Der Zorn Des Skorpions
Büroausstattung, während Chilcoate doch so viel mehr benötigte. Eine enge Treppe hinunter, im Keller, hatte er sich ein komplettes Geheimdienstbüro eingerichtet – seine private »Kontrollzentrale« –, doch dieser Keller war ein Bereich, den er mit niemandem zu teilen beabsichtigte, schon gar nicht mit einem Fremden, der spät am Abend an seine Tür klopfte. Zum Teufel mit MacGregor! Er wusste doch besser als jeder andere, dass Chilcoate Privatsphäre und Diskretion benötigte. Chilcoate handelte mit Informationen, und es war unabdingbar, dass seine Welt geheim und vor den Augen der Bevölkerung verborgen blieb.
Vor sich hin brummelnd wählte er gereizt MacGregors Handynummer, zählte die Klingelzeichen und warf einen Blick auf die Tür, während er auf Antwort wartete. Endlich meldete sich MacGregor. Er wirkte gehetzt und unaufmerksam, was Chilcoate maßlos ärgerte, wenngleich er den Grund verstand. »Hey, Mann«, setzte Chilcoate ohne Grußwort an. »Hast du mir diesen Santana geschickt? Was zum Teufel denkst du dir dabei?«
Zane MacGregor war Chilcoates Freund aus Kinderzeiten, sein einziger wahrer Freund. Chilcoate hatte Zane erst kürzlich geholfen, als diese Trittbrettfahrerin seiner Freundin ans Leben wollte. Die Trittbrettfahrerin, die alle für den Unglücksstern-Mörder gehalten hatten.
MacGregor sagte: »Santana jagt den echten Unglücksstern-Mörder. Zwar hat sich herausgestellt, dass er es nicht auf Jillian abgesehen hatte, aber das Schwein ist immer noch auf freiem Fuß und bringt Frauen um. Er agiert in deiner Gegend, Chilcoate. Ich dachte, du könntest dich mit Santana zusammentun und ihn stellen.«
»Niemand weiß von mir«, erinnerte er ihn. »So war es abgesprochen. Das weißt du doch.«
»Befrei dich endlich von deinem Verfolgungswahn, Chilcoate. Du musst Santana helfen, den Mörder zu fassen.«
»Die Polizei arbeitet daran.«
Mac Gregor lachte. »Als ob du glaubtest, der Arm des Gesetzes würde zielsicher und effektiv zugreifen! Klar, Mann. Soll die Polizei das erledigen.«
Chilcoate knirschte mit den Zähnen. MacGregor hatte natürlich recht. Beim Militär hatte Chilcoate sein Können in elektronischer Überwachung und Computer-Hacking geschliffen. Einige hielten ihn für ein Genie, andere für eine ernsthafte Bedrohung. Seine Desillusionierung in Bezug auf alles, was mit der Regierung zusammenhing, war ein Nebenprodukt seiner Paranoia und seiner Verschlossenheit. Das hieß aber nicht, dass die Regierung recht hatte!
»Ich soll mich da einmischen?«
»Ja«, antwortete MacGregor mit Nachdruck.
»Du strapazierst unsere Freundschaft ganz gehörig. Seit du hier warst, ist noch keine Woche vergangen«, brummte er.
»Willst du, dass dieses Schwein noch mehr Frauen umbringt?«
»Nein, natürlich nicht. Aber ich bin keine Ein-Mann-Armee.«
»Aber Santana.«
Chilcoate überlegte. Er blickte zur geschlossenen Tür und dachte über den Mann nach, der dahinter saß. »Du kennst ihn gut?«
»Ziemlich gut. Du hast dir wahrscheinlich längst ein Urteil über ihn gebildet. Was meinst du?«
»Ich möchte nicht von ihm gejagt werden.«
Er brummte zustimmend. »Dann hilf ihm. Wie du mir geholfen hast.«
»Okay«, sagte Chilcoate widerstrebend, beendete das Gespräch und holte Zigaretten aus seiner Tasche heraus. Er zündete sich eine an und überlegte. Dann öffnete er die Tür und gewährte Santana einen Blick auf seine Büroeinrichtung. Er konnte es sich nicht erlauben, jemandem zu zeigen, was er im Keller verbarg. »Gut«, sagte er zu dem angespannten Fremden. »Ich mache mich an die Arbeit. Ich lass es Sie wissen, wenn ich etwas finde.«
Santana nickte. »Können Sie ungefähr sagen, wann das sein wird?«
»Gehen Sie nach Hause. Gehen Sie schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag.«
Der hochgewachsene Mann lächelte schwach; seine harten Züge um den Mund zuckten kurz, ohne eine Spur von Humor. »Beeilen Sie sich.« Dann: »Bitte.«
Chilcoate begleitete ihn zur Tür, und kaum war sie hinter ihm zugefallen, setzte er all seine Spezialschlösser in Kraft. Er drückte seine Zigarette aus, wartete, zählte bis zehn, hörte den Motor anspringen und kurz darauf das Knirschen der Reifen im Schnee, als Santana wendete und abfuhr.
Chilcoate wartete nochmals fünf Minuten, bevor er die enge Treppe in den Keller zu seinem eigentlichen Betätigungsfeld hinunterstieg. Im Wissen um die versteckten Kameras, die er selbst in spinnennetzverhangenen Ecken angebracht hatte, duckte er sich unter
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