Der Zirkel Des Daemons
Tänzer mit Geld entlohnt wurden, von Fremden, die Hilfe oder Informationen brauchten.
Außerdem würde Nick wieder tanzen. Alle wussten, dass es eine gute Show werden würde.
Meist durchliefen die Tänzer konzentriert ihre Schritte
und trotzdem tauchte kein Dämon auf. Nicht so bei Nick. Nick würde sie nicht enttäuschen.
»Wer ist Anzu?«, fragte Jamie. »Nick sagte, den würde er anrufen.«
»Zwei Dämonen haben Nick ihre Namen genannt, damit er sie beschwören kann«, erklärte Alan. »Dämonen können nach Belieben agieren und sich auf alle möglichen Arten manifestieren, aber meistens bevorzugen sie eine Form und eine bestimmte Weise, Dinge zu tun. Da gibt es solche, die Mae als Sukkubi und Inkubi bezeichnen würde, sie versuchen, Menschen mit Sex und Romantik zu verführen; dann gibt es solche, die die Maske des Todes tragen, und andere, die eine bestimmte Tiergestalt annehmen. Die Dämonen, die Nick beschwört, sind Anzu, der sich oft als Vogel zeigt, und ein Sukkubus namens Liannan. Sie … nun ja …« Alan schaute zu Nick, der ihn anlächelte und ihm mit einer Geste bedeutete, fortzufahren. »Dämonen haben kein besonders gutes Zeitgefühl«, sagte Alan. »Liannan denkt, Nick sei ihr Freund aus längst vergangenen Tagen.«
Man begann jetzt, die Fackeln zu entzünden, und in dem tanzenden Licht veränderte Alans Haar seine Farbe von Blutrot zu strahlendem Gold.
Jamie schaute ihn fassungslos an. »Ein Freund? Ich dachte, Dämonen wären böse.«
Alan runzelte die Stirn. »Nun, darüber ließe sich streiten. Einige von uns behaupten, Dämonen seien böse und sonst nichts. Und natürlich würde Liannan, ohne zu überlegen, Körper und Leben eines jeden übernehmen, der
nicht vorsichtig genug ist. Man kann ihnen nicht trauen, nicht für eine Sekunde, denn sie sind so versessen darauf, in unsere Welt zu gelangen. Aber einige Menschen glauben, dass Dämonen vielleicht auch Gefühle haben, und zwar nicht nur böse. Es ist schwer zu sagen, aber manche Leute denken …« Alan zögerte, dann wurde seine Stimme weicher: » Ich denke, dass sie sogar lieben können.«
Nick fragte sich, ob Alan einen Sukkubus wohl erst zum Essen einladen und mit ihm über seine Gefühle reden würde, bevor er seine Pistole auf ihn abfeuerte.
Die Fackeln brannten jetzt hell und ruhig in ihren Halterungen, die an den Bäumen um die Lichtung befestigt waren. Die Kreise waren bereit und die Platten mit den Früchten leerten sich allmählich. Nick hatte das Gefühl, sich außerhalb seines Körpers zu befinden. Trotzdem versuchte er, einen klaren Kopf zu bewahren. Das Licht verschwamm, und alles verzerrte sich vor seinen Augen, als ob er unter der Wasseroberfläche schwimmen und in die Sonne schauen würde. Mädchen und Jungen mit klebrigen Fingern und klebrigen Mündern scharten sich um ihn, lachten und fragten ihn, warum er wieder tanzte. Alan, der Fixpunkt in einer wirbelnden Welt, blieb neben ihm und antwortete an Nicks Stelle. Bald schon würde er für Nick die Fragen stellen.
Die Trommeln stimmten den Tanzrhythmus an, ein dumpfer, gedämpfter Klang, der seinen Ursprung in Nicks Knochen zu haben schien. Die Trommeln mussten immer gedämpft sein, aus Angst, dass jemand von außerhalb des Marktes sie hören könnte, aber für Nick waren
alle Geräusche der Nacht mit einem Mal klar und deutlich wahrnehmbar - jede Frau, die in einem Zelt die Karten legte, jedes Rascheln kleiner, verängstigter Tiere im Wald.
Auch das leise Auftreten eines Mädchens hinter ihm. Nick wirbelte herum und sah Mae.
»Gute Neuigkeiten«, verkündete Merris Cromwell. »Wir haben eine vielversprechende neue Tänzerin.« Als Nick lachte, maß Merris ihn mit einem kalten Blick und fuhr fort: »Sie erfüllt alle Voraussetzungen. Sie hat eine gute Koordination, ein starkes Verlangen, die Dämonen anzurufen, und sie hat keine Furcht.«
»Sie wird sich schon sehr bald fürchten«, prophezeite Nick murmelnd.
»Wollen wir wetten?«, rief Mae ihm zu.
Sie stolzierte an ihm vorbei zur nächsten Platte mit Früchten. Sie hob eine davon auf, als wäre es ein Fehdehandschuh, den man ihr hingeworfen hatte. Als sie hineinbiss, ergoss sich der Saft in einem goldenen Strom über ihr Kinn.
Ihre Augen hielten Nicks Blick stand und seine Hand fuhr zum Gürtel. Er schnallte die Scheide seines alten Schwertes ab und warf sie beiseite. Einer Herausforderung würde er nicht aus dem Weg gehen.
»Lass uns tanzen«, sagte er.
Während Mae nach Merris’ Anweisung ihren Kreis
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