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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sollte jetzt die Strafe für denjenigen abbüßen, der den Befehl erteilt hatte. Aber wie Wallie Smith zu handeln, war ein doppeltes Risiko. Er mußte seiner Rolle treu bleiben. Ein Schaf im Wolfspelz sollte nicht unbedingt mitten im Rudel blöken.
    Also ein Kompromiß. Er bezähmte seine Wut, ignorierte den Gruß und wandte sich an den Fünftstufler, der ihm diesen Mann vorgestellt hatte.
    »Wer ist der nächste?«
    Das war eine schmachvolle Beleidigung. Die Menge wartete, was Meliu tun würde. Ihm stand die Möglichkeit des Selbstmordes offen – er konnte eine Herausforderung signalisieren. Statt dessen drehte er sich um und rannte davon. Ausgehend von der Annahme, daß Shonsu der zukünftige Oberster Anführer war, würde er den Tempel wahrscheinlich vor Einbruch der Dunkelheit verlassen haben. Eine zufriedenstellende Lösung!
    Schließlich kamen sie zum Ende, dem letzten stammelnden Drittstufler. All die vielen Zweit- und Erststufler, die noch nach ihm rangierten, zählten nicht, der Göttin sei Dank.
    Tarru deutete eine Verbeugung an. »Darf ich mir die Kühnheit herausnehmen, mein Lord, Euch zu fragen, welche Dispositionen Ihr im Hinblick auf die Tempelwache zu treffen wünscht?«
    Da hatte er also die Bescherung! Er beschloß, die Sache hinauszuschieben, da ihn irgendein instinktives Unbehagen warnte, die Leute nicht über ihren Irrtum aufzuklären.
    »Bis sich die Priester in der Lage sehen, einen Ersatz für den Obersten Anführer zu verpflichten, werdet Ihr das Beste tun, Ehrenwerter Tarru, davon bin ich überzeugt.«
    »Lord Shonsu, Ihr seid überaus liebenswürdig … und was habt Ihr für den Eleven Nnanji der Zweiten Stufe vorgesehen? Soll er – äh – von den Pflichten der Wache befreit sein?«
    Wallie drehte sich um und sah den jungen Nnanji an, der den tapferen Versuch unternahm, beflissenen Eifer an den Tag zu legen, es jedoch nicht lassen konnte, Wallie einen verzweifelt flehenden Blick aus dem Augenwinkel zuzuwerfen.
    »Fürs erste werde ich den Eleven Nnanji in meinem persönlichen Dienst behalten.«
    Der Eleve Nnanji entspannte sich.
    Tarru verbeugte sich wieder. Wallie wurde von Minute zu Minute müder und befürchtete, daß er womöglich aus lauter Müdigkeit anfangen würde zu zittern. Er verabschiedete sich mit wenigen Worten und Gesten. Vierzig Schwerter blitzten in einem Salut auf, während er auf die Treppe zuging und sein Gefolgsmann ‚mit geschwellter Brust hinter ihm herstolzierte.
     
    Sobald Lord Shonsus Ziel offensichtlich wurde, entstand ein Wirbelwind von Aktivität in der Menge oben auf der großen Treppe. Wallie stieg langsam hinauf, um seine vor Schmerzen pochenden Füße zu schonen, und auf halbem Wege blieb er stehen, damit die Priester ihre Vorbereitungen vollenden konnten, worin immer diese bestehen mochten. Er drehte sich um und bewunderte die Aussicht. Das Göttliche Gericht sah aus der Entfernung entschieden besser aus als aus der Nähe.
    Die Wache hatte sich formiert und marschierte jetzt von dannen, mit schwingenden Armen und hoch erhobenen Köpfen, um den neuen Mann zu beeindrucken.
    Ein Schwarm Tauben ließ sich hinter ihnen auf dem großen Platz nieder. Zwei Sklaven schrubbten die Pflastersteine an der Stelle, wo der Oberste Anführer gestorben war.
    Das Leben war schön – auf jeder Welt. Wallie fühlte eine Zufriedenheit in sich. Der unangenehmen Angelegenheit mit Hardduju hatte er sich mühelos entledigt, und selbst das Wissen, daß er jetzt einen Menschen getötet hatte, belastete ihn nicht sehr. Er war abgesichert durch den Ehrenkodex der Schwertkämpfer, unter dessen Ägide er stand. Die einzige Falte in seiner behaglichen Decke der Zufriedenheit war die Erinnerung an jene plötzlichen Anfälle von rasendem Zorn, die auftraten, wenn es um die heikle Frage seines Status als Schwertkämpfer ging – ausgelöst durch Nnanjis zunächst trotzige Haltung, durch Tarrus unverschämte Herausforderung und durch die Gelegenheit, mit Meliu abzurechnen. Dieser Zorn kam nicht aus Wallie Smith, und er hatte den Verdacht, daß Shonsu, wenn er an seiner Stelle hier gewesen wäre, vier blutige Leichname zurückgelassen hätte, und nicht nur einen. Zorn wurde durch Adrenalin verursacht. Adrenalin entstand irgendwo in der Gegend der Nieren. Er war nicht mit Shonsus Charaktereigenschaften ausgestattet worden, doch er hatte seine Drüsen, und in Zukunft mußte er darauf achten, daß Wallie Smiths Geist die feste Oberherrschaft über Shonsus Körper behielt.
    Er wollte ein

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