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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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plötzlich an der Tür klopfte und diese so schnell aufgerissen wurde, dass Ionnis und Artaynis förmlich auseinandersprangen.
    Şten cal Dabrân stand in der Tür, und der Blick, mit dem er seinen Sohn und seinen dyrischen Gast bedachte, verriet, dass er am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht hätte.
    »Ionnis«, sagte er stattdessen gedehnt. »Ich wusste nicht … Ich wusste nicht, dass du nicht allein bist.«
    Dann lächelte er plötzlich, als sei er zu einer Entscheidung gelangt.
    »Ich wollte dich bitten, mich zu einer Ratsversammlung zu begleiten«, fuhr er fort, »und wie es der Zufall will, ist Artaynis bei dir, die ich als Nächstes geholt hätte.«
    Ionnis blickte seinen Vater fragend an, offenkundig überrascht, dass dieser neuerdings seine eigenen Botengänge erledigte. Da ihm jedoch keine Erwiderung einzufallen schien, sprang ihm Artaynis zur Seite: »Wir begleiten Euch natürlich gern, Voivode. Aber dürfen wir erfahren, zu welchem Zweck Ihr uns gesucht habt?«
    »Was? Oh ja.«
    Şten, der das Paar gedankenverloren angesehen hatte, zögerte mit der Antwort.
    »Cornel ist eben zurückgekehrt«, sagte er schließlich. »Er hat Nachrichten aus Turduj und von den Masriden mitgebracht, und keine guten, wie ich fürchte.«

36
    Wie lange noch?« Schon vor einigen Nächten hatte Kerr aufgehört, die Fragen zu zählen. Er wusste natürlich, dass es Wrag nicht um eine Antwort ging, denn Andas Kind musste klar sein, dass es noch keine Neuigkeiten gab. Vielmehr hatte Kerr die Vermutung, dass Wrag sie provozieren wollte, einen Streit beginnen, seinem Unmut irgendwie Luft machen.
    »Wissen wir nicht«, antwortete Zran ruhig, was Kerr leise seufzen ließ. Der große Jäger fand wie immer den richtigen Tonfall, um Wrags Wut zu dämpfen.
    »Dieses verdammte Loch«, knurrte Andas Kind und setzte sich wieder hin. In Teremi war er unruhig gewesen, hatte sich häufig bewegt, war durch den Keller geschlichen, hatte gelauscht und wie auf der Jagd innegehalten. Hier war er antriebsloser, zwar nicht weniger wütend, aber hier zeigte er seinen Zorn weniger körperlich. Als fehle ihm der Wille dazu. Der Herzschlag des Landes ist leise. Wrag ist fern vom Dunkelgeist. Vielleicht liegt es daran. Vielleicht ist sein Einfluss hier schwächer.
    Die Gedanken bestärkten den Troll in seinem Anliegen. Wenn schon die Entfernung vom Herzen des Landes ausreichte, um Wrag zu verändern, dann würde eine Heilung des Herzens vielleicht alle Kinder Andas ebenfalls heilen. Wieder zu richtigen Trollen machen. Bei dem Gedanken musste Kerr grinsen. Noch immer konnte er für sich nicht sagen, ob Andas Kinder Trolle waren oder nicht. Und wenn ich mich nicht entscheiden kann, wie sollten es die Menschen dann können?

    Die Wlachaken waren über ihnen untergebracht, und er konnte sie oft riechen. Aber bis auf Natiole und Arvan sah er nur wenige von ihnen. Die Soldaten waren nun wieder tagsüber wach und schliefen nachts. Lediglich die beiden Anführer hatten ihr Leben in die Nachtstunden verlagert. Manchmal waren sie abends aber auch nicht da, sondern in der Stadt unterwegs. Die Menschen des Imperiums waren offenbar freundlich, obwohl sie so merkwürdig waren, denn sie luden die Wlachaken häufig zu sich ein.
    Heute Nacht jedoch kam Natiole die Treppe hinab und gesellte sich zu den Trollen. Er hatte seine alte Kleidung abgelegt und trug leichtere Stoffe, wenn auch bei Weitem nicht so bunt wie die Dyrier.
    »Keine Neuigkeiten«, berichtete er. »Ich habe Pilon wieder einmal gefragt, und seine Antwort war wie immer dieselbe. Wir sollen warten.«
    »Warten. Warten. Warten. Wird es schneller gehen, wenn ich ein paar der lächerlichen Menschlinge erschlage?«, zischte Wrag, und Kerr konnte es ihm nicht verübeln.
    »Das ist nicht gut«, erklärte er ernst. »So habe ich es nicht gewollt.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Natiole. »Aber ich kann wenig tun, außer ständig mit Pilon zu reden. Ich habe schon Sargan um Hilfe gebeten, und er hat mir versichert, dass er seinen Einfluss geltend macht, aber …«
    »Aber?«
    »Aber er sagte auch, dass er noch mit einigen Tagen Wartezeit rechnet. Wenn nicht sogar länger. Eine Audienz beim Imperator ist eine besondere Ehre, und diese Warterei ist einfach normal.«
    »Nicht für uns.« »Ich weiß, ich weiß. Zu Hause wäre es anders. Aber hier haben die Menschen ihre eigenen Traditionen. Und Regeln. Du würdest nicht denken, wie schwer es ist, hier auch nur ein simples Abendessen mit Freunden zu

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