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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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nur dass dieser Sturm aus Federn gemacht war. Er warf seinen linken Arm hoch, um zwei Raben abzuwehren, die es auf seine Augen abgesehen hatten. Die Klauen eines Vogels rissen brennende Wunden in seine Wange und Nick schlug das Tier weg. Er vergaß alles, was er über Strategie wusste, und ließ sein Schwert in einem brutalen Wirbel durch Federn und Fleisch kreisen.
    Diesmal gaben die Raben keinen Laut von sich. Vier weitere stürzten sich auf Nick. Ihre Klauen schlugen in seinen Schwertarm und rissen Stoff und Haut in Fetzen
ab. Als Nick versuchte, sie abzuschütteln, zielten sie mit ihren Schnäbeln auf seinen Kopf. Sie hatten es auf seine Augen abgesehen.
    Nick fuhr herum und stach zwei Vögel nieder. Drei weitere flohen wütend krächzend hinauf zur Decke.
    Dann wandte er sich wieder seinem Bruder zu, doch Alan griff bereits an. Nick sah, dass er den Anführer ausgemacht hatte. Er trat an Alans Seite, das Schwert angriffsbereit vor sich, für den Fall, dass es misslang. Alans Augen hinter den Bril lengläsern verengten sich. Er zielte und drückte ab.
    Alan verfehlte sein Ziel nicht. Auf diese Entfernung hatte der Dämon keine Chance.
    Der Körper des Raben fiel nach unten, und der Dämon, der von ihm Besitz ergriffen hatte, stieg zur Decke hinauf wie eine nebelhafte schwarze Rauchwolke, wabernd und schimmernd.
    Jetzt da die Vögel nicht länger versuchten, Nick die Augen auszuhacken, war es ein Leichtes, die Illusion zu erkennen. Nick war gut darin, Zeichen von Magie zu entdecken. Er hatte Alan mehr als einmal zu erklären versucht, dass Illusionen schärfere Konturen hatten, dass sie wirklicher waren als die wirkliche Welt, wirklicher als eigentlich nötig, aber Alan war nie in der Lage, sie zu sehen.
    Einer der Vögel flatterte nicht wie die anderen aufgeregt herum, sondern steuerte geradewegs auf das zerbrochene Fenster zu.
    Nick deutete auf ihn. »Da!«

    Alan drückte ein zweites Mal ab, und wo der Vogel gewesen war, fiel ein Mann zu Boden.
    Als der Körper aufschlug, öffnete sich die Tür, die von der Küche in die Diele führte, und dort stand ihre Mutter im Türrahmen. Die magischen Talismane schimmerten kraftvoll und ihr Haar fiel ihr wie ein Schatten über das Gesicht.
    Alan fühlte nach dem Puls des Mannes, und so war es Nick, der ihr entgegenblickte und sagte: »Es ist alles unter Kontrolle. Wir brauchen dich nicht.«
    Seine Mutter stand in dem verdunkelten Türrahmen, schaute ihn aus bleichen Augen an und sagte schließlich: »Wegen dir bin ich nicht gekommen.«
    Sie schloss die Tür hinter sich, und Nick hörte, wie sie langsam wieder nach oben ging.
    Beide waren außer Atem geraten. Suchend schauten sie sich um, ob noch weitere Überraschungen auf sie warteten. Aber als nach fünf Minuten nichts mehr passiert war, ließ Nick das Schwert sinken, sodass die Spitze den Boden berührte.
    Es war vorbei. Übrig blieben etwa fünfzehn verwirrte Raben, ein toter Magier auf dem Küchenboden und die Schritte ihrer Mutter über ihren Köpfen.
     
    Während Alan das Abendessen rettete, lehnte sich Nick gegen die Arbeitsplatte und versuchte, den Vögeln nicht zu nahe zu kommen. Zwar standen sie nicht länger unter dem Bann des Dämons, aber es waren immer noch Vögel mit mächtigen, höllisch gefährlichen Schnäbeln und
Klauen. Außerdem hatte sich Nick noch nie für Tiere erwärmen können. Alan hatte einmal eine Katze gehabt, aber er hatte sie weggeben müssen, nachdem sie ihn und Nick ein paarmal gebissen hatte.
    Sie mussten nicht darüber sprechen: Die Ereignisse an diesem Abend bedeuteten, dass sie weiterziehen mussten. Na großartig. Gerade erst hatte Nick die Bücherregale so aufgestellt, wie Alan sie haben wollte.
    Die Wunden in seinem Gesicht und auf seinem Arm brannten. Nick betastete seine Wange und versuchte abzuschätzen, wie tief der Riss wohl war.
    »Nicht anfassen!«, mahnte Alan und schlug ihm die Hand weg. »Sonst entzündet sich die Wunde. Ich kümmere mich erst um deine Wange und dann essen wir. Aufräumen können wir später noch.«
    Nick sah, wie Alan erschauerte. Kalte Nachtluft zog durch das zerbrochene Fenster. Einige der Vögel bemerkten endlich die große Öffnung, wo das Fenster gewesen war. Ein paar waren schon hinausgeflogen.
    Seine Wange tat weh und er war am Verhungern. Nick nahm seinen Talisman zwischen die Finger und runzelte die Stirn.
    »Setz dich auf die Arbeitsplatte«, befahl Alan und wischte mit dem Ärmel, den er über die Hand gezogen hatte, Glassplitter aus dem Weg.

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