Der Zirkel Des Daemons
Sollte er doch leiden.
Sie fuhren schweigend weiter. Nur das kleine, kurze,
abgehackte Keuchen, das Alans Kehle zu entweichen begann, durchbrach die Stille. Nick lauschte auf jeden unterdrückten Schmerzenslaut.
Alan würde niemals zulassen, dass Nick sich selbst Schmerzen zufügte, egal wie wütend er auf Nick sein mochte. Nick wusste das, aber darin lag der Unterschied zwischen ihnen. Nick war ein Mistkerl und Alan war ein selbstzerstörerischer Narr.
Der Wagen fuhr in einen giftgelben Morgen. Es war die Farbe von bleichem, kränklichem Sonnenlicht, das durch regenschwere Wolken gefiltert wurde. Es nieselte unentwegt. Nick starrte auf das Wasser, das über die Scheiben lief, und überlegte, ob andere Menschen genauso wütend wurden wie er. Er hatte Alan schon wütend erlebt, aber niemals hatte er in Alans Augen diesen wilden Blutdurst entdecken können. Er wünschte sich, er würde einfach nur das Verlangen verspüren, Alan anzuschreien oder Türen zuzuschlagen. Er wünschte sich, er würde etwas anderes wollen, egal was, nur nicht mit ungebremster Gewalt zuschlagen. Er saß da, hatte die Fäuste geballt und war sich der Gegenwart des neuen Schwertes an seiner Hüfte und des Messers in der Scheide an seinem Rücken nur zu deutlich bewusst.
Vor ihrem Haus fuhr Alan an den Straßenrand und stellte den Motor ab, der mit einem leisen Surren verstummte. Dann entspannte er sein Bein und stieß erleichtert den Atem aus. Einen Augenblick lang war alles vollkommen still.
Dann sagte Alan: »Als du weg warst, habe ich mit Merris
gesprochen. Sie sagte, sie sei nicht in der Lage, uns in der Sache mit Black Arthur zu helfen. Aber ich weiß nicht … ich habe Geschichten über Experimente gehört, die sie in ihrem Haus durchführt. Sie will nicht darüber reden. Vielleicht sollten wir sie mal besuchen.«
Das war so typisch Alan. Der blöde Kerl machte sich immer noch Sorgen um andere Leute, wo er doch derjenige war, der sich in Gefahr befand. Nick wollte nichts anderes, als Alan von den beiden Malen zu befreien, und das war so gut wie unmöglich.
»Wir müssen einen Magier töten«, knurrte Nick.
Ihr Vater war von Magiern umgebracht worden. Sie waren ihr ganzes Leben lang auf der Flucht vor Magiern gewesen. Und nun mussten sie sich auf die Suche nach ihnen machen.
»Wir haben schon früher Magier getötet«, gab Alan zurück.
»Wenn sie uns angriffen, ja«, fuhr Nick ihn an. »Sie bewegen sich in magischen Zirkeln. Wenn wir einen von ihnen ausfindig machen, dann haben wir es nicht nur mit einem einzelnen Magier zu tun, sondern mit einem ganzen Nest. Sie haben Dämonen, sie haben Magie und sie sind uns zahlenmäßig überlegen.«
Er sprach die Wahrheit. Alan wusste das, und es trieb Nick schier zur Raserei, dass er sie aussprechen musste. Die Wahrheit, dass Alan vermutlich sterben würde, ließ er dagegen unausgesprochen.
»Es ist eine Möglichkeit«, sagte Alan. »Vorher hatte Jamie keine Chance. Jetzt haben wir beide eine.«
»Aber musste es sein, dass du nun vielleicht für ihn stirbst?«, verlangte Nick zu wissen. »Was soll ich mit Mum machen, wenn du tot bist?«
»Mir war nicht klar«, sagte Alan langsam und wurde bleich, »dass deine Sorgen rein praktischer Natur sind.«
Nick starrte auf das Armaturenbrett. Jetzt, ausgerechnet jetzt, fing Alan an, Unsinn zu reden. Nick war ganz und gar nicht in der Stimmung dafür.
»Du hast nicht edelmütig gehandelt«, warf er Alan vor. »Du wolltest nicht diesem Jungen eine Chance geben. Lüg mich nicht an! Versuche nicht, mir einzureden, dass es nichts mit dem Mädchen zu tun hat.«
Bevor Alan etwas erwidern konnte, hatte Nick die Beifahrertür geöffnet. Mit einem Sprung war er draußen und schlug die Tür hinter sich zu. Er rannte, wie er durch den Wald von Tiverton gerannt war, durch die grauen Straßen von London.
Er rannte zu der Werkstatt, in der er jetzt arbeitete. Nick fand Trost in Maschinen, die entweder funktionierten oder kaputt waren und entweder repariert werden konnten oder weggeworfen wurden. Die Werkstatt war noch unbelebt. Autos, einige zur Reparatur bereits auseinandergenommen, standen wie Geister aus Blech herum.
Nick versetzte einem Werkzeugkasten einen Tritt und Schraubenschlüssel und Zangen flogen scheppernd auf den Betonboden. Am liebsten hätte er ein Auto umgekippt und aufs Dach geworfen, und er war fest davon überzeugt, dass er dazu in der Lage war. Er war so wütend, dass er töten wollte.
Ein Wagen, der eben noch auf einer Hebebühne
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