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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Eigenschaft des letzten Besuches ein Licht aufgegangen sein, was geschah. Doch da war er bereits geschehen.
    Kurz vor Sonnenuntergang entlud sich die Hitze in einem dramatischen Gewitter. Es goß in Strömen aus einem kohleschwarzen Himmel. Büschel von lavendelfarbenen Blitzen zuckten um die spitzen Tempeltürme. Die Goldauflage machte diese Türme zu guten Blitzableitern, und dank einer göttlichen Eingebung waren sie offenbar bei der Konstruktion bestens geerdet worden.
    Wallie und Nnanji, die das Schauspiel von ihrer königlichen Suite aus beobachteten, empfanden die Donnerschläge wie Hiebe auf den Kopf, bei denen ihnen die Ohren klingelten.
    »Die Götter sind ungehalten, mein Gebieter«, sagte Nnanji voller Unbehagen.
    »Das glaube ich nicht. Ich glaube, sie lachen sich kaputt.«
    Das gesellige Leben begann später als sonst, nach dem Regen, doch die Nacht war wundervoll kühl, und die Fackeln rund um die Terrasse zischten und qualmten, und ihr Schein spiegelte sich in den nassen Pflastersteinen. Als der hohe Gast mit seiner kleinen Gefolgschaft die Räumlichkeiten durchquerte, wandten sich ihm alle Blicke zu. Mit sorgsam verhohlener Erheiterung registrierte Wallie die verdutzten Gesichter der Schwertkämpfer, die versuchten dahinterzukommen, was sich verändert hatte, und die heruntersackenden Kiefer und erstaunten Ausrufe, wenn sie es gemerkt hatten.
    Es war nicht der zerzauste Zustand seines Schützlings, der die Überraschung hervorrief, auch nicht die atemberaubende Figur seiner Sklavin in ihrem blauen Gewand, das mit einem silbernen Greif auf der linken Brust verziert war – die Hälfte der an diesem Abend anwesenden Frauen trugen ähnliche Gewänder, die inzwischen »Shonsus« genannt wurden. Nein, das Aufsehen erregte der unerschrockene Lord selbst, und vor allem seine leere Schwertscheide.
    Lord Shonsu hatte sein Schwert am Eingang abgegeben.
    Tarru war nicht zugegen, doch drei Fünftstufler versuchten, sich so schnell und so unauffällig wie möglich in den Vorraum zu verdrücken. Der alte, einarmige Wächter zeigte ihnen das Schwert, das der edle Lord zur Aufbewahrung abgegeben hatte. Vermutlich erkannten sie es – es war die Parodie einer Waffe, aus Roheisen, nicht geeignet, und damit auch nur ein angriffslustiges Karnickel abzuwehren.
    Das Schwert war eine Niete.
    Wie die Schwertkämpfer.
    Ihr seid am Zug, Ehrenwerter Tarru.
     
    Honakuras Spionagenetz hatte wirkungsvoll gearbeitet, wie immer, und er begrüßte Wallie und sein nagelneues Schwert am nächsten Morgen mit ausgiebigem zahnlosen Kichern und begeistertem Händeschütteln. Der schattige Innenhof war kühl und feucht, und die Bougainvillaea funkelten vor diamantenen Tropfen. Die Luft duftete angenehm.
    »Ich habe Euch doch gesagt, daß Ihr den Erwählten der Göttin nicht zu gering einschätzen solltet!« sagte er und brachte eine außergewöhnlich staubige irdene Flasche zum Vorschein. »Dies, mein Lord, ist die letzte Flasche eines berühmten Jahrgangs, ein neunundachtziger Plon. Ich öffne sie zur Feier Eures Sieges!«
    »Das ist kein Sieg!« widersprach Wallie, während er sich wieder einmal auf dem vertrauten Hocker niederließ. »Aber ich habe die Zeit gewonnen, die ich brauche.«
    »Ein Schlagabtausch, aber noch nicht der eigentliche Wettkampf?« fragte Honakura und kicherte wieder. »Habe ich das richtig verstanden?« Er stellte die Flasche auf den kleinen Tisch, beugte sich darüber und hantierte umständlich mit einem Messer herum, um das Wachssiegel zu entfernen. »Ihr habt meinem Neffen einen großen Schrecken eingejagt – er war überzeugt davon, daß der Dämon wieder in Euch gefahren war. Auch mir habt Ihr Sorgen bereitet, mein Lord. Als Dinartura mir berichtete, daß ihr verlangt hättet, die Priester sollten euch mit länglichen Paketen besuchen, dachte ich schon, ihr wolltet das Schwert an mich weitergeben. Ich überlegte ziemlich aufgeregt, an welchem sicheren Ort ich es verstecken könnte. Doch dann kamen alle Pakete ungeöffnet zurück …« Er lachte wieder und verstreute dabei Spucketröpfchen. »Hier, bitte.« Er hatte den Wein eingeschenkt.
    Wallie schnupperte an dem Wein in seinem Kristallglas, nippte daran und äußerte sich lobend. Er war wirklich nicht schlecht, einem milden Muscadet nicht unähnlich.
    »Man hat Eure Gemächer durchsucht, wie ich gehört habe?« fragte Honakura.
    »Mindestens viermal, so wie es dort aussieht«, antwortete Wallie. »Ich beorderte Coningu zu mir und überhäufte ihn mit einem

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