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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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immer wieder auf ihn stoßen, denn er war überall. Sein einziges Zugeständnis war, daß es außerdem noch Berge gab, und in dieser Hinsicht war sein Wissen dürftig. Vielleicht gab es andere Völkerstämme, andere Sitten, andere Götter in den Bergen.
    Die Politik, so schien es, steckte hier noch in den Kinderschuhen; jede Stadt regierte sich selbst. Wallie hatte Schwierigkeiten, dem Priester das Wesen des Krieges zu erklären, denn der war hier so gut wie unbekannt. Eine Stadt, die sich eine Nachbarstadt zu unterwerfen wünschte, würde Schwertkämpfer anheuern, denn nur Schwertkämpfer bedienten sich der Gewalt. Doch die Nachbarstadt würde natürlich ebenfalls ihrerseits Schwertkämpfer anheuern, und warum sollten die Männer zum Wohle anderer die Mitglieder ihrer eigenen Zunft umbringen? Sicher befand sich die eine Seite im Recht und die andere im Unrecht. Und kein ehrenwerter Schwertkämpfer würde jemals für das Unrecht kämpfen. Das hörte sich alles zu gut an, um wahr zu sein, und Nnanji erzählte etwas anderslautende Geschichten, in denen Gute und Böse vorkamen, doch alles in allem war diese Welt hier sicher ein friedlicherer Ort als andere Planeten.
    Jjas Geschick im Umgang mit Nadel und Faden entwickelte sich ebenso blühend wie der Nnanjis mit dem Schwert, obwohl im ersten Fall Shonsus Rat keine Hilfe war. Sie hatte als Kind nähen gelernt, es war ihr jedoch nie vergönnt gewesen, das Gelernte anzuwenden. Jetzt entdeckte sie, wieviel Spaß es machte, eine Sache einfach um ihrer selbst willen zu machen. Sie war überwältigt von der Vorstellung, mehr als ein Kleidungsstück zu besitzen, und erst recht mehr als ein einziges Abendkleid, doch sie fertigte ein zweites in Weiß und ein drittes in Kobaltblau, und jedes war schöner gearbeitet und auf raffiniertere Weise aufreizend als das vorige. Sie stickte einen weißen Greif an den Saum von Wallies Kilt – und anschließend an den von Nnanjis, zu dessen großem Entzücken.
    Jetzt, nachdem das Schwert »verlegt« worden war, wie sich Wallie ausdrückte, brauchte er keinen Mordanschlag durch eine Klinge oder durch Gift zu befürchten, und an manchen Abenden aß er allein mit seiner Sklavin in der intimen Atmosphäre der königlichen Suite. An anderen Abenden stellten sie ihre Gewänder im Vergnügungszentrum zur Schau.
    Bei einer dieser Gelegenheiten trat ein fahrender Sänger zur Unterhaltung auf, der ein Epos über das Massaker zum Besten gab, mit dem drei kühne freie Schwerter sieben Banditen zur Strecke gebracht hatten. Die Schwertkämpfer lauschten mehr oder weniger aus Höflichkeit. Am Ende spendeten sie Beifall und belohnten den Sänger damit, daß sie ihm zwei der Freudenmädchen der Mannschaft für die Nacht überließen – drei galt als Höchstlohn.
    Eine Erzählung wie diese fiel in das dunkle Schattenland von Wallies zwiegespaltener Erinnerung. Als Shonsu konnte er ihr ein gewisses Interesse abgewinnen, wenn er sie auch nicht allzu ernst nahm – Jägerlatein aus Schwertkämpferkreisen. Als Wallie erschien sie ihm als beunruhigende Beschreibung seines Jobs, und er fragte sich, ob sich auch für ihn eines Tages ein Homer finden würde, der der Nachwelt überliefern würde, welche Großtaten auch immer er für die Göttin vollbracht haben mochte.
    Er hatte angenommen, daß es sich um eine aktuelle Begebenheit handelte, doch am nächsten Tag klärte ihn Nnanji darüber auf, daß dieselbe Geschichte vor zwei Jahren schon einmal vorgebracht und diese erste Version entschieden besser erzählt worden war. Er bewies das, indem er wortgetreu hundert Zeilen der Erstfassung aufsagte. Um eine Diskussion zu vermeiden, schloß sich Wallie seinem Standpunkt an; er hätte nicht eine Strophe des Gedichtes, das er am vorhergegangenen Abend gehört hatte, zitieren können.
    So vergingen die Tage, doch die eigentlichen Probleme blieben ungelöst. Früher oder später mußte Wallie etwas unternehmen, und er wußte nicht, wie er es anfangen sollte. Der Tag der Schwertkämpfer rückte immer näher, und es war beabsichtigt, daß Wallie dabei eine Hauptrolle spielen sollte. Wie konnte er das ohne das gefeierte Schwert bewerkstelligen?
    Nnanji hatte sich offenbar mit seinen Fechtkünsten selbst eingeholt. Er machte zwar immer noch Fortschritte, doch mit normaler Geschwindigkeit. Der Shonsu-Teil in Wallie machte sich Vorwürfe wegen Nnanji, denn jetzt war er ein sogenannter Schläfer, ein Mann, dessen Fähigkeiten seine Stufe übertrafen. Schläfer wurden zu gering

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