Der Zirkus der Abenteur
stünde.«
»Verflixt!« rief Jack. »Was sollen wir tun? Fliehen hat keinen Zweck. Wo sollten wir auch hin? Wir können nur abwarten und auf unser Glück vertrauen. Pedro, Philipp und ich werden wie gewöhnlich unter dem Wagen schlafen. Gus muß bei Ma bleiben. Schließlich ist er die wich-tigste Persönlichkeit. Wir sind nicht so wichtig, obwohl Graf Paritolen natürlich annehmen wird, daß Gus mit uns zusammen ist. Wenn man uns findet, wird man ihn in der Nähe vermuten.«
Dina und Lucy kletterten in den Wagen. Gus blieb bei Ma. Die drei Jungens wickelten sich in Decken und legten sich unter den Wagen der Mädchen. Pedro schlief bald ein. Aber Jack und Philipp lagen noch eine Weile wach und unterhielten sich leise.
Plötzlich griff Jack nach Philipps Arm und drückte ihn krampfhaft. »Ich höre etwas«, flüsterte er ihm ins Ohr.
»Jemand schleicht um den Wagen herum.«
Er richtete sich leise auf und zog seine Taschenlampe heraus. Richtig, dort kroch eine dunkle Gestalt über den Boden. Rasch knipste er die Lampe an.
Er blickte in ein überraschtes Gesicht. Ein Mann kniete dicht vor ihm auf der Erde. Es war der große Hausierer aus dem Auto. Jack erkannte die schwarzen Haare und den kleinen Schnurrbart.
»Was suchen Sie hier?« rief er. »Warum kriechen Sie hier im Dunkeln herum? Ich werde das ganze Lager zu-sammenrufen, wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden.«
Eine große Überraschung
»Schsch!« machte der Mann. »Ich ...«
Aber bevor er weitersprechen konnte, geschah etwas Merkwürdiges. Kiki, der den Fremden aufmerksam betrachtet hatte, breitete plötzlich die Flügel aus und flog auf seine Schulter. Zärtlich rieb er den Schnabel an seiner Wange und gurrte wie eine Taube.
»Kiki«, sagte der Mann und strich ihm leise über das Gefieder.
»Bill, sei still!« rief Kiki. »Bill will Dill. Setz den Kessel auf. Hol den Doktor!«
Jack brachte vor Staunen kein Wort heraus. Warum benahm sich Kiki plötzlich so seltsam? Woher kannte der Fremde seinen Namen? Er konnte sich das nicht zusam-menreimen. Aber Philipp ging plötzlich ein Licht auf. Hastig rollte er sich unter dem Wagen hervor und stürzte auf den Mann zu. »Bill, Bill! Träume ich oder wache ich? Bill, bist du es wirklich? Warum trägst du eine Perücke?«
Lachend riß sich der Mann die schwarze Perücke vom Kopf und schüttelte Philipp die Hände. Nun erkannte Jack ihn ebenfalls — trotz des schwarzen Schnurrbarts, der natürlich falsch war. Ja, es war Bill. Schwindlig vor Glück kroch er unter dem Wagen hervor und begrüßte ihn herzlich. War dies auch kein Traum? Stand Bill wirklich leib-haftig vor ihm?
Nein, Jack träumte nicht. Bill war da und erkundigte sich lebhaft nach den Mädchen. »Ich war so erleichtert, als ich sie gesund und munter vor mir stehen sah. Zuerst hatte ich sie gar nicht erkannt. Aber Lucys klare Stimme erkannte ich sofort. Und Kiki war ja nicht zu übersehen.
Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich ihn auf deiner Schulter sitzen sah, Jack. Sind die Mädchen hier in dem Wagen?«
»Ja. Ach, Bill, daß du wieder bei uns bist! Madame Fifi erzählte uns, daß du dich nach mir erkundigt hattest. Wir hielten dich für einen Spion. Wie sollten wir auch darauf-kommen, daß du dich als Hausierer verkleidet hast.
Komm in den Wagen! Wir wollen die Mädchen wecken.
Und Pedro auch. Er ist ein guter Freund von uns.«
Bald saßen alle zusammen in Pedros Wagen. Lucy hielt Bill fest umklammert und wollte ihn gar nicht wieder loslassen. Hin und wieder wischte sie sich die Tränen ab, die ihr unaufhörlich über das Gesicht rannen.
»Ich kann nichts dafür, daß ich weine. Ach, Bill, ich bin ja so glücklich!« Lucy lachte und weinte zugleich.
Bill zog ein großes Taschentuch hervor und trocknete ihr nasses Gesicht ab. »Das erinnert mich an Gussel«, sagte er lächelnd. »Weißt du noch, wie Philipp ihm ein Handtuch gab, weil er bei jeder Gelegenheit heulte?«
»Wie geht es Mutter?« fragte Philipp. »Hat sie sich sehr um uns gesorgt?«
»Natürlich. Die Schurken hatten uns überfallen und gefesselt, bevor sie euch entführten. Wir konnten uns nicht selber befreien und wurden erst am nächsten Morgen von Frau Gump gefunden, als sie zur Steinhütte gehen wollte.
Aber da war keine Spur mehr von euch zu sehen. Wir benachrichtigten die Polizei, und ihr wurdet in ganz England gesucht. Doch das Verschwinden von Gussel verschwie-gen wir, um die Bevölkerung von Tauri-Hessia nicht un-nötig zu beunruhigen.«
»Die
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