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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Stufen empor. Die beiden Gardewachen warfen ihr finstere Blicke zu, ließen sie jedoch ungehindert passieren. Das große Tor stand halb offen, und sie klopfte nicht erst an, sondern trat einfach ein.
    Sie war allein; es war ihr besser erschienen, keinen ihrer Söldlinge mitzunehmen, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, als sie schon sonst auf sich zog.
    Die gesamten Reserven der Garde mussten im Einsatz sein, denn man sah ihre goldgeschuppten Rüstungen an jeder Ecke – vor allem hier, wo die Reichen und Mächtigen lebten und sich und ihre Besitzungen ohnehin durch Wachen vom einfachen Volk abschirmen ließen.
    Das Leben in Colchas wirkte seit dem Zwischenfall mit den Trollen seltsam gedämpft. Die Menschen gingen ihren Geschäften nach, aber ihre Stimmen waren leiser, die Kleidung unauffälliger und die Straßen leerer. Als offensichtlich Fremde hatte Ana mehr als einen misstrauischen Blick ertragen müssen, aber sie hatte Übung darin, das Getuschel zu ignorieren, welches ihr Vorbeigehen begleitete.
    Zwei Diener stürzten auf sie zu, als sie in den Innenhof trat, und versperrten ihr unaufdringlich, aber eindeutig den Weg. Ihr Lächeln war aufgesetzt, und sie wirkten nervös. Ein Zustand, den Ana nur allzu gern verstärkte.
    »Zu Sargan. Schnell«, sagte sie, ohne die beiden anzuschauen. Unter vielen Verbeugungen entfernte sich der eine, während der andere immer noch lächelnd vor ihr stehen blieb. Einen kurzen Augenblick lang erfreute sich Ana
an dem Gedanken, dass sie einfach an ihm vorbeigehen konnte. Seine Versuche, sie aufzuhalten, wären vermutlich höchstens erheiternd. Aber er war nur ein Sklave, ein Befehlsempfänger, und alles, was sie ihm antat, würde zusätzlich eine schwere Strafe für ihn bedeuten. Das Imperium war voll von solchen Menschen, die nicht einmal mehr sich selbst besaßen. Also ignorierte sie ihn und wartete ab.
    Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis Sargan, von Kopf bis Fuß in formelle Gewänder gehüllt, in den Hof trat. Sein Kypassis war, wie hätte es anders sein können, reich verziert und verdeckte sein Bäuchlein gut. Seinen Schmuck hatte er sparsam ausgewählt, aber dennoch war ihm sein Reichtum natürlich anzusehen. Als er Ana erreichte, sandte er den Diener mit einer lässigen Handbewegung fort. Sein Blick wanderte zum Tor, zu den beiden Wachen, die außen standen, und er hob die Augenbrauen.
    »Ana, welch eine Freude. Schön, dass du dein Versprechen, mich zu besuchen, so pünktlich einhältst.«
    Mit diesen Worten hakte er sich bei ihr unter und führte sie über den Hof.
    »Natürlich«, erwiderte Ana. »Ich halte mein Wort.«
    Sonnenstrahlen fielen durch das Laub einiger Bäume und zeichneten komplexe Muster aus Licht und Schatten auf die Fliesen. Ein Band aus Mosaiken lief über den Boden, auf dem Götter die Dinge taten, von denen die Dyrier glaubten, dass Götter sie taten. In der Mitte war ein überdachter Brunnen, und dorthin führte sie Sargan.
    Das Wasser plätscherte ruhig vor sich hin, und im Schatten war es angenehm kühl. Zwei Vögel sangen und lieferten sich dabei einen wilden Wettstreit. Vermutlich haben sie gestutzte Flügel, dachte Ana bei sich.
    »Was führt dich zu mir?«
    Vorsichtig blickte Ana sich um. Niemand befand sich in ihrer Nähe, und die Geräusche des Brunnens würden ihre Worte für jeden verborgenen Lauscher verschlucken.

    »Ich habe Gerüchte gehört«, erklärte sie, trotz der Abgeschiedenheit flüsternd. »Von Kämpfen innerhalb der Stadt. Toten Gardisten. Monstern auf freiem Fuß, die Menschen fressen und den Imperator bedrohen. An den Toren wurden die Wachen verdreifacht, und in der Stadt sieht man sie auch überall.«
    »Ah, Gerüchte. Nun ja, dieses Gerede macht die Runde.«
    »Gerede über Monster, Sargan?« »Da hast du natürlich gleich an deinen Vetter gedacht«, scherzte Sargan, aber er lächelte dabei nicht. Stattdessen blickte er sie ernst an. »Ja, irgendwer hat die Trolle gereizt. In der Stadt der Toten ist es zu einem Kampf gekommen. Sie haben fast zwei Dutzend Dyrier erschlagen, darunter mindestens drei Gardisten. Jetzt heißt es, dass sie dem Goldenen Imperator nach dem Leben trachteten und nur aus diesem einen Grund ins Imperium gekommen seien.«
    Ana wurde unvermittelt kalt. Ein Kampf innerhalb der Stadt war schlimm genug, aber wenn jemand die Hand gegen die Person des Goldenen Imperators selbst zu erheben gedachte, gab es nur eine Konsequenz. Das Imperium duldete nicht, dass jemand einen solchen Affront

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