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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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mich schämen muß,
    und nichts umgehen, das mich ehrt. Ich werde anderen nichts als Gerechtigkeit widerfahren lassen,
    und für mich selbst nicht mehr verlangen.
    Ich werde unerschrocken sein, was den Kampf angeht,
    und bescheiden, was Wohlstand angeht.
    Ich werde in Freuden leben. Ich werde in Tapferkeit sterben.
     
    »Ich gelobe es«, sagte er zaghaft. »Und ich hoffe, ich kann es so gut halten, wie es ein Mensch nur vermag, obwohl es mehr ein Kodex für Götter als für schlichte Sterbliche ist.«
    »Schwertkämpfer haben eine Schwäche für furchteinflößende Eide«, sagte der Junge geheimnisvoll und starrte ihn eine Weile so eindringlich an, daß er anfing zu zittern. »Ja«, sagte er schließlich, »ich habe den Eindruck, Sie werden sich alle Mühe geben. Sie fangen gleich ganz oben an, auf der Siebten Stufe, und Sie kommen nicht in den Genuß einer langen Ausbildung, damit Ihnen die nötige Einstellung beigebracht werden kann. Ihr vergangenes Leben kann kaum als geeignete Schulung angesehen werden. Sie müssen begreifen lernen, daß der Kampf gegen das Böse unter Umständen drastische Mittel rechtfertigt und daß süße Vernunft allein nicht genügt.«
    »Na ja, ich habe eine ungefähre Vorstellung«, entgegnete Wallie. »Mein Vater war Polizist.«
    Der kleine Gott lehnte sich auf seinen pfeifenstieldünnen Armen zurück und lachte ein langes und kindlich-hohes Lachen, für das Wallie nicht den geringsten Anlaß sah. Das Kristall warf das Echo zurück, bis die ganze Höhle davon widerhallte.
    »Sie lernen, Mr. Smith! Sehr gut! Das erste, was Sie jetzt tun müssen, ist, zum Tempel zurückzukehren und Hardduju zu töten. Das ist Ihre Aufgabe. Diese Pflicht schulden Sie der Göttin, und es ist eine Gunst, die Sie Ihnen erweist. Er ist untragbar. Natürlich könnte sich die Göttin seiner entledigen – durch einen Herzanfall oder eine Blutvergiftung am Finger –, doch er ist so schlecht, daß mit ihm ein Exempel statuiert werden muß. Sie könnte einen Blitzstrahl auf ihn schleudern, doch das wäre eine ziemlich primitive Wundertat. Wunder sollten subtil und unaufdringlich sein. Es ist etwas Gerechtes, wenn ein besserer Schwertkämpfer des Weges kommt und ihn öffentlich hinrichtet. Können Sie das bewerkstelligen?«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte Wallie zu seiner eigenen Überraschung, doch das fette rote Gesicht kam ihm in den Sinn, das im Gefängnis vor Vergnügen schwitzte. »Ich brauche eine Waffe, am liebsten wäre mir Napalm.«
    Der Junge lächelte mild und schüttelte den Kopf. »Sie mögen sich dieser Waffe bedienen«, verkündete er, während er ein Blatt von seinem Zweig zupfte.
    Schwert und Geschirr erschienen auf dem Felsen neben Wallie.
    Der Griff war aus Silber, eingefaßt mit Gold, und der Schaft hatte die Form eines heraldischen Tiers, so fein gearbeitet, daß jeder Muskel, jedes einzelne Haar sichtbar war. Eingefaßt zwischen dem Schnabel und den winzigen Krallen der Vorderfüße, als oberer Abschluß des Griffs, schimmerte ein riesiger Stein wie eine blaue Sonne. Eine ganz ausgezeichnete Arbeit.
    Ehrfürchtig hob Wallie es hoch und zog es aus der Scheide. Die Klinge war ein Band aus winterlichem Mondlicht, mit ziselierten Darstellungen von Kampfszenen zwischen Helden und Ungeheuern. Es funkelte und glänzte strahlender als alles andere in der leuchtenden Kristallhöhle. Es war ein Rembrandt, ein da Vinci unter den Schwertern. Nein, ein Cellini: es konnte sich mit den Kronjuwelen eines Weltreiches messen.
    Wallie war sich nicht sicher, was ihn mehr beeindruckte – die künstlerische Schönheit oder der rein materielle Wert eines solchen Prachtstücks. Er hob den Blick zu dem Jungen und sagte bewundernd: »Es ist großartig! Noch nie habe ich etwas so Schönes gesehen!«
    Der Halbgott schnaubte hörbar durch die Nase. »Sie werden feststellen, daß es einen hohen Preis hat. In jeder Gasse werden die Diebe die Messer wetzen, wenn Sie vorbeikommen. Jeder Schwertkämpfer der Welt wird Sie bereitwillig herausfordern, um in seinen Besitz zu gelangen.«
    Das war ein unangenehmer Gedanke, wenn man bedachte, daß die Schwertkämpfer gleichzeitig Polizisten waren.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Wallie einfühlsam. Was würde der Gott mit ihm machen, wenn er sich das Schwert stehlen ließe? »Und der erste, der scharf drauf ist, wird es bekommen. Ich kann besser mit einem Billardstab umgehen als damit. Ich bin nun mal einfach kein Schwertkämpfer, Meister.«
    Der Junge sagte:

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