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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sich bedroht fühlte, würde er wie ein wahres Kind Andas handeln, und das bedeutete Kampf. Und bei so vielen Menschen würde es ein blutiger Kampf werden, und es würde viele Tote geben. Vielleicht wäre ich besser allein gereist.

    »Kein Arm-Ausreißen, kein Kopf-Abbeißen. Das sind keine Gegner für dich.«
    Wrag antwortete nicht, aber Kerr war sicher, dass er verstanden hatte. Ob er sich an die Anweisung halten würde, war allerdings weitaus weniger sicher. Vorsichtig, um die Menschen nicht wieder zu erschrecken, stand Kerr auf und ging zwei Schritte vom Karren weg. Er bewegte sich bedächtig, lächelte wieder, aber ohne die Zähne zu zeigen, eben wie ein Troll es tun würde. Der Geruch von Angst war immer noch stark, aber zumindest schienen die Menschen nicht mehr kurz vor einer Panik zu stehen.
    Auch bei genauem Hinsehen konnte Kerr keinen Unterschied zu den Menschen in Wlachkis feststellen. Sie hatten überwiegend dunkle Haare und waren nicht besonders groß, wobei in den Augen des Trolls mangelnde Größe ohnehin ein Merkmal von Menschen war. Ihre Nahrung roch anders, aber ihre Körper nicht, und ihre Kleidung bestand hauptsächlich aus einfachen Hosen und Hemden, wie sie auch von den Menschen im Land zwischen den Bergen getragen wurden. Vielleicht war die Kleidung etwas bunter, und vielleicht war die Haut etwas dunkler, aber Kerr hätte es nicht beschwören können.
    Mit langsamen Schritten ging er zu Zran und trieb die Menge so vorsichtig von Wrag fort. Der Jäger nahm die Blicke der Menschen viel gelassener als Andas Kind auf, auch wenn Kerr sah, wie wachsam und reaktionsbereit Zran war. Aber zumindest äußerlich ließ er sich von der Masse von Fremden nicht beeindrucken, auch wenn er ihre Bewegungen genau im Auge behielt.
    Es war Kerr, als verginge eine ganze Ewigkeit, bis Natiole endlich mit den Wlachaken wiederkehrte, die ihre Ochsen an Stricken hinter sich her führten. Als der junge Mensch die angespannten Mienen der Trolle erblickte, rief er Kerr zu: »Wir brechen schon auf. Arvan folgt uns mit den Wagen und den Pferden.«

    Erleichtert nickte Kerr und folgte Natiole durch den Hof. Zran und Wrag blieben dicht bei ihm und ließen ihre Blicke über die Menschen wandern. Eine falsche Bewegung, ein zu lauter Ruf, alles hätte Wrags Wut erregen können, doch sie erreichten das Tor und schritten aus dem Hof hinaus auf eine breite, staubige Straße. Unbewusst atmete Kerr auf.
    Natiole beschleunigte seine Schritte, und schon bald ließen sie die einfachen Gebäude Macazas hinter sich. Kerr hatte kaum einen Blick auf das Dorf werfen können, um Unterschiede zu Wlachkis festzustellen, sondern war einfach dem jungen Menschen gefolgt.
    »Wird das jetzt immer so sein?«, fragte der Troll.
    »Ich fürchte, ja. Es war vielleicht nicht besonders schlau, die Wagen einfach im Hof des Gasthauses abzustellen, und das ist etwas, was wir künftig vermeiden können. Aber ihr werdet wohl überall im Imperium Aufsehen erregen.«
    »Wenn mich einer anlangt, wird er es bereuen«, wiederholte Wrag grimmig.
    »Wir werden das verhindern«, versprach Natiole. »Die Wagen werden ab jetzt bewacht, und wir sorgen dafür, dass niemand euch sieht, wenn es Tag ist. Und nachts schlafen die meisten Leute hoffentlich auch im Imperium.«
    Die Stimme des Menschen klang nicht halb so hoffnungsvoll, wie es seine Worte waren. Skeptisch blickte Kerr zu Wrag hinüber, dessen Miene noch verschlossener als sonst war. Ich hätte alleine gehen sollen.

28
    A us dem Weg! Macht Platz, verflucht noch mal, sonst ist es nicht meine Schuld, wenn ihr viermal verfluchten Idioten zu Schaden kommt!«
    Ein schweres Fuhrwerk, von Pferden gezogen, bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmenge, begleitet von den lauten Rufen seines Lenkers. Cornel musste hastig zur Seite springen, um dem voll beladenen Wagen auszuweichen.
    Die Stadt Turduj war seit seinem letzten Besuch noch einmal stark gewachsen. Hatte es schon damals zwischen den dicht gedrängt stehenden Häusern zahllose hastig gebaute Hütten gegeben, die kaum noch Platz für Straßen und Gassen ließen, war die Bevölkerung jetzt so weit gestiegen, dass die Wachen am Tor angeblich angewiesen waren, bei Neuankömmlingen genau zu prüfen, ob diese nicht etwa vorhatten, sich auch noch innerhalb der Mauern niederzulassen.
    Wenn Cornel sich umsah, konnte er diesen Erlass durchaus verstehen. Die Stadt platzte aus allen Nähten. Nicht nur, dass während Marczeg Tamárs Herrschaft neuer Reichtum Turduj hatte

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