Der Zirkel Des Daemons
weil du es nicht ertragen konntest, mir etwas so Schreckliches anzuvertrauen? Wie edel von dir. Aber … warte mal: Du hast ja Jamies jämmerliches Leben auch riskiert. Das ist allerdings nicht sehr edelmütig.«
Nick warf Jamie einen bedeutungsvollen Blick zu und wartete, wie Jamie diese Bemerkung aufnehmen würde. Jamies Gesicht verriet nichts, aber seine Hände zitterten, während er sich eine Tasse Tee zubereitete.
»Du warst mir am wichtigsten«, sagte Alan niedergeschlagen. »Das war schon immer so. Und, stimmt, es ist überhaupt nichts Edelmütiges daran.«
Nick warf Alan ein Küchenmesser zu.
Jamie hätte fast die Teetasse fallen gelassen, während Alan das Messer ungerührt am Griff auffing und skeptisch die gezackte Klinge betrachtete. Nick wollte keine ihrer üblichen Waffen benutzen; das Küchenmesser tat es auch, wenn er stillhielt.
»Vielen Dank«, sagte Alan, legte das Küchenmesser auf den Tisch und zog ein anderes Messer aus seinem Gürtel. »Aber ich nehme lieber eins von meinen.«
Nick erkannte das Messer, erkannte die nadelartige,
scharfe Spitze und die Zeichen der Macht und die Schutzzauber, die in den Stahlgriff eingraviert waren. Er erinnerte sich an das Glitzern der Waffen im Licht des Jahrmarkts der Kobolde. Damals war er glücklich gewesen, seinen Bruder an seiner Seite zu wissen. Im Geist hörte er noch Alan beiläufig sagen: Außerdem glaube ich, dass wir ein magisches Messer gut gebrauchen können.
Er hätte gern gewusst, wie lange Alan die Sache schon geplant hatte.
Er fragte: »Wie viel Blut ist nötig?«
»Jamie«, sagte Alan. »Könntest du mir bitte eine Untertasse holen?«
Jamie setzte seine Tasse so abrupt ab, dass Tee auf die Arbeitsplatte schwappte, und holte wortlos eine Untertasse aus dem Küchenschrank mit der schräg hängenden Tür. Er stellte die Untertasse auf den Tisch. Nick schlenderte herbei und setzte sich Alan gegenüber. Alan blinzelte, sah müde und verhärmt aus und auch ein bisschen dümmlich, aber Nick legte all die kalte Distanz in seine Augen, die er in den vergangenen Tagen empfunden hatte. Er vereiste seinen Blick wie ein Wintertag die Welt.
»Na mach schon«, sagte er leise und herausfordernd und streckte den Arm aus, wobei er den Ellbogen auf den Tisch stützte und die Hand leicht krümmte, als würde er Alan zum Armdrücken einladen. »Worauf wartest du noch?«
Alans Blick war jetzt fest und leer. »Nimm deinen Talisman ab.«
Das kam so überraschend, dass Nick erstarrte. Alan hatte immer betont, wie wichtig es war, dass Nick ihn niemals ablegte.
Nun, Nick hatte das Ding immer verabscheut und seine Sicherheit war ihm nicht mehr besonders wichtig.
Alan fuhr mit zwei Fingern Nicks Arm entlang. Die blauen Adern hoben sich deutlich von der bleichen Haut des Innenarms ab. Alan strich über die dickste Vene, bis er die richtige Stelle gefunden hatte. Nick wünschte sich, es wäre schon vorbei. Er war erleichtert, als Alan seine Hand zurückzog. Die Berührung des Messers war ihm lieber.
»Sag den Namen«, befahl Alan.
»Black Arthur«, sagte Nick mit dumpfer Stimme.
Alan schnitt rasch und tief. Es gab kein Zögern, nicht den geringsten Versuch, Nick die Schmerzen zu ersparen. Es gab nur das zuckende Messer und die Schrecksekunde.
Im Kielwasser der Klinge bildete sich eine Falte, aus der Blut perlte, und langsam öffnete sich die Falte zu einem klaffenden Schnitt. Blut lief über Nicks Arm, und er drehte ihn so, dass es in die Untertasse floss, die sich Tropfen für Tropfen füllte. Die Pfütze aus Blut sah auf dem weißen Porzellan fast wie eine Blüte aus, aber dann drückte Nick den Arm leicht, um einen stetig fließenden Blutstrom zu erzeugen, und die Pfütze verwandelte sich in einen Teich.
»Ich fordere das Recht auf Blutsverwandtschaft«, sagte Alan. »Ich fordere Blut und Knochen.«
Nick sah, wie Alan seinen Finger in das Blut tauchte
und dann an die Lippen führte, aber er war mehr beunruhigt durch den plötzlichen Aufruhr in seinem Blut, als ob das Eisen darin von einem weit entfernten Magneten angezogen werden würde.
»Ich fordere das Recht, dir zu folgen«, fuhr Alan fort. »Ich fordere das Recht, dir zugehörig zu sein.«
Dann warteten sie schweigend ab, warteten, bis genug Blut geflossen war, um den Weg zu einem anderen Körper zu finden. Nick schaute weg von dem Blut, das sich über seinen Arm schlängelte, und sein Blick traf Alans Augen, dichter vor sich, als er erwartet hatte.
»Du hättest dich nicht in den Spruch
Weitere Kostenlose Bücher