Der zögernde Schwertkämpfer
Schwall von Beschwerden. Das Bett war halb zerrupft! Überall waren Federn verstreut.«
Der alte Priester hatte sich fast am Wein verschluckt. »Was hatte Meister Coningu zu sagen?«
»Er ließ ziemlich deutlich durchblicken, daß der Schuldige nicht von ihm zur Rechenschaft gezogen werden konnte«, sagte Wallie. Der alte Kammerherr war offenbar kein Anhänger Tarrus und könnte sich als wertvoller Verbündeter erweisen. »Jetzt ist die Schatzsuche also in vollem Gange, doch ich wurde gestern von sehr vielen Leuten besucht. Er kann unmöglich wissen, wer es mitgenommen hat.«
Honakura nickte vergnügt. »Und wen könnte er mit der Suche beauftragen? Ehrliche Männer, die mit der Sache nichts zu tun haben wollen, würden ihre Aufgabe zweifellos nur oberflächlich erfüllen; unehrliche Männer würden das wertvolle Stück vermutlich an einem anderen Ort verstecken. Er kann nicht überall selbst suchen.«
Er nippte schweigend an seinem Glas und genoß Tarrus auswegloses Dilemma; dann hob er eine seiner nicht vorhandenen Augenbrauen. »Würdet Ihr mir vielleicht im groben verraten, wie Ihr es angestellt habt?«
»Mit Vergnügen.« Wallie hatte auf diese Frage gewartet. »Der schwierigste Teil war, es die Treppe hinunter und aus dem Gebäude zu schaffen, denn es gibt Spitzel, und ich werde überall beobachtet, wohin ich auch gehe. Das Schwert wäre sicher bemerkt worden. Was ich nicht wußte, war, ob Nnanji ebenfalls beobachtet wurde …«
Während Jja sich also auf den Weg gemacht hatte, um Nnanjis Bruder zu suchen, hatte Wallie Nnanji unterwiesen, wie man einen Verfolger ausmacht. Nnanji war enttäuscht, als er erfuhr, daß das kein Sutra war, doch Wallie hatte lediglich die Grundpraktiken, die in jeder Spionagegeschichte vorkamen, zitiert – verstohlenes Huschen in einen Hauseingang, überraschendes Hakenschlagen und so weiter. Er hatte ihm sogar ein paar Ratschläge zum Abschütteln eines Verfolgers gegeben, obwohl es in der Tempelanlage an Taxis und Hotelempfangshallen fehlte, die von Spionageromanschreibern gern empfohlen wurden. Nnanji faßte das Ganze als Spiel auf und machte sich auf den Weg zum Tor, um sich seinem Bruder Katanji zu zeigen. Und Katanji, der entsprechende Anweisungen erhalten hatte, war ihm mit einigem Abstand in die Unterkünfte gefolgt.
Honakuras Augen strahlten. »Hat sein Bruder schwarze Haare?«
»Ja«, bestätigte Wallie. »Ich hätte das Wagnis nicht eingehen können, wenn … Woher wußtet Ihr das?«
»Auf gut Glück erraten«, antwortete der Priester, schmunzelnd und offensichtlich lügend.
Wallie runzelte die Stirn und fuhr fort: »Natürlich schenkten die Wachtposten am Tor einem nackten Jungen mit einem Teppich keinerlei Aufmerksamkeit. Er folgte Nnanji, und sie beide schlüpften in das Gestrüpp unter dem Balkon. Und ich ließ das Schwert zu ihnen hinunterfallen.«
Honakura war fassungslos – er wußte, wie hoch die Suite lag. »Ihr ließt es hinunterfallen? Wurde es nicht zerschmettert?«
Wallie erklärte das Prinzip von Fallschirmen. Er hatte mit vier Längen von Jjas Faden eine Kissenhülle an dem Griff befestigt. Das reichte nicht aus, um den Fall des Schwertes wesentlich abzubremsen, doch es hatte bewirkt, daß die meisterhaft ausgewogene Klinge mit der Spitze nach unten fiel, und Chioxin hatte es so konstruiert, daß es einen Aufprall in dieser Richtung aushielt. Höchstens ein unterirdischer Felsen hätte Schaden anrichten können, und dieses Risiko mußte er einfach eingehen.
Wie sich herausstellte, war das Siebte Schwert in eine unterirdische Baumwurzel gestoßen. Das hatte sich als Problem erwiesen. Katanji hatte erfolglos daran herumgezerrt und gerüttelt – die Klinge blieb fest eingepflanzt, während Wallie oben auf dem Balkon den Atem anhielt. In einer abgeschwächten Form von Hysterie fielen ihm Mallorys Worte über den jungen Arthur ein: Wer dieses Schwert aus dem Stein und dem Amboß herauszieht, der ist rechtmäßiger König von England. Im vorliegenden Fall hatte des jungen Arthurs schlacksiger älterer Bruder im Gestrüpp gestanden und es mit äußerster Anstrengung versucht. Doch Chioxin hatte wahrscheinlich an diese Art der Beanspruchung nicht gedacht, und Wallie litt unter der alptraumhaften Vorstellung, daß sich der Griff vom Zapfen lösen könnte. Doch schließlich war es die Klinge, die sich aus der Wurzel löste, und Sir Kay-Nnanji war flach auf den Rücken gefallen, während der junge Arthur von einem Anfall nervösen Kicherns geschüttelt
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