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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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und Wallie auf einem Hocker in Honakuras Innenhof und futterte alle Kuchen weg.
    Er hatte wenig mit Nnanji gemein: Seine Haare waren kurz und dunkel und gelockt, die Augen blickten scharf und ruhelos, dazu kam eine sprudelnde Frechheit, die sich wenig von der erhabenen Gesellschaft zweier Siebentstufler beeindrucken ließ. Auf Wallie wirkte er nicht gerade wie der Stoff, aus dem Schwertkämpfer gemacht werden, doch Wallie hatte sich Honakuras Glauben angeschlossen, daß die Götter schon wußten, wen sie für ihn rekrutierten, und wenn Nnanji seinen Bruder als ersten Schützling wünschte, dann sollte es wohl so sein.
    Katanji gelobte feierlich, daß er niemandem etwas von seinem Bravourstück mit dem Schwert erzählt hatte. Er wurde eindringlich daran erinnert, wie wichtig das für Nnanji war, denn wenn das Schwert Tarru in die Hände fiel, dann mußte er Wallie zur Selbstverteidigung töten, oder aus reiner Boshaftigkeit. Und dann mußte er auch Nnanjis Tod planen.
    Bevor Katanji ging, wurde noch ein Vertrag über die Reparaturarbeiten an einem der Teppiche im Schlafgemach eines Priesters mit ihm abgeschlossen. Falls er noch für weitere verschwörerische Tätigkeiten gebraucht würde, könnte man ihn es wissen lassen, wenn er die Stücke ablieferte. Honakura schien erschüttert über den Preis, den der junge Bursche verlangte. Er warf Wallie einen reuevoll-überraschten Blick zu, stimmte jedoch zu, daß er gezahlt würde. Katanji hüpfte beim Hinausgehen.
    Als Nnanji später von den ausgehandelten Bedingungen erfuhr, ging er fast in die Luft.
    »Euer Vater wird demnach sehr zufrieden sein«, sagte Wallie.
    Nnanji schnitt eine unergründliche Grimasse. »Sofern er jemals etwas davon erfährt.«
    Wallie war mit der Planung seiner Flucht noch kein Stück weitergekommen. Tarru hatte jeden Winkel der Schwertkämpfer-Unterkünfte durchsuchen lassen und das Schwert nicht gefunden. Er konnte schlecht die gesamte Tempelanlage auf den Kopf stellen, also mußte er warten, bis Wallie den Versuch machte, wegzugehen. Er ließ das Tor von vielen Posten bewachen. Er hatte eine Straßensperre am Fuß der Hügel errichtet und die Kontrollen im Fährhafen erheblich verschärft.
    All dies erfuhr Wallie von den Sklaven. Sein Nachrichtendienst funktionierte inzwischen besser als der Honakuras. Die Sklaven wußten alles, doch im allgemeinen bildeten sie eine verschworene Gemeinschaft, aus der nichts nach außen drang. Die Angelegenheiten der Freien gingen sie nichts an, sie spielten darin keine Rolle. Im Falle Lord Shonsus machten sie eine Ausnahme, und Jja wurde mit allen Neuigkeiten versorgt, damit sie sie ihm berichten konnte.
    Tarru war in eine Sackgasse geraten, doch er vereidigte weiterhin Schwertkämpfer durch den Blutschwur auf sich. Leider geschah das nicht im Beisein von Sklaven, so daß Wallie keinen Anhaltspunkt hatte, wer noch vertrauenswürdig war – wahrscheinlich seit neuestem nicht einmal mehr die Angehörigen der untersten Stufen. Einige mußten allerdings heftigen Widerstand geleistet haben, denn mehrfach wurden Sklaven hereingerufen, um Blutflecken zu entfernen. Die Mannschaft der Tempelwache war so groß, daß es nicht auffiel, wenn der eine oder andere fehlte, und über so etwas wurde ohnehin nicht gesprochen.
    Wallie war entsetzt und fühlte sich irgendwie schuldig an diesen sinnlosen Toden. Selbst Nnanji machte ein bestürztes Gesicht, als er davon hörte, obwohl er von der Annahme ausging, daß die Regeln einer fairen Herausforderung eingehalten worden waren. Eine derartige dem Ritual entsprechende Tötung war kein Vergehen, sondern lediglich das Berufsrisiko jedes ehrenwerten Schwertkämpfers. Selbst die nicht mehr aktiven Schwertkämpfer, aus denen sich die Dienerschaft der Unterkünfte zusammensetzte, schienen betroffen zu sein. Der alte Kammerherr, Coningu, wurde plötzlich verbittert, unwirsch und verschlossen. Wallie vermutete, daß der alte Mann damit andeuten wollte, daß er jetzt nicht mehr vertrauenswürdig war, ohne es offen aussprechen zu können.
    Die Sklaven hielten ihn also über den aktuellen Stand der Dinge auf dem laufenden. Für seine längerfristige Strategie unterzog er Honakura einer eingehenden Befragung. Was geschah, wenn man den Fluß immer weiter abwärts fuhr? Der Priester hatte darüber noch nie nachgedacht und vermutete, daß man niemals an einem Ende ankäme – wie konnte der Fluß ein Ende haben? Wohin floß das Wasser? Was geschah, wenn man sich vom Fluß entfernte? Man würde

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