgelenke fast dünn, und Nick starrte sie an, verglich sie mit seinen eigenen Händen - große Hände mit langen, brutal wirkenden Fingern, die wie dafür gemacht waren, ein Schwert zu umgreifen oder sich um einen Hals zu legen.
    Er wusste, von wem er diese Hände hatte. Einen Moment lang fühlte er sich wie eine Waffe, die Black Arthur geschmiedet hatte.
    Nick wandte sich von seiner Mutter ab und ging zur Tür. Er hätte nicht herkommen sollen.
    »Ich bin nicht er, weißt du?«, sagte er über die Schulter hinweg.
    »Ich weiß«, sagte seine Mutter. »Ihn habe ich geliebt.«
     
    Als er in dieser Nacht draußen im Garten mit den Schatten Schwertkämpfe ausfocht, kam Mae zu ihm.
    Am ersten Morgen in ihrem neuen Haus, als sie noch Brüder gewesen waren, war Alan von dem Garten begeistert
gewesen. Er war klein, aber er wurde durch einen hohen Holzzaun von der Außenwelt abgetrennt. Und in dieser eigenen, kleinen Welt wuchs eine Trauerweide.
    Gärten oder Bäume waren Nick egal. Ihm waren nur das saubere Schneiden und Hauen mit dem Schwert wichtig und der Schmerz, der durch seine Muskeln stach und der alle Gedanken beiseiteschob. Er kreiselte, durchtrennte unsichtbare Hälse in der Dunkelheit - und hätte Mae dabei fast geköpft.
    Gerade noch rechtzeitig fing er den Schwung seines Schwertes ab und trat zurück. Er sagte kein Wort.
    Mae duckte sich unter den hängenden Zweigen der Trauerweide, die ihr wie grüne Finger durchs Haar strichen. Die Mailuft war mild, aber von Zeit zu Zeit kam eine scharfe Brise auf. Mae lehnte sich gegen den Stamm und schlang die Arme um ihren Oberkörper.
    Nick wandte ihr den Rücken zu und machte sich an die nächste Übung. Blitzend fuhr sein

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