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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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schrie auf und hielt sich die Hände vor die Augen, aber zu spät.
    Die Höhle hatte zuvor schon geglitzert. Doch jetzt strahlte sie in einem Glanz wie die Oberfläche eines Sterns. Der Junge blieb ein Junge, doch ein kleiner Teil seiner Göttlichkeit blitzte einen Augenblick lang auf, und das reichte, um einen Sterblichen zu einem Häuflein Angst schrumpfen zu lassen.
    In diesem majestätischen Aufflackern erblickte Wallie Zeit, die alle Vorstellungskraft überstieg; sie reichte weiter zurück als bis zum Anbeginn der Galaxien und setzte sich fort bis lange nachdem solche vergänglichen Feuerwerke verblaßt waren; Gehirne mit einem IQ, der ins Unendliche ging und die jeden Gedanken jedes Wesens im Universum kannten; Kräfte, die einen Planeten so leicht, wie man einen Fingernagel reinigt, zum Verpuffen bringen konnten; eine Würde und Reinheit, gegen die sich die gesamte Menschheit tierisch und wertlos ausnahm; kalte, marmorharte Entschlußkraft, der sich nichts widersetzen konnte; Mitleid, jenseits menschlicher Wahrnehmung, das die Leiden der Sterblichen kannte und wußte, warum sie litten, diese Leiden jedoch nicht abwenden konnte, ohne das Wesen der Sterblichkeit an sich zu zerstören, das das Leiden so unvermeidbar machte. Außerdem spürte er etwas Tieferes und Schrecklicheres als all diese Dinge, eine Erscheinung, für die es keine Worte gab, die sich bei einem Sterblichen jedoch als Langeweile oder Resignation bemerkbar machen könnte und die die dunkle Seite der Unsterblichkeit war, die Bürde des Allwissens und der unbegrenzten Zukunft, ohne Überraschungen, ohne Ende, auch nach dem Ende der Zeit, immer und ewig und ewig …
    Ihm wurde bewußt, daß er auf dem Felsen herumkroch und sich krümmte, sabbernd vor Entsetzen und Zerknirschung, sich benässend, heulend und um Gnade und Vergebung flehend, mit unbeherrscht schlackernden Gliedern. Er wollte sich verstecken, sterben, sich im Boden vergraben. Er wäre den ganzen Weg ins Gefängnis zurückgerannt, wenn das eine mögliche Flucht vor der Erinnerung dieses Glanzes gewesen wäre.
    Er brauchte lange, bis er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Als sich sein Blick klärte und er sich auf die Knie erheben konnte, saß der kleine Junge immer noch auf der gleichen Stelle, hatte seine Aufmerksamkeit jedoch dem Vorhang aus funkelndem Kristall zugewandt, der einst ein Wasserfall gewesen war. Er deutete mit einem Finger darauf, und Stücke davon bewegten sich auf sein Geheiß hin, um sich zu einem riesigen Flechtwerk von verwirrender, multidimensionaler Kompliziertheit zu formen. Eine göttliche Skulptur … schon ein flüchtiger Blick darauf reichte, um Wallie schwindelig zu machen. Er wandte die Augen rasch ab.
    »Meister?« flüsterte er.
    »Aha!« Der magere Junge drehte sich wieder zu ihm um, ein zufriedenes und zahnlückiges Lächeln im Gesicht. Er wartete nicht auf den Versuch einer Entschuldigung. »Sie haben sich wieder erholt! Wie ich sehe, haben Sie sich noch mehr Haut abgeschürft. Nun denn, nachdem wir Ihre Seele ins Lot gebracht, Ihren Körper mehr oder weniger geheilt und Ihr Benehmen gebessert haben, können wir jetzt vielleicht zur Sache kommen?«
    »Ja?«
    »Ja, was?«
    »Ja, Meister«, sagte Wallie so unterwürfig, wie er konnte. Offenbar waren die Götter neunmalklugen Sterblichen nicht wohlgesinnt.
    Der Junge stützte sich mit einem Ellbogen auf dem Knie ab und wedelte mit einem Finger durch die Luft, als ob er im Begriff sei, eine Geschichte zu erzählen. »Also – Shonsu war ein hervorragender Schwertkämpfer. Wahrscheinlich gibt es zur Zeit keinen großartigeren auf der Welt.« Er machte eine kurze Pause, um nachzudenken. »Höchstens vielleicht einen ebenbürtigen. Schwer zu sagen – wir werden sehen.« Er grinste schelmisch. »Shonsu hatte eine Mission zu erfüllen. Er versagte, und die Strafe war der Tod.«
    Wallie öffnete den Mund, doch der kleine Junge kam ihm zuvor. » Du sollst die Gerechtigkeit der Götter nicht anzweifeln!« Er sprach in einem Ton, der alles abwürgte, was Wallie hätte vorbringen können.
    »Nein. Meister.«
    »Die Göttin verlangt von Ihnen, das zu vollbringen, an dem Shonsu scheiterte.«
    Inwieweit durfte er wagen, Fragen zu stellen? »Meister, warum gerade ich? Wie und warum wurde ich hergebracht? Wie kann ich etwas schaffen, bei dem der größte aller …«
    Der Junge hielt eine Hand hoch und fuhr ihn an: »Sie erwarten eine Erklärung? Sie haben ja nicht einmal die Regeln des Tempels begriffen,

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