Der Zirkel Des Daemons
Minuten lang niemandem begegnet war, hielt dann am Straßenrand und stieg aus.
Nick hob das Leichenbündel aus dem Kofferraum. Der Mann war hochgewachsen, bemerkte er gleichmütig, und er überlegte, ob er sich das Zeichen ansehen sollte, das Auskunft darüber gab, zu welchem Zirkel er gehört hatte.
Er entschied sich dagegen. Womöglich kam jemand vorbei, während er den Toten untersuchte, und außerdem spielte es keine Rolle, welcher Zirkel sie diesmal ausfindig gemacht hatte. Alle Zirkel waren hinter ihnen her. Das nächste Mal würde es wieder ein anderer sein.
Die Zeichen auf den Körpern waren nur zu einer Sache gut. So konnten die jeweiligen Zirkel die Toten anhand ihrer Tätowierungen identifizieren und dafür sorgen, dass niemand ihre Mitglieder fand. Kein Polizist würde Alan und Nick mit Fragen über entdeckte Leichen und Schüsse in der Nacht belästigen.
Trotzdem war es immer ratsam, die Toten wegzubringen.
Nick schaute in das schlaffe, leblose Gesicht vor ihm. Es war außerdem ratsam, die Leichen so schnell wie möglich in fließendem Wasser zu deponieren. Ansonsten
könnte der Zirkel auf die Idee kommen, den gefallenen Kameraden den Dämonen zu überlassen. Ein Dämon konnte einen Leichnam einige Tage lang benutzen.
Der Körper war leicht genug, um ihn ohne Mühe auf die Brüstung zu hieven, und Nick legte ihn einen Moment lang dort ab und schaute hinunter in den Fluss. Das Wasser war schwarz und ruhig. Dann ließ Nick den Leichnam fallen. Die Beine wirbelten seitlich durch die Luft, als er hinabstürzte. Der Körper schlug mit einem lauten Platschen aufs Wasser und ging fast vollständig unter, hinabgezogen durch das Gewicht des schweren Ledermantels und der unzähligen Talismane und Amulette. Nick schaute zu, wie eine bleiche Hand auf der Wasseroberfläche hin und her schaukelte, bewegt durch die Strömung, sodass es aussah, als würde sie winken.
Nick drehte sich um und stieg wieder in den Wagen. Er hoffte, dass ihre unliebsamen Gäste gegangen wären, wenn er nach Hause kam. Alan sollte nicht allzu lange brauchen, um ihnen zu erklären, dass es Magier gab, die Dämonen anrufen und sie auf Leute hetzen konnten. Dass es eine Menge Dinge gab, die Seite an Seite mit der normalen Welt existierten und die diese Idioten sich nicht wirklich vorstellen konnten. Möglicherweise waren ihnen einfach nur die Warnungen zu Ohren gekommen, die Alan verbreitet hatte, und dann hatten sie sich eingeredet, sie bräuchten Hilfe bei »okkulten« Problemen.
Denn die Probleme, wie auch immer sie geartet sein mochten, waren höchstwahrscheinlich eingebildet. Er drehte den Zündschlüssel und startete den Motor, der
brüllend zum Leben erwachte. Dann fuhr er auf die Straße und gab Gas, so entfernte er sich rasch von der Stelle, wo der Leichnam im Fluss versank.
Eingebildete Probleme. Wie schön das wäre.
Als Nick bei der Haltestelle St. David abbog, war er sicher, dass Alan das übliche Spiel durchgezogen hatte. Er erzählte allen, denen er begegnete, was sie wissen mussten, um sich zu schützen. Wenn Alan weniger begierig darauf gewesen wäre, anderen zu helfen, und dafür mehr um seine eigene Sicherheit besorgt, wäre Nick wohler gewesen.
Nick konnte förmlich Alans Stimme hören.
Es gibt Dämonen, die in einer anderen Dimension leben , würde er sagen, einer Welt neben unserer, und sie sind hungrig.
Sie hungern nach dem Anblick und den Geräuschen und den Gefühlen unserer Welt. Aber keiner von ihnen kann einfach zu uns kommen. Keiner von ihnen kann den Menschen etwas anhaben, außer ein Zirkel der Magier errichtet eine Brücke für die Dämonen. Passt auf euch auf. Haltet euch von Magiern fern. Haltet euch von uns fern.
Nick war das nur recht.
Er parkte den Wagen, stieg aus und spähte aus verschiedenen Winkeln durch den Türspalt, sodass er alles im Blick hatte. Sein Schwert hatte er - wie immer - griffbereit.
Alans Stimme drang durch die offene Tür: »Also du heißt Mae - hast du vielleicht im Mai Geburtstag? Es ist nämlich fast Mai, weißt du …?«
Alan hatte das übliche Spiel abgeändert.
Nick stieß die Tür ganz auf und zog sein Schwert aus der Scheide. Diese beiden waren in sein Haus eingedrungen. Er hatte das Recht, ihnen Angst einzujagen, wenn er Lust dazu hatte.
»Ich bin nicht nach dem Monat Mai benannt«, sagte Mae, »sondern nach Mae West.«
»Das hättest du wohl gerne«, sagte Nick.
Sein Bruder funkelte ihn an und fragte Mae gleichzeitig: »Bist du ein Filmfan?«
Das
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