Der zögernde Schwertkämpfer
erschlagen, um sich zu bewegen, doch dann trat er für die förmliche Umarmung vor.
Er brachte keine Entschuldigung hervor, keine Gratulation, und zeigte kein Zeichen von Scham, als er seinen Sekundanten vorstellte.
»Darf ich mir erlauben, Euch, kühner Lord Shonsu, meinen Schützling, Meister Trasingji der Fünften Stufe vorzustellen?«
Wallie nahm dessen Ehrbezeugung entgegen und sagte arglos: »Ich glaube, Ihr kennt meinen Sekundanten bereits, Ehrenwerter Tarru? Es ist der Eleve Nnanji der Zweiten Stufe, mein Gefolgsmann.«
Tarru verzog das Gesicht zu einer finsteren Miene, und Trasingji hätte sich fast verschluckt. Ein Zweitstufler, durch den Blutschwur gebunden? Nnanji schwoll sichtlich an und entbot seinen Gruß.
Wahrscheinlich hätten sie noch den ganzen Tag damit verbringen können, auf diesem sonnenerhitzten Backblech zu braten und Sprechblasen mit sinnlosen Formalitäten auszustoßen wie eine Versammlung chinesischer Mandarine, doch Wallie war erschöpft und fand diese Rituale lächerlich. »Werdet Ihr Euch darum kümmern, daß die sterbliche Hülle des edlen Harddaju mit der angemessenen Hochachtung versorgt wird?« fragte er, und Tarru verbeugte sich. »Ich glaube, ich sollte mich in die Obhut eines Heilkundigen begeben. Würdet Ihr die Güte haben, mich an einen Ort zu bringen, an dem ich mich etwas ausruhen kann?«
Tarru verbeugte sich erneut, immer noch schwer atmend. »Die Unterkünfte unserer Tempelwache bieten leider nur ein bescheidenes Lager für einen so überragenden Krieger, doch wenn Eure Lordschaft sich großzügigerweise herablassen würden, unsere armselige Gastfreundschaft anzunehmen, fühlten wir uns überaus geehrt.«
Wallie rief das Sutra über die Gastfreundschaft aus seiner neuen geistigen Datenbank ab und stellte fest, daß die Höhle des Löwen wahrscheinlich tatsächlich der sicherste Aufenthaltsort war. »Ihr seid überaus freundlich. Ich werde der Göttin noch ein kurzes Gebet widmen, dann komme ich umgehend.«
Tarru machte eine Handbewegung. Jetzt erst bemerkte Wallie, daß sich die Menge ausschließlich aus Schwertkämpfern zusammensetzte. Es waren mindestens dreißig. Er seufzte. Es war also noch kein Ende der Formalitäten abzusehen.
Tarru stellte ihm einen weiteren Schützling vor. Dann stellten dieser Schützling und Trasingji wiederum ihre Schützlinge vor, und so ging es weiter in der Art einer Endlosbriefkette. Zwei andere Fünftstufler traten in Erscheinung und mußten vorgestellt werden, und sie stellten ihre Junioren vor. Wallie ließ die Prozedur über sich ergehen und reagierte mit automatischen Gesten, während ein Name nach dem anderen verschwommen an ihm vorbeiglitt. Dumpf wurde ihm bewußt, daß er eine gefeierte Persönlichkeit war. Wenn Hardduju jemals so etwas wie Loyalität entgegengebracht worden war, dann war sie jetzt in seinem Fall umgeschlagen in kollegiale Bewunderung seiner Kunst. Er wurde mit echter Hochachtung betrachtet.
Und natürlich gingen sie alle von der Annahme aus, daß er der Nachfolger des Obersten Anführers werden würde. Er hatte noch nicht daran gedacht, abzulehnen. Sollte er das jetzt tun oder bis zu einem späteren Zeitpunkt warten? Er war zu müde, um so verzwickte Probleme zu lösen.
Dann wurde sein Abgehen der Reihen unterbrochen, die Routine bekam einen Knacks. Der Viertstufler, der jetzt vor ihm stand, war nicht voller Bewunderung – er war voller Angst; sein Schwert zitterte sichtbar. Wallie zwang seine Augen zu einer schärferen Sicht. Das Gesicht des Mannes war ihm bekannt. Er war einer der drei Männer, die ihn zusammengeschlagen hatten, bevor man ihn ins Gefängnis warf. Er kramte einen Moment lang in seinem Gedächtnis nach dem Namen … Meliu.
Rache!
Zum drittenmal spürte er einen plötzlichen Zorn in sich aufwallen. Rotes Geflimmer funkelte ihm vor den Augen.
Meliu war ein Fettwanst, etwa in Shonsus Alter, und er sah nicht allzu klug aus, obwohl man das in seiner gegenwärtigen Verfassung nicht beurteilen konnte. Was hätte Shonsu getan? Antwort: Shonsu hätte niemals zugelassen, daß er in eine so üble Lage geraten wäre, wie es Wallie passiert war. Doch Shonsus Reaktion hätte sich bestimmt in diesem inzwischen vertrauten Aufwallen von Zorn ausgedrückt – und entladen, indem er diesen Schuft herausgefordert und getötet hätte wegen der ungeheuren Vermessenheit, einen Siebentstufler zu schlagen. Wallie Smith hingegen neigte eher dazu, zu vergeben, denn der Mann hatte nur auf Befehl gehandelt, und
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