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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sinnvollen Sätzen zu beschweren?«
    »Oh ja, und was für unwirsche Worte sie für diejenigen hatte, die sie in ein kaltes Bad setzen.« Anne lachte und nahm Gillyannes Hand in ihre. »Sie kann bemerkenswert fluchen.«
    »Natürlich im Fieber«, warf Gillyanne ein, während Anne sie aus dem Zelt zog. »Man hört nicht auf das, was ein Mensch sagt, der vom Fieber gequält wird, nicht wahr? Nein, das wäre äußerst töricht.«
    Cameron sah zu, wie das Mädchen das Zelt verließ. Er widerstand dem Bedürfnis, ihrem kleinen Hinterteil einen kräftigen Hieb zu versetzen. Wenn dieses Mädchen erwachsen war, würde sie irgendeinem armen Mann eine Menge Ärger bereiten, und er wünschte sich fast, dann in der Nähe zu sein, um das zu sehen. Das würde aber niemals der Fall sein. Ungeachtet der Tatsache, dass er beabsichtigte, Sir Payton Murray zu einer Heirat mit seiner Schwester zu zwingen, würde er bei den Murrays ganz bestimmt niemals ein willkommenes Familienmitglied werden.
    Sobald Cameron das von Donald bereitete Mahl beendet hatte, wusch er sich. Nur mit seinem Lendentuch bekleidet, sah er sehnsüchtig auf das Bett. Er hatte seine kostbare Federmatratze ausgepackt, damit Avery darauf liegen konnte. Anne hatte ein Öltuch unter Avery ausgebreitet, um die Matratze vor der Feuchtigkeit zu schützen, die von dem beständigen Abwaschen ihres fiebernden Körpers herrührte. Platz war genug für ihn, um sich neben ihr auf dem weichen Bett auszustrecken, doch er fragte sich, wie lange er dann schlafen würde. Seit Avery krank war, war er immer nur kurz eingenickt, denn sein Schlaf wurde oft von ihren Fieberschüben unterbrochen. Aber kurze Ruhephasen waren besser als gar keine, und so entschied er sich schließlich, neben sie ins Bett zu kriechen.
    Er legte sich auf die Seite, betrachtete sie und schlang ihr den Arm um die Taille. Sie war beinahe zu heiß, um bequem neben ihr zu schlafen, aber er wollte verhindern, dass sie vielleicht unbemerkt aus dem Bett aufstand. Er stellte fest, dass sie allmählich die scharfen Gesichtszüge eines Menschen bekam, der nicht genug aß. Die Fleischbrühe, die sie ihr gelegentlich und mühsam einflößten, reichte nicht aus, um die Kraft, die sie im Kampf mit dem Fieber verlor, zu ersetzen.
    »Du wirst nicht sterben, Avery«, flüsterte er, als er sie auf die Wange küsste.
    Nur dieses Mal, beschloss er, wollte er für einen Augenblick den Gefühlen nachgeben, die sein Innerstes zerrissen, besonders seiner Angst vor ihrem Tod. Das konnte nicht schaden –, auch wenn er nicht die Absicht haben durfte, sie an seiner Seite zu behalten. Er wollte zumindest an eine lebende und glückliche Avery denken können. Er wollte sie sich nicht an der Seite eines anderen Mannes vorstellen, aber vielleicht wäre es ab und zu erfreulich, sie sich zufrieden im Schoß ihrer Familie auszumalen. Er konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass diese vor Leben sprühende, kluge Frau kalt und stumm wurde. Es schien nicht richtig und nicht gerecht, dass Avery sterben sollte, bevor sie Zeit gehabt hatte, richtig zu leben.
    »Nein, Geliebte, du darfst dem verdammten Fieber nicht den Sieg überlassen. Ich muss wissen, dass du weiterlebst, dass du irgendwo auf der Welt lachst, streitest und einem armen Esel, der es verdient, Beleidigungen an den Kopf wirfst. Selbst wenn ich wüsste, dass dich irgendein Schurke im Arm hält, heiratet und Kinder mit dir hat, könnte ich das besser ertragen als den Gedanken, dass dein Feuer für immer verloschen und tief im kalten Lehm vergraben ist. Also lebe, Avery Murray, und sei es nur, um mir das Leben zur Qual zu machen.«
    Cameron hauchte einen Kuss auf ihre vom Fieber ausgetrockneten Lippen, dann legte er seinen Kopf auf das Kissen und schloss die Augen. Er brauchte seinen Schlaf fast ebenso sehr wie Avery, aber er musste sich zwingen, sich soweit zu entspannen, dass er sich dem Sog des Schlafs hingeben konnte. Er hatte Angst, sie könnte ihm entgleiten, während er schlief.
    Die Feuchtigkeit auf seiner Haut weckte Cameron. Er verzog das Gesicht und fürchtete, dass Avery ins Bett genässt hatte, doch dann erkannte er, dass die Feuchtigkeit von ihrer Haut kam. Voller Hoffnung begann sein Herz schneller zu schlagen. Er setzte sich auf und zündete die Kerzen an, die auf der Truhe neben dem Bett standen. Seine Hand zitterte, als er sie ausstreckte und ihr auf die Stirn legte. Die Gefühlswoge, die ihn überrollte, ließ ihn die Augen schließen: Sie fühlte sich kühl an –

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