Der Zorn der Götter
stärker der Wind. Und wenn man Wasser und Wind im Griff hat, kann man das Wetter beeinflussen.«
Er dachte einen Moment lang nach. »Als ich herausfand, dass Akira Iso in Tokio und später auch Madeleine Schmider in Zürich kurz vor der Lösung des Problems standen, habe ich ihnen die Mitarbeit bei uns angeboten, damit ich sie überwachen konnte. Aber sie haben mir einen Korb gegeben. Ich wiederum konnte nicht zulassen, dass sie ihre Arbeit zu Ende bringen.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe dir ja erzählt, dass vier meiner besten Meteorologen mit mir an dem Projekt gearbeitet haben.«
»Ja.«
»Auch sie waren gut. Franz Verbrügge in Berlin, Mark Harris in Paris, Gary Reynolds in Vancouver und Richard Stevens in New York. Ich hatte jeden von ihnen mit der Lösung eines anderen Aspekts der Wetterbeeinflussung betraut und dachte, weil sie in verschiedenen Ländern tätig wären, würden sie den Zusammenhang nicht erkennen, beziehungsweise nicht herausfinden, welchem Zweck das Projekt letztendlich dient. Aber irgendwie sind sie dahinter gekommen. Sie suchten mich in Wien auf und fragten, was ich mit Prima vorhätte. Ich habe ihnen erklärt, dass ich es unserer Regierung übergeben würde. Ich dachte nicht, dass sie die Sache weiterverfolgen würden, aber sicherheitshalber habe ich ihnen eine Falle gestellt. Als sie im Vorzimmer saßen, habe ich mich telefonisch mit deinem Büro im Senat verbinden lassen und dafür gesorgt, dass sie mit anhören konnten, wie ich dir gegenüber geleugnet habe, jemals etwas von Prima gehört zu haben. Am nächsten Morgen riefen sie bei dir an und ließen sich einen Termin geben. In dem Augenblick war mir klar, dass ich sie beseitigen lassen musste.« Tanner lächelte. »Komm, ich zeige dir, was wir hier haben.«
An einem der Computerbildschirme tauchte eine Weltkarte auf, auf der sich allerlei Zeichen und Linien befanden. Während Tanner sprach, bewegte er einen Schalter, worauf sich der Blickwinkel auf die Karte veränderte, bis schließlich Portugal hervorgehoben wurde.
»Die Landwirtschaft in Portugal, die hauptsächlich in den Flusstälern betrieben wird«, sagte Tanner, »hängt vom Wasser der Ströme ab, die aus dem spanischen Hochland zum Atlantik fließen. Stell dir nur mal vor, was in Portugal geschieht, wenn es fortwährend regnet, bis diese Flusstäler überschwemmt werden.«
Tanner drückte auf einen weiteren Knopf, worauf auf einem großen Bildschirm ein mächtiger rosa Palast auftauchte, an dessen Portal Wachposten in Paradeuniform standen, während ringsum prachtvolle Gärten im strahlenden Sonnenschein schimmerten.
»Das ist der Präsidentenpalast.«
Dann wechselte das Bild, und man sah eine Familie, die im Esszimmer beim Frühstück saß.
»Das ist der Präsident von Portugal mit seiner Frau und den beiden Kindern. Sie unterhalten sich natürlich auf Portugiesisch, aber du hörst das Gespräch auf Englisch. Ich habe Dutzende von Nanokameras und -mikrofonen im Palast anbringen lassen. Der Präsident weiß es nicht, aber der Chef seines Sicherheitsdienstes arbeitet für mich.«
Ein Berater des Präsidenten sagte gerade: »Heute Morgen um elf Uhr haben Sie einen Empfang in der Botschaft und danach eine Besprechung mit der Gewerkschaftsführung. Um ein Uhr findet ein Mittagsimbiss im Museum statt, und heute Abend haben wir ein Staatsdiner.«
Das Telefon am Frühstückstisch klingelte. Der Präsident nahm ab. »Hallo.«
»Mr. President«, sagte Tanner, dessen Worte beim Sprechen simultan ins Portugiesische übersetzt wurden.
Der Präsident wirkte einen Moment lang verstört. »Wer sind Sie?«, fragte er, und auch seine Worte wurden sofort ins Englische übersetzt.
»Ich bin ein Freund.«
»Wer … Wie sind Sie an meine Privatnummer gekommen?«
»Das ist nicht weiter wichtig. Ich möchte, dass Sie mir genau zuhören. Ich mag Ihr Land und möchte nicht mit ansehen müssen, wie es zerstört wird. Wenn Sie nicht wollen, dass es von verheerenden Unwettern verwüstet wird, müssen Sie mir Gold im Wert von zwei Milliarden Dollar zukommen lassen. Falls Sie momentan nichts davon wissen wollen, melde ich mich in drei Tagen wieder.«
Am Bildschirm sahen sie, wie der Präsident den Hörer auf die Gabel knallte. »Irgendein Verrückter hat sich meine Telefonnummer beschafft«, sagte er zu seiner Frau. »Klingt so, als ob er aus einem Irrenhaus entsprungen wäre.«
Tanner wandte sich an Pauline. »Das wurde vor drei Tagen aufgezeichnet. Jetzt zeige ich dir das
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