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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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also einen Auftraggeber, wie ich es vermutet habe, grübelte Artaynis in ihrem Versteck. Und er muss hier ganz in der Nähe sein, vermutlich in Teremi. Das ist außerordentlich interessant, und es verrät mir noch etwas: Mein Vater hat wohl nichts mit der Anwesenheit der Sylken hier zu tun, sonst hätten seine Verbindungsleute kaum darauf verzichtet, mich zu kontaktieren.
    Vorsichtig darauf bedacht, kein Geräusch zu machen, schob sich Artaynis rückwärts aus dem Unterholz und wieder in Richtung des Weges. Erst als sie sich sicher war, dass sie vom Lager aus nicht mehr gesehen werden konnte, lief sie auf dem Trampelpfad zurück in Richtung ihres Pferdes.
    Egal, was der Auftrag der Sylken war und wer ihn gegeben hatte – bei einer so großen Truppe fremder Söldlinge in der Nähe Teremis verdiente der Voivode es einfach, Bescheid zu wissen.
    Mittlerweile war es fast vollständig dunkel geworden, und weder Mond noch Sterne waren zu erkennen. Dunkle Wolken hatten sich am Himmel zusammengeballt und versprachen
baldigen Regen. Das Gewitter brach los, noch bevor Artaynis die Burg erreichte, und noch in den Stallungen wrang sie sich die völlig durchnässte Kleidung zumindest notdürftig aus, ehe sie rasch das momentane Hauptwohngebäude betrat.
    Einer Eingebung folgend, hielt sie zuerst an Ionnis’ Gemächern an und klopfte. Vielleicht war er gerade wach? Als er ihr antwortete, öffnete sie die Tür.
    Ionnis lag auf seinem Bett, neben sich eines der Bücher, die sie ihm geliehen hatte. Sie hatte nicht viele der kostbaren Bände aus der Bibliothek ihres Vaters mitgenommen, aber einige wenige doch, die nun ihm zugute kamen.
    Als Ionnis sie sah, strahlte er. Sie setzte sich neben ihn und schüttelte ihr Haar aus.
    »He! Du bist ja ganz nass«, protestierte er halbherzig, was ihn aber nicht daran hinderte, ihr Gesicht zwischen die Hände zu nehmen und sie zu küssen. Sie erwiderte den Kuss, streckte dann aber die Hand aus und griff nach dem ledergebundenen Pergament, das neben ihm lag.
    »Die Geschichte der Imperatoren Dyrias«, las sie vor. »Und, ist die Lektüre interessant?«
    »Oh, unbedingt. Gibt es eigentlich auch nur einen einzigen dyrischen Imperator, der friedlich in seinem Bett gestorben ist?«
    Artaynis lachte.
    »Nicht dass ich wüsste. Die meisten hatten schon viele Kämpfe auszufechten, bevor sie auf den Thron kamen, und danach wurde es nicht besser. Der mächtigste Mann eines so gewaltigen Reiches zu sein bedeutet eben auch, viele Feinde zu haben. Und viele Familien haben imperiales Blut in den Adern – zumindest ein bisschen. Ansprüche gibt es also stets genug. Aber das scheint mir in Wlachkis auch nicht viel anders zu sein, oder gibt es viele Voivoden, die an Altersschwäche gestorben sind?«
    Er stimmte in ihr Lachen ein.

    »Wohl nicht. Ich hoffe, mein Vater wird der Erste sein, dem das gelingt.«
    Vielleicht. Wenn nicht doch ein neuer Krieg ausbricht, dachte sie, sprach ihre düsteren Gedanken aber nicht aus.
    »Eigentlich wollte ich sofort mit deinem Vater sprechen«, sagte sie stattdessen. »Ich habe herausgefunden, dass sich ein ganzer Haufen sylkischer Söldner in euren Wäldern herumtreibt. Ich könnte mir denken, dass Şten sich ihr Lager gern einmal ansehen würde.«
    »Du hast ein sylkisches Lager ausgekundschaftet, das noch niemand außer dir gefunden hatte? Deshalb bist du durch dieses Unwetter geritten?«
    Ionnis schüttelte lachend den Kopf.
    »Warum hast du niemanden von unseren Leuten mitgenommen?«, fragte er dann wieder ernst.
    »Weil vermutlich ein ganzer Trupp wlachkischer Soldaten den Mann aufgeschreckt hätte, den ich verfolgt habe. Außerdem wollte ich mir sicher sein, dass ich keinem harmlosen dyrischen Reisenden hinterherjage.«
    »Und jetzt bist du dir sicher, dass er kein harmloser Reisender ist?«
    Artaynis nickte. »So viele Sylken auf einem Haufen – da steckt etwas dahinter.«
    »Wenn du willst, können wir gleich zu meinem Vater gehen. Ich glaube nämlich auch, dass ihn deine Neuigkeiten sehr interessieren werden.«
    Ionnis stand hastig auf und blieb dann einen Augenblick an den Bettpfosten gelehnt stehen und schloss die Augen.
    Artaynis erhob sich ebenfalls und legte einen Arm um ihn.
    »Langsam«, ermahnte sie ihn freundlich.
    »Es geht schon«, beeilte er sich ihr zu versichern. Er ließ den Pfosten los und umarmte sie.
    »Obwohl … vielleicht musst du mich doch stützen?«, murmelte er mit einem verschmitzten Grinsen.

    Sie schlug spielerisch nach ihm, als es

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