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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Eindruck, als hätte er sich auf die Zunge gebissen und würde Blut schmecken. Aber es war kein Blut, es war seine eigene Stimme.
    Jetzt da er wieder sprechen konnte, wusste er nichts zu sagen. Es war geschehen.
    Nick schob Alan beiseite. Alan stolperte und wirbelte etwas von der Asche des Dämonenkreises auf. Es war leicht, Alan aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenn
Nick ihn etwas fester gestoßen hätte, wäre er hingefallen, und wenn er hingefallen wäre, hätte Nick ihm womöglich noch einen Tritt versetzt.
    Die Zuschauer, die sich zuvor versammelt hatten, um dem Tanz beizuwohnen, standen jetzt alle mit offenem Mund da und gafften wie Idioten. Aber keiner von ihnen wagte es, Nick in die Quere zu kommen. Er stürmte davon, und die Leute stoben in alle Richtungen davon, um ihm Platz zu machen. Er stürzte sich in die Dunkelheit des Waldes, weg von dem Lärm und dem Licht des Jahrmarkts, hinein in die zornige Schwärze. Zweige, vom Nachtwind aufgepeitscht, schlugen gegen seinen Körper, Laub fuhr ihm ins Gesicht.
    Ein schmerzhaftes Brennen durchzuckte seinen Augenwinkel und etwas Heißes lief ihm über die Wange. Es war Blut.
    Nick wischte sich übers Auge und sah eine gespenstische Schmierspur auf seinen Knöcheln. Die Röte war selbst in der Dunkelheit unverkennbar. Er wollte auch noch den letzten Rest der Fieberfrucht aus seinem Körper verbannen. Die Wirkung der Frucht ließ sogar diesen dunklen Wald viel zu grell erscheinen. Er verwandelte Wind und Schatten in Flüstern und reißende Dornen.
    Bei jedem Geräusch wirbelte er herum und wollte zuschlagen, aber niemand wagte es, ihm zu folgen. Er war überrascht, als er schließlich doch das unverkennbare Geräusch von Schritten hinter sich wahrnahm. Jemand war offensichtlich doch dumm genug, sich ihm zu nähern.
    Er drehte sich um. Es war nicht Alan.

    Es war Mae. Mit geweiteten Augen, in denen ihre Gefühle so klar erkennbar waren wie in einem klaren See, kam sie auf ihn zu. Zunächst dachte Nick, dass sie einfach nur glücklich war. Sie hatte auch allen Grund dazu, denn immerhin hatte Nicks dämlicher Bruder ihren dämlichen Bruder aus einer unmittelbaren Gefahr gerettet und dafür ein großes Risiko auf sich genommen.
    Dann erinnerte er sich an die Fieberfrucht.
    Maes Augen waren unnatürlich aufgerissen, ihre Pupillen zu sehr geweitet. Nick wusste noch, wie die Welt für einen Tänzer nach der ersten Erfahrung mit der Frucht aussah, wie alles vergrößert und hell erleuchtet zu sein schien, wie jede Farbe scheinbar aus purem Licht gemacht war und einem jeder Gedanke vorkam wie eine Erleuchtung.
    »Was willst du?«, fuhr Nick sie an.
    Maes Lippen waren leicht geöffnet und bebten. Sie befeuchtete sie mit der Zunge, und mit jener fieberhaften Schärfe im Blick sah Nick, dass dort, wo ihre Zunge über die Haut geglitten war, ihr Lippenstift abgerieben war.
    Sie kam näher, streckte ihre Hand aus und drückte Nick mit dem Rücken gegen einen Baumstamm. Ihre Lippen zitterten wieder und sie sprach.
    »Ich will«, sagte sie. »Oh, ich will …«
    Sie hob die freie Hand, vergrub ihre Finger in Nicks Haar und zog seinen Kopf zu sich nach unten. Mit einer Lebendigkeit, die aus der Fieberfrucht geboren wurde, erinnerte sich Nick an ihre zuckenden Hüften während des Tanzes. Ja, er konnte sie begehren.

    Alan begehrte sie ebenfalls. Es würde Alan verletzen, und nach Alans Vorstellung während des Tanzes gefiel Nick der Gedanke, Alan wehzutun.
    Nick hatte nur selten Nein gesagt zu so einem Angebot, und noch nie hatte er es unter diesen Umständen getan, wenn die Lichter des Jahrmarkts der Kobolde wie weit entfernte Blitze im Hintergrund zitterten und sich ein bebender Mund nur wenige Zentimeter von seinem entfernt befand. Nick berührte sie, das erste Mal überhaupt. Er packte ihre Schultern und schob sie von sich. Dann beugte er sich vor und flüsterte ihr ins Ohr:
    »Im Augenblick würdest du alles wollen.«
    Er fuhr mit den Lippen leicht über ihr Ohr, und als er sich zurückzog und sie anschaute, sah sie nicht wütend aus, nur verwirrt und verständnislos.
    Er verließ sie. Er wollte nicht rennen, denn das würde aussehen, als ob er Angst hätte, und so schlenderte er durch den Wald, leichtfüßig, in dem Bewusstsein, dass ihn kein Mädchen und kein verkrüppelter Narr einholen konnten. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, aber er hielt sie ruhig, statt auf irgendwelche Büsche einzudreschen.
    Als das kalte, unfreundliche Blau des Morgens die schwarze Nacht

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