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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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dem Mund eines Fremden zu hören. Dann stieß er einen Schwall Worte hervor.
    Ionnis lauschte mit angestrengtem Gesichtsausdruck und unterbrach den Mann nur zweimal – um ihn aufzufordern, langsamer zu sprechen, wie Şten vermutete.
    »Er sagt, man habe sie dafür bezahlt, dass sie nach Wlachkis kamen. Und dass er nicht weiß, warum sie hierherbeordert wurden. Ihr Anführer habe das alles ausgemacht. Er sagt, er sei nur mitgeritten, weil es ihm befohlen wurde. Er wollte dich nicht töten, er hatte Angst …«
    Şten nickte, während sein Sohn die Worte des Gefangenen übersetzte. Er hegte keinen persönlichen Groll gegen den Sylken, weil dieser ihn angegriffen hatte. Krieg war selten persönlich. Zu oft hatte er Feinden gegenübergestanden, deren Namen er nicht einmal kannte. Aber es gab etwas anderes, was sie unbedingt erfahren mussten.
    »Frag ihn, ob sie etwas mit dem Feuer zu tun hatten, das auf Remis ausgebrochen ist. Frag ihn, ob jemand von ihnen dich angegriffen hat.«
    Dann zögerte Şten einen Moment. Auf eine so belastende Frage konnte ihm der Sylke kaum eine ehrliche Antwort geben, ohne zu wissen, dass er möglicherweise sein Leben verspielte.
    »Und sag ihm, dass ich es nicht gegen ihn halten werde.
Egal, ob er es leugnet oder zugibt, ich werde nicht ihn für das verantwortlich machen, was passiert ist. Ich will nur die Wahrheit wissen.«
    Ionnis sprach auf den Mann ein, erklärte, überlegte und sprach dann weiter. Der gefangene Sylke blickte ihn erst mit weit aufgerissenen Augen an, dann senkte er den Blick. Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern, als er antwortete.
    »Nein«, übersetzte Ionnis, obwohl Şten die Antwort auch aus den Zügen des Gefangenen hätte lesen können. »Sie haben kein Feuer gelegt. Sie waren niemals in der Feste. Und er sagt …«, an dieser Stelle schluckte sein Sohn hörbar, bevor er weitersprechen konnte, »… niemand von ihnen hätte sich in die Burg geschlichen, um mich anzugreifen.«
    »Dann frag ihn …«
    Doch weiter kam Şten nicht. Schritte näherten sich auf der Treppe, die nach unten führte. Ein Diener sprach aufgeregt mit der Wache an der Tür und hetzte dann den Gang entlang.
    »Herr!«, rief er. »Herr, Ihr müsst sofort kommen. Die Masriden haben einen Boten geschickt, und man will ihn am Tor nicht passieren lassen. Wenn Ihr nicht rasch kommt, wird sicher ein Unglück geschehen.«
    Şten seufzte, aber er ahnte, dass die Angelegenheit tatsächlich keinen Aufschub duldete.
    »Also gut!«, bestimmte er. »Wir machen hier später weiter. Jetzt hören wir erst einmal, was dieser Bote von uns will.«
    Als sie den Hof betraten, sah Şten, dass es mittlerweile vollständig dunkel geworden war. Wie in jeder Nacht waren Fackeln und Feuerkörbe entzündet worden. Am Tor herrschte Tumult, mehrere Wachen umstanden zwei Reiter, während das Gesinde der Burg zusammengelaufen war und zornig gegen die Masriden wetterte.

    Şten wusste, dass hier nur eines helfen würde: Autorität. Also rief er mit lauter Stimme: »Aus dem Weg! Lasst die Boten durch, dreimal verflucht!«
    Auf sein Wort hin öffnete sich sofort eine Gasse. Die zwei Reiter kamen sehr langsam in den Hof getrabt, und Şten war überrascht, als er Baczai erkannte.
    »Ihr kommt mit Nachrichten aus Turduj?«, fragte er statt einer Begrüßung und forderte die Masriden mit einer Handbewegung dazu auf, abzusteigen. Hauptsächlich tat er dies um ihrer Sicherheit willen, denn er wusste, dass sie zu Fuß weitaus weniger bedrohlich wirken würden als auf ihren gerüsteten Pferden.
    Baczai und seine Begleiterin leisteten seiner stummen Aufforderung Folge und verneigten sich vor ihm.
    Ionnis, Cornel, Vintila und Riclea bildeten einen Halbkreis um die beiden Boten. Sie waren ebenso begierig wie er selbst, zu erfahren, welche Neuigkeiten aus Ardoly die Boten mitgebracht haben mochten.
    »Herr, ich bin im Auftrag Tiradar Békésars hier«, begann Baczai. »Mein Herr wünscht Euch zu versichern, dass er keinen Streit mit Wlachkis sucht. Auch ist es nicht seine Absicht, die alten Grenzen zu verschieben. Mein Herr möchte Euch wissen lassen, dass er gedenkt, als Marczeg zu den Vereinbarungen zu stehen, die Ihr, Voivode, mit Tamár Békésar getroffen habt.«
    Seinen Worten folgte ein Moment verblüffter Stille. Schließlich sprach Ionnis halblaut aus, was auch Şten dachte: »Der Masride schlägt ein Bündnis gegen seinen Rivalen vor.«

44
    Trotz des drängenden Gefühls der Eile stieg Ana gemessenen Schrittes die

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