Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
hinzuzufügen: »Aber ich glaube natürlich euren Worten. Hinter dieser Sache steckt sicher mehr, aber ich kann noch nicht sagen, was genau. Momentan wird überall nach den Trollen gesucht, und ich halte es für besser, nicht aufzufallen, während ihr meine Gäste seid. Vermutlich stehe ich ohnehin unter Verdacht.«
»Wie seid ihr überhaupt hierhergekommen?«, erkundigte sich Ana.
»Kerr hat uns auf die Idee gebracht. Die Trolle haben sich in einem der Grabhäuser versteckt, nachdem wir den Speer geholt hatten, und ich habe mich zu Sargan geschlichen. Er hat uns hierhergeschmuggelt, wofür wir ihm ziemlich dankbar sein müssen.«
»Alles im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten«, wehrte der Dyrier ab und hob die Hände. »Zufällig hatte ich Wagen und diesen Keller hier.«
»Und ein verborgenes Geheimtor zum Palast und sehr verschwiegene Helfer«, vervollständigte Natiole.
»Wie auch immer. Jedenfalls seid ihr in Sicherheit. Für den Moment.«
Der große Troll schnaubte vernehmlich. »Erst haben wir uns in dieser Totenhöhle verkrochen, und jetzt verkriechen wir uns hier. Wir verstecken uns wie eine feige Beute, nicht wie Trolle. Das macht uns schwach.«
»Die andere Möglichkeit wäre, gegen eine ganze Stadt zu kämpfen. Das schaffen wir nicht. Ein kluger Jäger ist kein schwacher Jäger.«
»Du redest wie ein Mensch, Kerr. Mit jedem Dreeg hörst du dich mehr an wie sie.«
Kerr knurrte vernehmlich.
Wrag nahm die Herausforderung nur zu gern an, entblößte seine Hauer und baute sich drohend über dem kleineren Troll auf, bis Kerr abwehrend die Pranken hob und murmelte: »Das führt zu nichts, Wrag.«
Der große Tiefentroll machte einen Schritt rückwärts, aber Ana konnte sehen, dass er enttäuscht war, sich nicht mit Kerr schlagen zu können.
»Was für ein Riesenhaufen Mist, in den ihr da geraten seid«, stellte Ana fest. In ihren Gedanken formten sich vage Ideen und Möglichkeiten, aber noch nichts Greifbares. »Was glauben die Gardisten, wo ihr seid?«
Sargan räusperte sich verlegen, während Kerr erheitert schnaubte. Wrags Gesichtsausdruck verfinsterte sich sofort wieder. Überrascht sah Ana den Dyrier an: »Was?«
»Nun, ich gelte ja seit meiner aktiveren Zeit als ein Experte für Trolle. So kam man noch in den frühen Morgenstunden zu mir, als die Wachen sie nicht finden konnten. Vielleicht verdächtigte man mich auch.
Ich bin jedenfalls kaum zum Schlafen gekommen, und in meinem Alter ist Schlaf lebensnotwenig. Zu wenig Schlaf kann sogar gefährlich sein, wie Hesoates in seinen Schriften dargelegt hat. Immerhin sind die Träume ein Geschenk der Götter und …«
»Die Trolle«, erinnerte ihn Ana rüde.
»Ja. Also fragte man mich, wohin die Trolle verschwunden sein könnten, und ich wusste keine Erklärung, die jeden Verdacht von mir weisen würde. Meine Gedanken rasten, und dann kam mir die Lösung: Ich erzählte, dass Trolle – als unterirdische Kreaturen, die sie nun einmal sind – mit ihren bloßen Händen Tunnel graben können. Wie, äh, manche Käfer. Oder Würmer.«
»Ich sollte dir den Hals umdrehen, Halbzwerg. Und das
Mark aus deinen Knochen saugen«, verkündete Wrag mit einem bösen Lächeln.
»Er hat uns gerettet! Ist dein beschissener Schädel zu dick, um das zu verstehen?«, widersprach ihm Kerr heftig.
Ungläubig blickte Ana von dem kleinen Mann zu den Trollen und wieder zurück.
»Würmer?«
Der Tiefentroll zog sich noch weiter ins Zwielicht zurück und stieß ein grollendes Geräusch aus.
»Ja, es erschien mir naheliegend, und man hat es mir sofort geglaubt«, verkündete Sargan gezwungen munter.
»Also«, warf Natiole ein, »wenn man dir erzählt, dass unter Colchas menschenfressende Monster hausen, die jeden Moment aus dem Boden hervorbrechen und dich verschlingen können – glaub es nicht.«
»Nichtsdestotrotz ist das hier keine dauerhafte Lösung«, erklärte Sargan. »Wir müssen einen Weg finden, euch aus der Stadt zu schmuggeln. Einige Tage sollten wir warten, bis der Staub sich wieder ein wenig gelegt hat, aber dann müsst ihr aufbrechen.«
Der Dyrier blickte Ana treuherzig an. »Und genau dabei kommst du ins Spiel. Ich habe Verbindungen, aber dein Haufen wäre eine weit bessere Tarnung, als ich sie liefern kann.«
Zweifelnd rieb sich Ana über die Lippen. Für einen winzigen Moment wog sie das Risiko ab, dann jedoch nickte sie. Für die Familie fragt man nicht nach den Kosten.
Über ihnen knirschte die Falltür, und Ana wirbelte herum, die Hände
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