Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
hellen Lichtstrahl – der gerade in diesem Moment immer dunkler wurde.
    »Wrag! Das Licht!«
    Gebannt betrachteten sie den Strahl, der langsam, aber eindeutig schwächer wurde. Zunächst war es nur so, als ob sich Wolken vor die Sonne schieben würden, aber die Verdunkelung hörte damit nicht auf.
    »Zu früh. Das ist eine Falle«, erklärte Wrag bestimmt. »Die wollen uns nur ins Licht locken.«

    Unsicher blickte Kerr ihn an und sah dann wieder zum Lichtstrahl. Er horchte in sich hinein, lauschte den Dreeg und damit in die Welt. Unvermittelt erkannte er, was der neue Ton war.
    Zwei Herzen schlagen!
    »Nein. Nein, spürst du das nicht?«, sagte er. »Das ist keine Falle, das sind keine Menschen. Das ist etwas anderes.«
    Einige Dreeg lang schwiegen sie beide. Der neue Klang faszinierte Kerr, und er versuchte zu erfassen, was er bedeutete, ohne dass es ihm ganz gelang. Schließlich wandte er sich wieder dem Licht zu, das beinahe verschwunden war.
    »Sag allen, sie sollen kommen. Wir greifen an.«
    Ohne ein Wort des Widerspruchs lief Wrag den Gang entlang. Vorsichtig ging Kerr näher an das Licht heran. Die Oberwelt war immer ein Ort der Gefahren gewesen, und die Reise ins Imperium hatte ihn wieder daran erinnert, warum Trolle in der Tiefe lebten. Sonnenlicht war ihm verhasst, doch dieser sterbende Lichtfinger faszinierte ihn. Die Welt hatte sich verändert, und der Tod des Lichts kündete davon.
    Hinter sich spürte er Andas Kinder näher kommen. Seine Klauen kratzten über den Stein. Das letzte Licht erstarb.
    Mit roher Gewalt warf Kerr sich auf die Wand, grub mit bloßen Händen, riss Felsbrocken heraus und schleuderte sie davon. Andere kamen ihm zu Hilfe, dann stürzte die Wand tosend ein.
    Und die Trolle traten an die Oberfläche.
    Ein diffuses Licht empfing sie, und dort, wo die Sonne sein sollte, war eine schwarze Scheibe am Himmel zu erkennen, um die herum Helligkeit loderte. Diese Sonne hatte keine Macht mehr über sie; weder die Trolle noch Andas Kinder wurden von ihr beeinträchtigt. Aber Kerr hatte keine Zeit, das seltsame Phänomen zu bestaunen.

    Gefolgt von Wrag und den anderen, stürzte er den Hang hinab und warf sich auf die Feindesmenschen, die dort kämpften.
    Die Menschen aus Dyrien versuchten, sich zu schützen, aber überall brachen nun Trolle aus dem Boden hervor, und sie wurden von allen Seiten angegriffen. Einige stürzten in Löcher und wurden dort von Trollpranken gepackt und zerfetzt. Andere hoben ihre Waffen.
    Ein Speer bohrte sich in Kerrs Brust, und der Gedanke an die Wunde des Dunkelgeists ließ den Troll grimmig lachen, als er den Menschenkrieger ergriff, der die Waffe geführt hatte. Der Speer zerbrach, da Kerr sich vornüberbeugte und dem Gerüsteten seine Hauer ins Fleisch schlug. Die Schreie starben mit dem Menschen, den Kerr achtlos zur Seite warf.
    Weiter oben am Pass standen die Wlachaken, und Kerr lenkte seine Schritte in ihre Richtung. Andas Kinder folgten ihm, als er durch die Reihen des Imperiums pflügte und überall Tod und Vernichtung säte. Seine Schläge sandten Menschen mit gebrochenen Knochen zu Boden, seine Klauen zerrissen Panzer und Fleisch, seine Hauer waren blutbesudelt. Er war ein Troll, und die Menschen fürchteten ihn, so, wie es richtig war.
    Neben ihm kämpfte Wrag; er schrie bei jedem Hieb vor Freude auf, stürzte sich mit urtümlicher Wildheit auf die dichtesten Ansammlungen von Gegnern, deren Waffen er einfach beiseitefegte. Wunden überzogen schon bald seinen Leib, dunkles Blut lief an ihm herab, aber er beachtete die Angriffe der Menschen gar nicht und tötete mit sorgloser Kraft, während seine Verletzungen heilten.
    Sie trieben eine Gruppe Kämpfer in die Arme anderer Trolle, zerquetschten die Menschen zwischen sich. Der metallische Geschmack von Blut ließ Kerr erfreut aufheulen.
    Doch je näher sie den Wlachaken kamen, desto mehr formierte sich der Widerstand.

    Die ersten Trolle fielen unter den gemeinsamen Angriffen der Dyrier, die endlich erkannt hatten, dass nur viele von ihnen einen Troll besiegen konnten. Stammesmitglieder starben, aus zahllosen Wunden blutend, zerhackt von scharfen Klingen.
    Der Vormarsch der Trolle geriet ins Stocken, als sie auf die goldgerüsteten Krieger der Garden trafen.

76
    Die unwirkliche Dunkelheit machte den Masriden zu schaffen. Viele von ihnen riefen das Göttliche Licht an, baten flehentlich darum, die Sonne möge wiederkehren. Ana konnte spüren, wie um sie herum die Disziplin bröckelte, wie die Zuversicht

Weitere Kostenlose Bücher