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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Ihr seid ein überaus einfühlsamer Schwertkämpfer, mein Lord!« Ein größeres Kompliment hätte er wahrscheinlich nicht aussprechen können.
    Wallie nahm einen Kuchen an und noch mehr Wein. Er mußte zugeben, daß es einen Grund zum Feiern gab. Er erzielte einen noch größeren Heiterkeitserfolg, als er zum besten gab, wie er am Abend zuvor Nnanjis altes Schwert zur Aufbewahrung abgegeben hatte.
    »Machen seine Fechtkünste Fortschritte?« fragte Honakura. »Wie ich hörte, habt Ihr ihm schwer zugesetzt.«
    Wallie gab zu, daß er sich gezwungen gefühlt hatte, Nnanji zu schlagen, wenn auch nicht auf die herkömmliche Art. »Seine Schwertkämpfer-Eigenschaften sind ganz erstaunlich. Seine Abwehr war schon vorher hervorragend, und jetzt stehen ihr seine Angriffe in nichts mehr nach. Heute morgen hat er versucht, mich niederzumetzeln, aber diesen Fehler wird er schon noch ablegen.«
    Nnanji konnte nach den allgemeinen Tempelmaßstäben leicht in der Dritten Stufe aufgenommen werden, ja sogar nach Shonus Maßstäben. Es hatte fast den Anschein, als ob die Ergebnisse seiner jahrelangen fruchtlosen Übungen irgendwo gespeichert und jetzt freigesetzt worden wären. Wallie hatte angeboten, seine Beförderung noch am selben Tag in die Wege zu leiten. Nnanji hatte daraufhin ganz verwegen gefragt, ob eine Regel dagegenspräche, gleich zwei Stufen auf einmal zu nehmen. Nichts sprach dagegen, also willigte Wallie ein zu warten, bis er soweit wäre, es mit der vierten Stufe zu versuchen. Nnanji war jetzt seine Geheimwaffe.
    Honakura kuschelte sich in seinen Korbstuhl und blinzelte seinem Gast zu. »Und die Sklavin?«
    Unbewußt mußte Wallie bei dieser Frage gähnen. Er war nicht sicher, ob er in der letzten Nacht überhaupt geschlafen hatte. Er wünschte, Honakura wäre des Lesens kundig gewesen, dann hätte er ein Witzchen über ein Buch der Rekorde dieser Welt machen können. Doch das war er nun mal nicht, also bemerkte Wallie lediglich, daß an diesem Morgen noch viel mehr Federn auf dem Boden herumgelegen hätten. Shonsu erbrachte unermüdlich Glanzleistungen, wenn er angespornt wurde, und Jja war eine begeisterte Partnerin. Gemeinsam hatten sie die höchsten Gipfel der Leidenschaft erreicht, die er für uneinnehmbar gehalten hätte, wenn er es nicht am eigenen Leibe erfahren hätte.
    »Und was habt Ihr als nächstes vor?« fragte der Priester, während er sein Glas von neuem füllte.
    »Jetzt habe ich erst einmal Zeit«, sagte Wallie. »Zeit, gesund zu werden, Nnanji auszubilden, von Euch mehr über Eure Welt zu erfahren … Zeit zum Nachdenken! Der Ehrenwerte Tarru kann ruhig weiterhin die Tempelgebäude auseinandernehmen, doch irgendwann muß er sich sein Versagen eingestehen, deshalb wird er es sich wohl überlegen.«
    »Und dieser Katanji?«
    »Ach«, sagte Wallie, »ich habe ihn noch nicht persönlich kennengelernt, aber ich denke, er wird der fünfte im Bunde sein. Dann fehlen noch zwei.«
    »Ihr lernt, Walliesmith«, sagte Honakura.
    Wallie konnte sich nicht leisten, in seiner Wachsamkeit nachzulassen, doch er spürte den Tod nicht mehr so dicht auf seinem Rücken mitspazieren. Die Tage krochen dahin, und seine Füße heilten mit einer Geschwindigkeit, die Dinartura in Erstaunen versetzte, doch die Verbände blieben dran. Wallie verbrachte die meiste Zeit in der Gästesuite – sich mit Gymnastik fit haltend, mit Nnanji fechtend und Sutras aufsagend, mit Vixini spielend, mit Jja der Liebe frönend. Jedesmal wenn er ausging, war er überzeugt, verfolgt zu werden, und er hatte den Verdacht, daß inzwischen das gleiche für Nnanji zutraf.
    Shonsu war ein vorzüglicher Lehrmeister, Nnanji ein unglaublich guter Schüler. Sobald ihm einmal ein besonderer Trick oder Kunstgriff gezeigt worden war, vergaß er ihn nie wieder. Sein kämpferisches Können baute sich auf wie eine Gewitterfront an einem Sommernachmittag, was Wallie daran merkte, daß er ihm mit immer mehr Geschicklichkeit begegnen mußte, um auf einer Stufe mit ihm zu kämpfen. Es wäre besser gewesen, wenn er mehr als einen Übungspartner gehabt hätte, aber es gefiel beiden, seinen Erfolg geheimzuhalten.
    Die Tage krochen dahin …
    Eines Abends, als Lehrer und Schüler ihr Bad beendet hatten und sich beide der zufriedenen Erschöpfung erfreuten, die einer langen, großen Anstrengung folgte, gestand Nnanji, daß er sich irgendwie enttäuscht fühlte.
    »Ihr seid ein besserer Lehrer als irgend jemand in der Welt, mein Gebieter«, sagte er. »Ihr zeigt mir all

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