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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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dann schüttelte er den Kopf. »Seine Frau steht kurz vor der Entbindung, mein Gebieter.«
    Schade, dachte Wallie. »Aber er ist ein Mann von Ehre?«
    »Selbstverständlich, mein Gebieter.«
    Die Antwort war eine Spur zu zögernd gekommen.
    »Wie steht’s mit dem Adepten Gorramini?« fragte Wallie mißtrauisch.
    Nnanji biß sich auf die Lippe, rutschte verlegen auf dem Hocker hin und her und sagte: »Selbstverständlich, mein Gebieter.« Wieder das gleiche Zögern.
    Plan Nummer eins gestrichen! Ganz eindeutig gab es noch eine andere Stelle im Kodex der Schwertkämpfer, von der der Halbgott ihm nichts gesagt hatte: »Ich werde niemanden in die Pfanne hauen.« Getreuer Vasall oder nicht, Nnanji war offenbar nicht willens, über irgend jemanden eine schlechte Auskunft zu geben – wenn man sich zu einem mißratenen Vogel bekennt, gerät der ganze Hühnerstall in Verruf, einschließlich der eigenen Person, weil man auf der gleichen Stange hockt. Und wenn diese Regel allgemein beachtet wurde, dann wußte der Bursche sowieso nicht, wer was auf dem Kerbholz hatte oder im Schilde führte. Gorramini war ein weiterer von Harddujus drei Gorillas gewesen, und nach Wallies Einschätzung konnte er bestimmt nicht als Mann von Ehre bezeichnet werden. Er war jedoch nicht mit Meliu zusammen im Tempelhof erschienen und schien auch jetzt nicht im Saal anwesend zu sein.
    Nnanji sah noch einmal zu Briu hinüber. Dann schob er seine Schüssel und seinen Bierhumpen zurück, verschränkte die Arme und blickte mit starrer Miene geradeaus. Wallie beobachtete ihn neugierig.
    »Stimmt was nicht?« fragte er.
    Über Nnanjis Gesicht huschte Traurigkeit, dann wurde es wieder hölzern. »Es war zu schön, um wahr zu sein, mein Gebieter«, sagte er düster.
    Wallie sah sich aufmerksam um. Erst-, Zweit-, Dritt- und Viertstufler … kein Fünftstufler. Als er hereingekommen war, hatten sich mindestens fünf rote Kilts im Saal befunden. Fast alle saßen ihm jetzt gegenüber. Es wurde immer stiller im Saal. Irgend etwas lag deutlich in der Luft, und im Brennpunkt waren Briu und sein Freund. Wallie schob seine Schüssel und seinen Humpen ebenfalls zur Seite.
    Briu und der Drittstufler erhoben sich, und jede Unterhaltung versiegte endgültig. Die Diener und Köche hatten sich an der Wand neben der Tür zur Küche in einer Reihe aufgestellt. Selbst Nnanji wußte offenbar, was gespielt wurde, verdammt! Wallie nahm die Füße vom Hocker und stand auf, darauf vorbereitet, die Grenzen zu verteidigen.
    Briu kam ans andere Ende des Tisches und entbot dem Höhergestellten seinen Gruß. Wallie gab die Erwiderung.
    »Lord Shonsu«, sagte der Viertstufler in einem Ton, der sich an die Zuschauer richtete, »würdet Ihr gütigerweise für eine Weile die Gastfreundschaft hinter einen Belang der Ehre zurückstellen?«
    So machten sie das also! Theoretisch hätte Wallie ablehnen können, praktisch jedoch nicht. Er hatte keine Ahnung, was dieser Belang der Ehre wohl sein mochte, es sei denn, seine gestrigen Handlungen hatten diesen Briu in irgendeiner Weise beleidigt. Vielleicht war nichts weiter erforderlich als eine Erklärung von Lord Shonsu, daß er das Schwert, das auf so unerklärliche Weise in seinen Besitz gelangt war, nicht von ihm erhalten hatte.
    »Die Ehre hat vor allem anderen Vorrang«, sagte Wallie in der gleichen Lautstärke. Briu sah angespannt aus, doch keinesfalls so besorgt, wie es normal gewesen wäre, wenn er einen Kampf gegen einen Siebentstufler geplant hätte.
    Er neigte leicht den Kopf zum Zeichen der Zustimmung. »Dann seid so liebenswürdig, mir Euren Schützling vorzustellen, mein Lord.«
    Verdammt! Nnanjis früherer Mentor, natürlich! Aber warum zeigte Briu nicht mehr Besorgnis? Wallie sah hinüber zu Nnanji; dieser stand stocksteif zu seiner Linken, und sein Gesicht war auf die gleiche Weise verzerrt wie am Tag zuvor, als Wallies Schwert an seiner Kehle war.
    Wallie war im Begriff, einen Streit vom Zaun zu brechen, doch dann beschloß er, daß es besser wäre, zuerst die Formalitäten zu beachten. »Adept Briu, erlaubt Ihr mir, daß ich Euch …«
    Nnanji entbot seinen Gruß.
    Brius Erwiderung ging nahtlos in das Zeichen der Herausforderung über.
    »Halt!« sagte Wallie. »Ich verbiete dir, darauf einzugehen!« Nnanji hatte den Mund bereits geöffnet, und einen Moment lang hielt er ihn so. Sein Gesicht war so rot wie sein Haar, und er drehte sich um, um seinen Gebieter fassungslos anzustarren.
    »Ich möchte eine Erklärung zu diesem

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