Der Zorn der Götter
was Sie hier machen?«
»Natürlich. Wie lange darf ich Sie herumführen? Ich kann Ihnen eine fünftägige Besichtigungstour anbieten, eine viertägige und einen Rundgang, der etwa anderthalb Stunden dauert.«
Corinne Murphy grinste. »Die fünftägige Tour wäre doch …«
Senatorin van Luven fiel ihr ins Wort. »Wir begnügen uns mit der anderthalbstündigen Führung.«
»Mit Vergnügen.«
»Wie viele Menschen arbeiten bei der KIG?«, fragte Senatorin van Luven.
»Ungefähr zweitausend. Wir haben Niederlassungen in einem Dutzend Länder in aller Welt.«
Corinne Murphy und Karolee Trost waren sichtlich beeindruckt.
»In der hiesigen Zentrale sind fünfhundert Mitarbeiter tätig. Das Verwaltungspersonal und die Kollegen von der Forschung sind in separaten Quartieren untergebracht. Jeder wissenschaftliche Mitarbeiter verfügt über einen IQ von mindestens einhundertsechzig.«
»Das sind ja die reinsten Genies«, stieß Corinne Murphy aus.
Senatorin van Luven sah sie missbilligend an.
»Folgen Sie mir bitte«, sagte Tanner.
Die Senatorin und ihre beiden Assistentinnen folgten Tanner durch eine Seitentür in ein angrenzendes Gebäude. Er führte sie in einen Raum, der voller geheimnisvoll aussehender Geräte stand.
Senatorin van Luven ging zu einem der sonderbaren Apparate und fragte: »Wozu dient das?«
»Das ist ein so genannter Sonograph, Senatorin. Er wandelt den Klang der menschlichen Stimme in ein Schallspektrogramm um. Damit kann man tausende verschiedener Stimmen erkennen.«
Karolee Trost runzelte die Stirn. »Und wie funktioniert das?«
»Stellen Sie es sich einmal folgendermaßen vor: Wenn Sie von einem Freund oder einer Freundin angerufen werden, erkennen Sie sofort die Stimme, weil Sie sich das typische Klangmuster eingeprägt haben. Auf die gleiche Weise programmieren wir diesen Prozessor. Wir verwenden einen elektronischen Filter, der nur einen bestimmten Frequenzbereich zum Aufzeichnungsgerät durchlässt, sodass wir nur die sprecherspezifischen Merkmale der betreffenden Person erfassen.«
Im weiteren Verlauf der Besichtigungstour bekamen sie eine Reihe faszinierender Apparaturen, teils riesengroß, teils im Westentaschenformat, zu sehen, dazu Elektronenmikroskope, Chemielabors, in denen ein Dutzend Wissenschaftler gemeinsam arbeiteten, Tafeln voller geheimnisvoller Zeichen und Symbole sowie Büros, in denen jeweils nur ein Forscher mit der Lösung eines vertrackten Problems beschäftigt war.
Schließlich kamen sie an einem roten Ziegelbau vorbei, dessen Tür mit zwei Schlössern versehen war.
»Was ist da drin?«, fragte Senatorin van Luven.
»Dort führen wir geheime Forschungen im Auftrag der Regierung durch. Tut mir Leid, aber hier ist der Zutritt für Unbefugte verboten, Senatorin.«
Die Führung dauerte alles in allem fast zwei Stunden. Als sie vorüber war, geleitete Tanner die drei Frauen in sein Büro zurück.
»Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen«, sagte er. Senatorin van Luven nickte. »Es war interessant.«
» Sehr interessant.« Corinne Murphy lächelte. Sie hatte den Blick auf Tanner geheftet.
»Ich bin begeistert!«, rief Karolee Trost.
Tanner wandte sich an die Senatorin. »Übrigens, haben Sie schon mit Ihren Kollegen über das Umweltproblem diskutiert, über das wir gesprochen haben?«
»Ja.« Die Senatorin klang unverbindlich.
»Könnten Sie mir vielleicht verraten, wie die Chancen Ihrer Meinung nach stehen, Senatorin?«
»Das ist kein Ratespiel, Mr. Kingsley. Es wird noch weitere Besprechungen geben. Wenn eine Entscheidung gefallen ist, sage ich Ihnen Bescheid.«
Tanner rang sich ein Lächeln ab. »Danke. Und vielen Dank auch für Ihren Besuch.«
Er blickte ihnen nachdenklich hinterher, als sie gingen.
Als sich die Tür hinter ihnen wieder geschlossen hatte, meldete sich Kathy Ordonez über die Gegensprechanlage. »Mr. Kingsley, Saida Hernandez hat versucht, Sie zu erreichen. Sie sagte, es sei dringend, aber Sie hatten ja angeordnet, dass ich keine Gespräche durchstellen sollte.«
»Geben Sie sie mir«, sagte Tanner.
Saida Hernandez war die Frau, die er zum Adams Hotel geschickt hatte, wo sie die Bombe legen sollte.
»Apparat eins.«
Tanner griff zum Telefon und rechnete mit einer guten Nachricht. »Ist alles gut gegangen, Saida?«
»Nein. Tut mir Leid, Mr. Kingsley.« Er hörte den ängstlichen Unterton in ihrer Stimme. »Sie sind davongekommen.«
Tanner fuhr auf. » Was sind sie? «
»Ja, Sir. Sie sind aufgebrochen, bevor die
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