Der Zirkel Des Daemons
gestanden hatte, schlug mit einem lauten Krachen auf dem Boden auf. Nick wirbelte herum und zog sein Schwert. Ein Rad hatte sich gelöst und rollte gegen die Wand, und erst da bemerkte Nick, dass das Schloss an der Werkstatttür aufgebrochen war. Jemand oder etwas hatte es zerschlagen.
Plötzlich war Nick glücklich. Er hoffte auf einen Angriff, hoffte, dass dies endlich eine Situation war, mit der er sich auskannte, die er bewältigen konnte. Langsam drehte er sich im Kreis, hielt Ausschau nach der leichtesten Bewegung, lauschte auf das kleinste Geräusch. Hinter seinem Rücken krachte donnernd ein weiteres Auto zu Boden.
»Hab ich dich«, sagte Nick, der sich bereits umgedreht hatte und das Schwert durch die Luft sausen ließ. Aber alles, was er sah, war eine kleine Flammenzunge unter der Motorhaube des Wagens.
Es war ein Dämon. Es musste einer sein. Allein der Aufprall hätte kein Feuer entzünden können und außerdem brannte Nicks Talisman und lag schwer und vibrierend auf seiner Brust. Da war ein Dämon, irgendwo in der Nähe, und er würde nicht so dumm sein, sich zu zeigen und töten zu lassen.
Er dachte einen Moment daran, dass er Alan warnen müsste, damit sie Vorbereitungen zur Abreise treffen konnten, aber dann besann er sich. Sie waren ja jetzt auf der Jagd nach Dämonen. Denn wo ein Dämon war, war bestimmt ein Magier in der Nähe, und dann mussten sie bleiben und versuchen, ihn zu erwischen.
Nick war klar, dass er aus der Werkstatt erst mal verschwinden musste. Er konnte es sich nicht leisten, dass ihn jemand hier erwischte und wegen Brandstiftung anzeigte.
»Keine Sorge«, sagte er zu der ersterbenden Flamme und der leeren Halle. »Ich erwische dich schon noch.«
Er wollte nicht heimgehen und so machte er einen Spaziergang. Später ging er wieder zur Werkstatt, wo sich alle über die geheimnisvollen Vandalen den Kopf zerbrachen. Nick hörte sich die Theorien und Überlegungen an, dann öffnete er die Motorhaube eines Wagens und machte sich an die Arbeit. Er vergrub sich darin, grimmig und wortlos, zwei Schichten lang, bis es dunkel war und man ihm deutlich machte, dass er gefälligst nach Hause gehen und den Rest des Abends genießen sollte.
Nick nickte nur und ging. Er kehrte schließlich heim und stieg ins Bett, ohne jemandem zu begegnen. Der Schlaf, schwarz und unüberwindlich, verschlang ihn vollkommen.
Er wachte spät auf, wie üblich, und ging hinunter in die Küche, wo Alan vor einer Scheibe Toast saß und sie nicht anrührte. Er sah so bleich und zerbröselt aus wie ein alter Knochen, schon nach einer einzigen Nacht mit einem Dämonenmal der zweiten Stufe. Unter seinen Augen lagen violette Schatten, und er schaute nicht von seinem Teller auf, als Nick hereinkam. Normalerweise konnte sich Nick an jeden anschleichen außer an Alan. Aber heute bemerkte ihn sein Bruder gar nicht. Nick
stützte sich auf die Rückenlehne von Alans Stuhl und betrachtete grimmig Alans Nacken.
»Nie wieder«, sagte er und sah, wie Alan bei diesen unerwarteten Worten zusammenzuckte. »Tu so etwas nie wieder«, sagte er. »Verstanden?«
Alan griff hinter sich und packte Nicks Oberarm. Seine dünnen Finger konnten die Muskeln nur halb umfassen, aber er hielt fest.
»Ich verspreche«, sagte Alan, »dass ich mir keine Dämonenmale mehr aufhalsen werde, um Mädchen mit pinkfarbenen Haaren zu beeindrucken oder ihre Brüder zu retten.«
Nick hing in einer unbequemen Stellung halb über Alans Stuhl, aber er verspürte nicht das Verlangen, sich von seinem Bruder zu lösen. Mit rauer Stimme sagte er: »Das würde ich dir auch nicht raten.«
Alan bot ihm an, ihn zur Schule zu fahren, aber Nick sagte, er würde die U-Bahn nehmen. Er merkte, dass Alan wirklich müde war, als sein Bruder ohne jeglichen Widerspruch damit einverstanden war. Nick hatte nicht die Absicht, in die Schule zu gehen. Er wusste, was er zu tun hatte.
Anzu hatte ihm den Namen eines Zirkels genannt. Der Zirkel des Obsidian. Black Arthurs Zirkel. Das wusste er, aber er wusste nicht, wie mächtig dieser Zirkel war oder wo man ihn finden konnte. Er wollte nicht bis zum nächsten Jahrmarkt der Kobolde warten. Er konnte einen einfachen Beschwörungskreis herstellen. Er würde wieder tanzen, und zwar allein.
Er brauchte Antworten. Er brauchte seinen anderen Dämon.
Er brauchte Liannan.
An einer der ödesten Straßen in Camden, hinter der American Methodist Church , befand sich ein kleiner, grauer Platz. Er war überhäuft mit Bauschutt und
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