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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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wurde.
    »Natürlich«, sagte Wallie, »hätten die Wachtposten einen Jungen kontrollieren sollen, der einen Teppich aus der Anlage trägt, doch es war so heiß gestern … und er trägt die Vatermale eines Teppichknüpfers, so daß man ihm eine Geschichte über eine Reparatur bestimmt abgenommen hätte. Jja beobachtete ihn. Sie sagt, daß er einfach durchmarschierte, ohne irgend etwas gefragt zu werden.«
    Der alte Priester runzelte die Stirn. »Das unbezahlbare Schwert befindet sich jetzt im Haus eines Teppichknüpfers?«
    »Wohl kaum!« brauste Wallie auf. »Das wäre viel zu einfallslos!«
    Er nahm einen Schluck Wein und genoß den Ausdruck auf Honakuras Gesicht – hatte jemals jemand Grund gehabt, Honakura der Einfallslosigkeit zu bezichtigen? Dann fuhr er fort.
    »Beim Frühstück heute morgen – übrigens konnte man an den grinsenden Gesichtern bei meinem Eintreten ablesen, wer auf meiner Seite stand … nicht, daß ich diesen Männern jetzt immer noch trauen könnte … Wo war ich stehengeblieben? Ja. Tarru war nicht anwesend, doch Trasingji war es …«
    Wallie und sein Schützling hatten ihr Frühstück auf den üblichen Plätzen eingenommen. Dann waren sie beim Hinausgehen an Trasingji vorbeigekommen, der mit zwei anderen Fünftstuflern zusammensaß. Wallie hatte kurz bei ihnen verweilt, um ihre Begrüßung entgegenzunehmen. Nur ein leichtes Zusammenziehen der federweißen Augenbrauen hatte einen Hinweis auf Taringjis Gedanken geliefert, doch seine Begleiter hatten den Siebentstufler offen angegrinst.
    »Berichtet Eurem Freund folgendes«, hatte Wallie gesagt. »Ich weiß nicht, wo es ist. Nnanji weiß nicht, wo es ist, genausowenig wie seine Eltern – es befindet sich nicht in deren Haus. Tatsächlich ist es überhaupt nicht mehr in der Stadt. All dies schwöre ich bei meinem Schwert. Die Göttin sei mit Euch, Meister.« Und dann war er von dannen geschritten, sehr zufrieden mit sich selbst. Es gab nichts Heiligeres für einen Schwertkämpfer als der Schwur auf sein Handwerkszeug, also würde man ihm vermutlich glauben.
    »Ich verstehe«, sagte Honakura. »Ich glaube wenigstens, zu verstehen. Er weiß also, daß es sich immer noch innerhalb der Tempelanlage befindet?« Der Priester war gereizt, weil ihm von einem simplen Schwertkämpfer ein Rätsel aufgegeben wurde. Er wußte, daß Wallie das wußte.
    Wallie nickte. »Womöglich nimmt er an, daß Ihr es habt, Heiligkeit. Ich hätte auch diese Möglichkeit ausschließen sollen; vielleicht seid Ihr in Gefahr.«
    »Pah!« Honakura zog eine finstere Grimasse. »Ich glaube immer noch, daß Ihr es ganz und gar aus dem Tempelbereich geschafft habt. Doch Ihr würdet wohl kaum einen falschen Schwur ablegen …«
    »Außerdem läßt Tarru das Tor durch zusätzliche Posten bewachen. Sie alle werden bezeugen, daß weder Nnanji noch ich hinausgegangen sind. Katanji kennen sie nicht. Vielleicht haben sie Jja kommen und gehen sehen, denn den Frauen schenken sie besondere Aufmerksamkeit, doch sie trug nichts bei sich.« Er nahm einen kleinen Schluck Wein und fügte beiläufig hinzu: »Abgesehen von einer Decke, beim Zurückkommen.«
    »Eine Decke?«
    Walli hatte Mitleid mit ihm. »Ihr Baby hat seine Decke vermißt. Ich habe ihr ein Kupferstück gegeben, damit sie sie Kikarani abkaufen kann. Nachdem ich daran gerochen habe, weiß ich, wie er sie wiedererkannt hat, wenn auch nicht, warum er sie unbedingt haben wollte.«
    Jetzt begriff der Alte und schüttelte erstaunt den Kopf. »Ihr habt das Schwert also einer Sklavin und einem unbekannten Jungen anvertraut?«
    Wallie nickte, sehr zufrieden. Wenn selbst der mit allen Wassern gewaschene Honakura, der außerdem wußte, daß Jja keine gewöhnliche Sklavin war, seine Handlungsweise unglaublich fand, dann würde Tarru niemals auch nur annähernd daraufkommen. Tarru war habgierig und eine Spielernatur, kein Mensch, der irgend jemandem vertraute. Tarru hätte Nnanji dem Schwertkämpfer nicht einmal einen Edelstein anvertraut.
    »Katanji trug es in einen Teppich eingewickelt die Straße hinauf, gefolgt von Jja, die alles beobachtete. Dann huschte sie in eine leerstehende Hütte und versteckte es im Stroh. Aber ich weiß nicht, in welcher Hütte, also weiß ich nicht, wo es ist.«
    »Die Decke war demnach der Vorwand, unter dem sie sich von hier entfernte und dorthin begab«, schloß der Priester, lächelte und nickte. »Und das Schwert hat nicht nur den Tempel verlassen, sondern befindet sich auch außerhalb der Stadt. O ja!

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