Der Zirkel Des Daemons
den Kopf und schaute sie dann wieder an. In seinen Augen glänzte Hoffnung.
Alan würde vermutlich mit Mae und Jamie nach Exeter zurückkehren. Nick hatte zunächst geglaubt, Alan würde nach Durham gehen, wenn er erst frei war, aber so wie er Mae anschaute, wollte er vermutlich in ihrer Nähe sein.
Mae beugte sich vor. Einer der Träger ihres dünnen Tops rutschte über die Rundung ihrer Schulter nach unten. Sie gab Alan einen Kuss, der seitlich auf seinem Lächeln landete. Mit ihren Lippen strich sie über den verletzten Mundwinkel, als ob sie den Schmerz wegwischen wollte.
Vielleicht wollte auch sie ihm nahe sein.
Nick zog sich leise wieder nach unten zurück. Seine Schritte glitten so sanft wie Schatten über den Boden. Niemand bemerkte ihn.
Wenn er eine Sekunde nachgedacht hätte, wäre er überhaupt nicht nach oben gerannt. Alan bedeutete ihm nichts.
Es kam ihm zu Bewusstsein, dass jetzt jede Nacht Schreie zu hören waren. Entweder war es Jamie, der schrie, oder Alan. Die Zeit lief ihnen davon.
Nick ging in die Schule, weil es eine gute Möglichkeit für ihn war, den anderen aus dem Weg zu gehen. Er verbrachte den Tag damit, schweigend durch die Flure zu wandern und darüber nachzudenken, wie viele Schulen er schon besucht und wie er sich abgemüht hatte, nur weil Alan es so wollte und weil Daniel Ryves es gewollt hätte. Er hatte versucht, dem Rat seines Vaters zu folgen und normal zu sein, aber er war nicht normal, und Daniel Ryves war nicht sein Vater.
Alles kam ihm so sinnlos vor.
»He«, sagte Carr, dieser lästige kleine Terrier, der ihm ständig an den Fersen klebte - der Letzte in einer langen Reihe von Leuten, die er hatte ertragen müssen und die er hatte glauben lassen, er würde sie mögen. »Wo bist du gewesen, Mann?«
Nick schaute kalt durch ihn hindurch, dann drehte er sich weg.
Carr packte ihn am Ellbogen. »He! Was ist denn in dich gefahren?«
Nick wirbelte herum und schlug zu. Carr stürzte zu Boden, schlug mit dem Rücken auf und rutschte bis zur Wand. Nick beugte sich über ihn und sah auf den vor Furcht zitternden Jungen hinab.
»Nichts«, flüsterte er. »Ich war schon immer so.«
Er ging nach Hause. Ihm war eingefallen, dass dort eine Magierin war, mit der er reden musste.
Er stieg geradewegs die Treppe hinauf, bis ganz nach oben zu der Dachkammer, in der seine Mutter wohnte. Er war in der Vergangenheit so selten zu seiner Mutter
gegangen, dass er eine Weile einfach vor der Tür stand und das brüchige Holz des Türblatts anstarrte. Es war keine undurchdringliche Barriere. Es war nur eine billige, dünne Holzplatte. Weil er keine andere Möglichkeit wusste, um seine friedlichen Absichten kundzutun, entschloss er sich schließlich, anzuklopfen.
Die Stimme seiner Mutter klang ruhig und erfreut. »Herein!«
Als Nick eintrat, saß sie mit geradem Rücken auf einem Stuhl und legte sich selbst die Karten auf dem Bett. Sie wandte das lächelnde Gesicht zur Tür und sah ihn. Die Karten glitten ihr aus der Hand. Ihr Gesicht verschloss sich, als ob jemand alle Türen und Fenster sichern wollte, damit niemand eindringen konnte.
Ihm wurde bewusst, dass er sie, wenn er an sie dachte, immer als Furie vor Augen hatte, wie sie war, wenn sie ihre Anfälle hatte und man ihr Beruhigungsmittel einflößen musste. So war sie immer, wenn Nick in ihrer Nähe war.
Aber sie konnte sich zusammenreißen, wenn es nötig war. Sie kam gut mit Alan zurecht, der genauso wenig ihr Sohn war, wie er Nicks Bruder war, und sie schien sich mit Mae angefreundet zu haben. Sie war nicht so verrückt, wie er sich immer eingeredet hatte, und wenn sie es doch war, so war es die Schuld seines Vaters.
»Soll ich sie aufheben?«
Nick hatte es höflich sagen wollen, aber die Worte kamen trotzdem scharf aus seinem Mund. Nun, es machte keinen Sinn, sich etwas vorzuspielen. Er und seine Mutter
waren schon immer Feinde gewesen und jetzt kannte er auch den Grund.
»Nein«, sagte seine Mutter. Ihre Augen erschienen ihm seltsam hell. Nick erinnerte sich an die bleichen Augen des Wolfs, den er erwürgt hatte. Er wusste, dass sich hinter diesen Wolfsaugen eine menschliche Intelligenz verbarg, und er wusste auch, dass sie ihn umbringen würde, wenn sie könnte.
Er kam näher und seine Mutter sprang eilig von ihrem Stuhl auf. Ihre Bewegungen waren in ihrer Panik so unkontrolliert, als hätte sie die Beherrschung über ihren Körper verloren, und Nick sah etwas, das er vorher noch nicht bemerkt hatte.
Seine Mutter hatte
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