Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
Teil der Grundfläche. Es gab Treppen, Gänge hinter den Sitzreihen und mehrere große Logen, die in gewissen Abständen wie breite Türme über den Sitzreihen aufragten.
Natiole schätzte, dass die Fläche am Boden der Grube über dreihundert Schritt lang sein musste und vielleicht ein Drittel davon breit. In der Mitte erhoben sich Säulen und zwei flache Gebäude, an deren Dachkanten vergoldete Ornamente im Licht glänzten. Hunderte von Feuerschalen waren aufgestellt worden, die das Feld in ein unruhiges Licht tauchten.
Überhaupt war die ganze Atmosphäre von Unruhe erfüllt. Es lag Spannung in der Luft, eine Vorfreude, die in unzähligen Stimmen Niederschlag fand. Noch nie hatte Natiole so viele Menschen an einem Ort erlebt. Es waren sicherlich viele tausend, die sich auf den Rängen drängten, aßen, lachten, riefen, sich unterhielten, scherzten und sangen. Es roch nach Menschen, so stark, wie Natiole es niemals für möglich gehalten hätte. Es befanden sich mehr Menschen an diesem Ort, als Teremi Bewohner hatte, dessen war er sich sicher. Eine schwindelerregende Vorstellung.
Hier sehen mehr Dyrier zu, als in der Trollschlacht Krieger kämpften!
Zu Natioles Linken saß Sargan, der in teuerste Gewänder gehüllt war, vor Soße triefendes Fleisch mit den Fingern aus einer aus Brot bestehenden Schüssel aß und sich königlich zu amüsieren schien. Er hatte seine ganze Familie mitgenommen, aber Natiole hatte schon Schwierigkeiten, sich die Namen seiner vier Frauen zu merken, geschweige denn die seiner zahlreichen Kinder und Kindeskinder, Vettern und Basen, Nichten und Neffen und des Rests der Familie, der sich wie ein Lindwurm über den halben Rang ausbreitete. Rechts von Natiole saß Ana, diesmal ohne ihre üblichen Begleiter. Sie schien von dem Spektakel weitaus weniger beeindruckt zu sein als der junge Wlachake, und er war froh, dass sie ihn begleitete. Und auch, dass keiner ihrer Söldner dabei war, denn das war raues Volk, dem Natiole mehr als skeptisch gegenüberstand.
»Das ist die Imperiale Loge«, erklärte Sargan und deutete auf einen reich verzierten, flachen Turm, auf dessen Wänden sich die Flammen der Feuerschalen spiegelten. Der Stein war so poliert, dass er glänzte, und Reliefbänder zeigten Figuren, die Natiole fremd und exotisch erschienen. Geflügelte Stiere, gekrönte Schlangen und Menschen mit einem dritten Auge auf der Stirn. Auf der überdachten Plattform des Turms war es jedoch dunkel.
»Wird der Goldene Imperator noch kommen?«
»Nein. Damit würde er ja die Anwesenheit der Trolle anerkennen. Und auch, dass ihr schon lange in der Stadt seid. Das ist nicht möglich, also wird er der Arena fernbleiben.«
An ihrer Situation hatte sich also nichts geändert. Natiole seufzte. So interessant das Leben in Colchas auch sein mochte, er hatte eine Aufgabe, und er wollte sie erfüllen. Und dann möchte ich nach Wlachkis zurückkehren.
»Unterhalb der Loge sitzen die ranghöchsten Beamten.
Wenn der Imperator anwesend ist, lädt er ausgesuchte Gäste in seine Loge ein. Der Status aller anderen bemisst sich nach ihrer Nähe zur Imperialen Loge.«
»Wir sitzen weit von ihr entfernt«, gab Natiole zu bedenken, worauf Sargan lachte und sich die fettige Soße von den Fingern leckte.
»Natürlich. Du als Außenstehender hast keinen Status. Lediglich durch Assoziation mit einem Bürger des Imperiums könntest du einen Abglanz davon erlangen.«
»Aber … was ist mit dir?«
Unsicher blickte Natiole den Dyrier an. Vielleicht war diese Frage unhöflich oder sogar frech. Aber Sargan grinste immer noch.
»Ich bin kein Beamter mehr. Nur ein einfacher Bürger …«
»Er wusste, dass der Goldene Imperator nicht erscheinen wird«, mischte sich eine von Sargans Gemahlinnen ein, eine noch immer schlanke, schwarzhaarige Frau, deren Augen mit schwarzer Schminke umrandet waren. Sie saß direkt neben ihrem Mann und war Natiole zu Beginn vorgestellt worden, was ihn vermuten ließ, dass sie seine erste Frau war.
»Wenn der Imperator erscheint«, fuhr sie fort und sah Sargan giftig an, »dann sitzen wir in seiner Nähe oder in seiner Loge. Sargan ist gar nicht bescheiden, er tut immer nur so!«
»Nun, nun, Perixis. Mäßige dich. Was soll unser junger Freund von uns halten?«, fragte Sargan milde.
Aber seine Frau brummte nur und lehnte sich wieder zurück. Ihr Wlachkisch war überraschend gut, auch wenn sie mit dem üblichen dyrischen Akzent sprach, in dem die Worte eher wie Wasser flossen und jeder Satz
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