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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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mitmachen könnte, wie? Wallie seufzte. Er mußte sich auf jeden Fall ein paar tapfere Kämpfer suchen, die ihm den Rücken schützten und das Vermögen, das er darauf herumtrug, doch das letzte, was er sich für eine wichtige Mission aussuchen würde, wäre ein schlacksiger Halbwüchsiger, der ihm vor den Füßen herumhampelte. Ein unausgebildeter Lehrling wäre kein Schutz, eher lästig als nützlich. Wieder entstand in seinem übermüdeten Geist eine lächerliche Vorstellung: Nnanji, würdest du bitte mal eben in die Höhle laufen und den Drachen bitten, herauszutreten? Nnanji, geh doch schon vor zur Burg und sage, sie sollen das Öl schon mal heißmachen …
    Dann fiel ihm ein, daß irgendwo Verrat lauern könnte. Wie sollte er Schwertkämpfer finden, denen er trauen konnte, die wahrhaft seinen Rücken schützen und nicht ein Messer hineinstoßen würden? Was er brauchte, war Loyalität, und hier saß sie und blickte ihn mit glühenden Augen an. Nnanji konnte ihn überdies beraten, welchen Männern in den Reihen der Wache er so weit trauen konnte, daß er sie zu den seinen machen konnte. Er hörte seine eigene Stimme – Shonsus Stimme – sagen: »Es ist eine nichtsnutzige Straße, die nicht in zwei Richtungen führt.«
    Nnanji setzte wieder sein breites Grinsen auf. »Zweites Sutra«, sagte er. »Über Schützlinge und Gefolgsleute.«
    Wallie starrte ihn einen Moment lang an – schäbig gekleidet, staksig und ungelenk, wenn auch durch die langen Beine ein guter Läufer, rotes Haar, Stupsnase, unsichtbare Wimpern, alle Knochen zu zählen; unerfahren wie ein neugelegtes Ei, aber so willig, wie es überhaupt nur ging. Er hatte jetzt schon einen an Schwachsinn grenzenden Mut an den Tag gelegt, indem er angesichts eines gezückten Schwertes Widerworte gab. Nnanji war durchaus berechtigt, sich als an der Mission beteiligt zu betrachten, denn auch Wallie hatte an diesem Tag ein Gelöbnis abgelegt, ihn zu seinem Wohle zu schützen und zu lenken. Nach den Maßstäben einer Welt, in der es noch keine Schrift gab, hatte er einen Vertrag unterzeichnet. Er konnte sich jetzt nicht gut einfach aus dem Staub machen und den Jungen der Rache von Harddujus Anhängern überlassen. Ob es ihm gefiel oder nicht, er hatte diesen Nnanji am Hals.
    »Bist du vertraut mit dem Sutra ›Über die Geheimhaltung« fragte er zaghaft.
    Nnanji strahlte auf. »Ja, mein Gebieter.« Und bevor Wallie ihn daran hindern konnte, rasselte er es ungebremst herunter.
     
    # 175 ÜBER DIE GEHEIMHALTUNG
     
    Epitome
    Ein Schützling darf nicht über seinen Mentor sprechen, noch über die Angelegenheiten seines Mentors,
    noch über die Befehle seines Mentors, noch über die Verbündeten seines Mentors,
    noch über irgendwelche Kunde, die er selbst seinem Mentor überbracht haben mag.
     
    Episode
    Als Fandarrasu der Folterung unterzogen wurde, sprach er nicht, doch sein Atem roch nach Knoblauch.
    Auf diese Weise erfuhr Kungi, daß Nachschub die belagerte Stadt erreicht hatte.
     
    Epigramm
    Die Zunge ist mächtiger als ein Schwert, denn ein einziges Wort kann eine Armee vernichten.
     
    »Richtig«, sagte Wallie, den sein Eifer belustigte. Wenn schon sonst nichts, so würde dieser Nnanji wenigstens für Unterhaltung sorgen! »Jedermann vermutet, daß ich Oberster Anführer werde – lassen wir es im Moment dabei. Was die Aufgabe angeht, so weiß ich nichts darüber. Das einzige, was mir der Gott erzählt hat, ist, daß … ein gewisser hervorragender Schwertkämpfer … versucht hat, sie zu lösen, und scheiterte, und ich bin als nächster dran. Es ist für die Göttin sehr wichtig …«
    Nnanji nickte und machte ein ehrfürchtiges Gesicht.
    »Ich habe die Anweisung, hinaus in die Welt zu gehen und ein ehrenhafter und tapferer Schwertkämpfer zu sein. Worin die Aufgabe besteht, wird mir zur gegebenen Zeit offenbart werden. Das bedeutet, von hier aufzubrechen und sich auf die Reise zu begeben. Vermutlich bedeutet es Gefahr. Möglicherweise Ehre.«
    Er hielt inne und genoß den Anblick von Nnanjis aufgerissenen Augen und dem aufklaffenden Mund. »Ich nehme nicht an … möchtest du eventuell als mein Schützling und Gefolgsmann mitkommen?«
    Das war offenbar eine törichte Frage. Gefolgsmann eines Siebentstuflers? In einer göttlichen Mission unterwegs? Das war ein Angebot, an das Nnanjis wildeste Phantastereien nicht heranreichten. Die Antwort sprudelte in schlimmstem Schwertkämpferslang aus ihm heraus: »Na klar. Und ich wette, meine Spielsachen bleiben

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