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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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eingeschlafen.
    Langsam stand er auf, schenkte sich Wein ein und stürzte ihn hinunter. Das sind Fieberfantasien, sagte er sich zum hundertsten Mal, seit sie von ihrer Liebe zu ihm sprach. Sie war in ihren Träumen und Erinnerungen gefangen – vielleicht verwechselte sie ihn sogar mit jemand anderem. Bei dem Gedanken, dass sie die Worte vielleicht an einen anderen richtete, verkrampfte sich sein Inneres schmerzhaft. Trotzdem war diese Annahme besser, als ihre Bekenntnisse für bare Münze zu nehmen. Dass Avery ihn lieben könnte, war eine viel zu verführerische Vorstellung. Außerdem konfrontierte diese Möglichkeit ihn auch mit weitaus größeren Schwierigkeiten. Um seiner Schwester zu helfen, musste er Avery zu ihrer Familie zurückbringen und ihren Bruder zwingen, Katherine zu heiraten. Und er würde ihrer Familie sogar drohen müssen, um seine Ziele zu erreichen. Cameron bezweifelte, dass eine Frau, selbst wenn sie verliebt war, das verzeihen könnte.
    »Wenn Ihr ihre Worte gegen sie benutzt, schneide ich Euch die Zunge heraus.«
    Cameron drehte sich um und war nicht wirklich überrascht, Klein-Gillyanne zu sehen. Die Kälte ihrer Stimme und der wilde Ausdruck auf ihrem kleinen, hübschen Gesicht waren allerdings ein wenig überraschend. »Avery liegt im Delirium, leidet unter Fieberfantasien. Ich nehme keines ihrer Worte sonderlich ernst. Es ist alles nur unsinniges Geplapper.«
    Gillyanne gab ein zorniges Schnauben von sich. »Wenn Ihr Euch dadurch besser fühlt, werde ich nicht widersprechen.«
    »Wie gütig.« Manchmal, so dachte Cameron bei sich, war es schwer, sich daran zu erinnern, dass Gillyanne keine erwachsene Frau war, sondern ein Mädchen von knapp dreizehn Jahren.
    Nachdem sie Avery ihre kleine Hand auf die Stirn gelegt hatte, atmete Gillyanne tief durch, um sich zu beruhigen. »Die Kräuter scheinen nicht zu wirken.«
    »Es geht ihr nicht schlechter.«
    »Nein, aber ich habe gehofft, dass das Fieber endlich sinken würde. Anne hat ein kaltes Bad gerichtet. Wir werden sie ganz darin eintauchen.«
    »Haltet Ihr das für klug?«
    »Meine Tante Maldie sagt, dass das helfen kann.«
    Cameron hütete sich zu widersprechen. Schon bald, nachdem Avery fiebrig geworden war, hatte er entdeckt, dass alles, was Tante Maldie jemals in Sachen Heilung gesagt hatte, wie ein Gesetz Gottes behandelt wurde. Da Maldies Wissen Avery so lange am Leben erhalten hatte, musste er dieser Frau gewisse Kenntnisse zugestehen. Er war sich nur nicht sicher, ob die Ursache des Fiebers, das Eintauchen in kaltes Wasser, wirklich der richtige Weg war, um es zu bekämpfen.
    »Leargan macht sich fertig, um auszureiten und nach den DeVeau Ausschau zu halten«, berichtete Gillyanne und beobachtete ihn mit jenem wissenden Blick, der ihm zeitweise Unbehagen bereitete. »Er würde Eure Gesellschaft begrüßen, und bis Ihr zurückkehrt, sind wir fertig.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihre Haare gerne gewaschen bekommen würde.« Er spürte, wie er rot wurde, als Gillyanne ihn mit einem kleinen Lächeln bedachte.
    »Ja, das würde sie. Wir kümmern uns darum.«
    Voller Angst, dass er diesem jungen Mädchen gegenüber viel zu viel von seiner Verwirrung verraten könnte, eilte Cameron davon, um sich Leargan anzuschließen. Es war einfach lächerlich, sich in Gegenwart eines Mädchens, das mehr Kind als Frau war, so unbehaglich zu fühlen. Trotz dieses vernünftigen Tadels konnte er das Gefühl nicht loswerden, dass Gillyanne Menschen durchschaute, dass sie hinter jeden Gefühlspanzer und hinter jede Maske blicken konnte. Er war fast versucht, sie zu fragen, was sie sah, wenn sie ihn so anblickte. Vielleicht könnte ihre Auskunft etwas von dem Durcheinander lösen, in dem seine Gedanken und Gefühle gefangen waren.
    Nachdem er höflich Leargans Frage nach Averys Gesundheitszustand beantwortet hatte, ritt Cameron mit seinem Cousin vom Lager weg. Sie wollten erkunden, ob Sir Charles sie entdeckt hatte oder sich in der Nähe befand. Selbst diese Tätigkeit konnte Cameron nicht, wie erhofft, von seinen Gedanken an Avery abhalten. All diese Überlegungen hielten seine Gefühle in einem ständigen inneren Aufruhr.
    Die Vorstellung, dass sie sterben könnte, versetzte ihn in Angst und Schrecken. Das verdeutlichte ihm, dass er sich nicht gut genug gewappnet hatte und seine Gefühle sich nun doch mit seiner Leidenschaft mischten. Cameron wagte nicht, nachzuforschen, wie tief seine Gefühle für Avery reichten. Das im Fieber gesprochene

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