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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Sargan hat ihr zu viele Freiheiten gelassen. Vielleicht sollte ich mein Wohlwollen als Satrap gegenüber der Familie Vulpon von ihrer Hand abhängig machen?
    Ein Jubelschrei riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Was? Was ist geschehen?«, fragte er aufgeregt. Es dauerte qualvolle Momente, bis endlich ein Bote ins Zelt kam, hastig alle Ehrbezeigungen erwies und dann zu Denyxer lief und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
    »Das Banner des Voivoden der Wlachaken ist gefallen«, erklärte der Kriegeraristokrat zufrieden. »Von diesem Schlag erholen sie sich nicht.«
    »Dann sollten wir jetzt den endgültigen Schlag führen«, stellte Kamros mit grimmiger Freude fest. Denyxer nickte nur und gab dem Boten Anweisungen.
    Kamros drehte sich noch einmal zu der jungen Frau um. »Freut Euch, Artaynis von den Vulpon! Jetzt wird dieses grausame Spektakel rasch enden, und wir werden alle bald nach Colchas zurückkehren können!«
    Zu seiner Verwunderung war Sargans Tochter leichenblass geworden und gab ihm auch keine Antwort. Frauen fehlt die Natur zum Kriege, dachte er achselzuckend und griff nach seinem Pokal.

73
    Ein Dreeg rauschte durch die Welt und füllte den Stein und seinen Körper. Neben sich nahm Azot die Speerspitze wahr. Als er sie aufhob, lag sie kühl in seiner Hand. Ein kleines Ding nur, eine winzige Waffe der Menschen. Und dennoch hatte sie den Dunkelgeist zu dem gemacht, was er war. Und sie hatte Kerr, der ein gerissener Troll war, zu einer närrischen Suche angestachelt und schließlich die Hoffnungen der Stämme zerstört. Nichts, was von den Menschen kommt, ist gut, dachte Azot grimmig
    Die Dreeg kamen nun immer schneller, und sie brachten immer stärkere Gefühle mit sich. Angst und Zorn, Hass und Wut. Selten zuvor hatte Azot wirklich Angst verspürt, aber hier, in der Nähe des Herzens, wurden seine Gedärme kalt. Etwas geschah, mit dem Herzen, mit dem Land. Er spürte tausendfachen Tod, endloses Leid, mehr und anders, als er es je erfahren hatte.
    Mehr und mehr wurde seine Aufmerksamkeit von den wirbelnden Schatten angezogen, die er selbst in der Finsternis wahrnehmen konnte. Das Herz schlug, und für einen Augenblick glaubte Azot, die Schläge ertönten nur für ihn allein.
    »Du hast mich gerufen«, erkannte er unvermittelt. Sein Blut, Andas Blut, verband ihn mit dem Wesen, das dort in der Nische lag, verletzt, ängstlich, verwirrt. Und unglaublich mächtig.
    »Hast du auch Kerr auf seine Reise geschickt?«
    Der Dunkelgeist gab keine Antwort, aber Azot hatte auch nicht damit gerechnet, eine zu bekommen. Nachdenklich
ließ er die Speerspitze von einer Pranke in die andere wandern. Er spürte das Metall, konnte sich fast vorstellen, wie es durch Haut stieß, in Fleisch eindrang, tötete. Ein einfaches Ding und dennoch tödlich. Plötzlich verspürte er einen unwilligen Respekt vor den Wesen, die dies geschaffen hatten.
    »Kerr wollte dich heilen. Weil er denkt, dass wir und die Stämme der Trolle dann wieder eins werden. Aber wenn es so einfach wäre, dann hätte es geklappt.«
    Azot erinnerte sich daran, wie Kerr in die Schatten getreten war. Sie hatten ihn verschluckt. Azot hatte Kerr mit keinem Sinn mehr wahrnehmen können, und die Dreeg hatten einen Schlag ausgesetzt. Niemand sonst außer Anda war dem Herzen jemals so nahe gekommen.
    Mit einem Ruck erhob er sich.
    »Deshalb hast du mich gerufen«, erkannte er, ließ die Speerspitze fallen, atmete tief ein und trat dann entschlossen in die Schatten.
    Seine Verbindung zum Herzen war stark. Er wurde zum Herzen. Der Schlag hallte nur noch in ihm selbst wider. Er war das Land und alles, was auf und in ihm lebte. Er spürte die tobende Schlacht, sah, wie die Menschen des Landes getötet wurden, wie sie ihren Krieg verloren, wie die goldenen Menschen sie abschlachteten. Angst wogte durch ihn hindurch, Angst vor den goldenen Menschen und ihren Waffen. Urtümliche Furcht, stärker als alles bisher Gekannte. Er konnte diese Angst in sich aufnehmen, konnte das Herz davon befreien.
    Und mit einem Mal wusste er, was er tun musste. Er öffnete sich – der Angst, dem Schmerz, den Schatten. Er nahm sie auf sich. Dunkelheit drang in ihn ein, übernahm die Herrschaft über ihn; er wurde die Dunkelheit. Was sterblich gewesen war, fiel von ihm ab. Nur was ganz Troll gewesen war, blieb zurück. Er wurde der Dunkelgeist.
    Sein neues Wesen nahm die Welt staunend wahr. Etwas
bewegte sich von ihm weg. Eine helle Gestalt, deren weißes Fell grell in seinen Augen brannte. Noch immer war er

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