Der Zirkulationsprozess des Kapitals
zulässig; Kapitalisten, die mit geborgtem Kapital arbeiten, werden weniger Nachfrage auf dem Geldmarkt ausüben, was diesen ebensosehr erleichtert wie vermehrtes Angebot; oder endlich die Summen, die für den Mechanismus überschüssig geworden sind, werden definitiv auf den Geldmarkt hinausgeworfen.
Infolge der Kontraktion der Umlaufszeit A20 von 3 auf 2 Wochen, und daher der Umschlagsperiode von 9 auf 8 Wochen, wird 1 / 9 des vorgeschoßnen Gesamtkapitals überflüssig; die sechswöchentliche Arbeitsperiode kann nun mit 800 Pfd. St. ebenso beständig in Gang gehalten werden wie früher mit 900 Pfd. St. Ein Wertteil des Warenkapitals = 100 Pfd. St., einmal in Geld rückverwandelt, verharrt daher in diesem Zustand als Geldkapital, ohne weiter als Teil des für den Produktionsprozeß vorgeschoßnen Kapitals zu fungieren. Während die Produktion auf gleichbleibender Stufenleiter und zu sonst gleichbleibenden Bedingungen, wie Preisen etc., fortgeführt wird, vermindert sich die Wertsumme des vorgeschoßnen Kapitals von 900 Pfd. St. auf 800 Pfd. St.; der Rest von 100 Pfd. St. des ursprünglich vorgeschoßnen Werts wird ausgeschieden in der Form von Geldkapital. Als solches tritt es in den Geldmarkt ein und bildet zuschüssigen Teil der hier fungierenden Kapitale.
Man ersieht hieraus, wie eine Plethora von Geldkapital entstehn kann – und zwar nicht nur in dem Sinn, daß das Angebot von Geldkapital größer ist als die Nachfrage; dies ist immer nur eine relative Plethora, die z.B. stattfindet in der »melancholischen Periode«, welche nach Ende der Krise den neuen Zyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn, daß für die Betreibung des gesamten gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses (welcher den Zirkulationsprozeß einschließt) ein bestimmter Teil des vorgeschoßnen Kapitalwerts überflüssig und daher in der Form von Geldkapital ausgeschieden ist; eine Plethora, entstanden bei gleichbleibender Stufenleiter der Produktion und gleichbleibenden Preisen durch bloße Kontraktion der Umschlagsperiode. Es hat die Masse – größere oder kleinere – des in Zirkulation befindlichen Geldes hierauf nicht den geringsten Einfluß gehabt.
Nehmen wir umgekehrt an, die Zirkulationsperiode verlängre sich, sage von 3 Wochen zu 5. Dann findet schon beim nächsten Umschlag der Rückfluß des vorgeschoßnen Kapitals um 2 Wochen zu spät statt. Der letzte Teil des Produktionsprozesses dieser Arbeitsperiode kann nicht weitergeführt werden durch den Mechanismus des Umschlags des vorgeschoßnen Kapitals selbst. Bei längrer Dauer dieses Zustandes könnte, wie im vorigen Fall Erweiterung, so hier Kontraktion des Produktionsprozesses – des Umfangs, auf dem er betrieben – eintreten. Um aber den Prozeß auf derselben Stufenleiter fortzuführen, müßte das vorgeschoßne Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängrung der Zirkulationsperiode um 2 / 9 = 200 Pfd. St. vermehrt werden. Dies Zusatzkapital kann nur dem Geldmarkt entnommen werden. Gilt die Verlängerung der Zirkulationsperiode für einen oder mehrere große Geschäftszweige, so kann sie daher einen Druck auf den Geldmarkt herbeiführen, wenn nicht diese Wirkung durch Gegenwirkung von andrer Seite aufgehoben wird. Auch in diesem Fall ist sichtbar und handgreiflich, daß dieser Druck, wie vorher jene Plethora, nicht das geringste zu tun hatte mit einer Änderung weder in den Preisen der Waren noch in der Masse der vorhandnen Zirkulationsmittel.
〈Die Fertigstellung dieses Kapitels für den Druck hat nicht geringe Schwierigkeiten gemacht. So sattelfest Marx als Algebraiker war, so ungeläufig blieb ihm das Rechnen mit Zahlen, namentlich das kaufmännische, trotzdem ein dickes Konvolut Hefte existiert, worin er sämtliche kaufmännische Rechnungsarten selbst in vielen Exempeln durchgerechnet hat. Aber Kenntnis der einzelnen Rechnungsarten und Übung im alltäglichen praktischen Rechnen des Kaufmanns sind keineswegs dasselbe, und so verwickelte er sich in den Umschlagsberechnungen derart, daß neben Unvollendetem schließlich manches Unrichtige und Widersprechende herauskam. Ich habe in den oben abgedruckten Tabellen nur das Einfachste und arithmetisch Richtige beibehalten, und zwar hauptsächlich aus folgendem Grund.
Die unsichern Resultate dieser mühsamen Rechnerei haben Marx veranlaßt, einem – nach meiner Ansicht – tatsächlich wenig wichtigen Umstand eine unverdiente Wichtigkeit beizulegen. Ich meine das, was er »Freisetzung« von Geldkapital nennt. Der wirkliche
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