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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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schönes Bauwerk und ein beeindruckender Tribut an die Gottheit, deren Verehrung es diente. Irgendwo dort unten befand sich Hardduju. Hardduju schuldete ihm noch etwas.
    Die Stadt war nicht zu sehen, doch er konnte die Straße erkennen, die sich an der Wand des Tals entlangschlängelte, und sogar die winzigen Tupfer, die die Pilgerhütten waren.
    Er dachte an die süße Sklavin. Zerschmettert auf der untersten Stufe der sozialen Leiter, ohne Status oder Freiheit oder Besitz jeglicher Art, verdammt dazu, als Hure der Lust anderer zu dienen, hatte sie ihm dennoch Trost und Erquickung gespendet, die einzige Person in dieser Welt, die bisher so etwas getan hatte. Falls er überleben sollte und dank des Eingreifens der Götter die Freiheit zum Handeln erlangen sollte, dann gab es noch eine Schuld, die er begleichen mußte.
    Eine ganze Zeit lang geschah nichts. Die nackten Gefangenen, die Bewacher und die Sklaven saßen in der Sonne herum, als ob sie eine Zigarettenpause eingelegt hätten. Der Wind spielte zaghaft um sie herum; in einem Moment brachte er den eisigen Hauch des Todes vom Wasserfall mit, im nächsten den warmen Duft der Erde und tropischer Blumen. Keiner schenkte einem anderen Beachtung. Das Dröhnen der Wassermassen hatte jede Unterhaltung ohnehin so gut wie unmöglich gemacht.
    Der verantwortliche Viertstufler hatte die ganze Zeit den Tempel nicht aus den Augen gelassen und empfing jetzt offenbar ein Signal, denn plötzlich brüllte er, daß es Zeit sei. Anscheinend ging die Ehre, als erster in der Reihe der Angeketteten marschieren zu dürfen, einher mit der Ehre, als letzter zu sterben. Wallie verspürte kein Verlangen, diese Handhabung anzufechten. Der erste Mann schrie gellend auf und versuchte, im Gras zu versinken, als die Bewacher sich ihm näherten. Sie brüllten ihn an und traten ihn mit Füßen, bis er aufstand, zu dem Heiligtum rannte und sich an der Göttin festklammerte. Nach etwa dreißig Sekunden schlug ihn ein Bewacher mit einer Holzkeule, und er sank schlaff zusammen. Die Sklaven trugen ihn an die Felskante und warfen ihn mit Schwung in die Tiefe; falls die Tempelglocke für ihn geläutet hatte, dann war das vom Dröhnen des Wasserfalls übertönt worden.
    Die Gefangenen versuchten, sich aus dem Blickfeld der Bewacher zu drücken, um sich verzweifelt an ein paar Extraminuten eines angsterfüllten Lebens zu klammern. Es half ihnen nichts. Einer nach dem anderen ging über den Rand. Dann war Wallie dran.
    Der Viertstufler kam persönlich, und zwar allein. Er mußte sich herunterbeugen und schreien, um sich Gehör zu verschaffen. »Ihr seid zu Fuß gegangen, mein Lord, wie es sich für einen Schwertkämpfer gebührt. Werdet Ihr also auch selbst springen?« Der Ausdruck in seinen Augen besagte, daß Mut bei jedem etwas Bewundernswertes sei, auch bei einem Hochstapler. Er war lediglich ein Soldat, der seine Pflicht tat; Wallie brachte es fertig, ihn anzulächeln.
    »Ich werde springen«, sagte Wallie. »Zuerst möchte ich noch beten, aber laßt es mich wissen, wenn meine Zeit abgelaufen ist. Ich möchte auf keinen Fall geworfen werden.« Er hoffte, daß sich seine Stimme in den Ohren des Schwertkämpfers ruhiger anhörte als in seinen eigenen.
    Er humpelte zu der Statue unter dem Baldachin und kniete nieder. Voller Selbstbewußtsein betete er laut zu dem Götzenbild und bat um die physische Kraft, rennen zu können, und um die psychische Kraft, den Willen dazu aufzubringen.
    Es kam keine Antwort, und es gab nichts mehr zu sagen. Er spürte sehr deutlich die Sonne auf seiner nackten Haut, war sich des blauen Himmels mit den weißen Wolken bewußt, des Tempels unten im Tal, der eindrucksvollen Wasserwand auf der anderen Seite und der Vögel, die freischwebend ihre Kreise durch die Luft zogen. Die Welt war sehr schön, und das Leben war süß … und warum mußte dies alles ausgerechnet ihm passieren?
    »Es ist Zeit«, sagte der Bewacher mit der Holzkeule.
    Wallie erhob sich und drehte sich um. Er fing an, den Hang hinunterzuhumpeln. Überraschenderweise trugen ihn seine Beine und Füße. Er steigerte die Geschwindigkeit, rannte. Einige anfeuernde Rufe wurden hinter ihm laut. Er erreichte die Kante fast schneller, als er erwartet hatte, breitete die Arme aus und segelte mit einem gestrampelten Kopfsprung hinaus in die Leere. Er spürte heftigen Wind und Sprühwasser im Gesicht, und dann nichts mehr.
    Tobender Wahn im Herzen des Donners …
    Dunkelheit …
    Er hing über einem Balken wie ein

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