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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausgehalten, in Hubert Longs Kupfermine. Bis Lila ihm im Jahr ’ 78 weggestorben war und Crytor ihn dann ’ 79 entführte. Danach hatte Ivor seinen freien Willen verloren. Er war nicht mehr in der Lage gewesen, nach Texas zu ziehen oder sonst wohin, wo es warm ist.
    Jetzt überlief ihn allein schon beim Betreten von Hubert Longs Land eine Gänsehaut.
    Aus dem Kontakt mit den Longs war niemandem je etwas Gutes entstanden, dessen war er sicher. Hatte es vor Jahren schon Lila erklärt, aber sie hatte es nur verächtlich abgetan. »Du weißt ja nicht, was du da redest«, hatte sie gesagt, war in ihren alten Dodge gestiegen und zum »Spot« gefahren, ihrer Lieblingskneipe, in der sie hinterm Tresen arbeitete. »Hubert ist okay, und er ist kein Geizhals. Gibt immer reichlich Trinkgeld.«
    Ivor hatte sich nicht überzeugen lassen. Noch ein Schluck Whiskey, dann schraubte er die Flasche zu. Sie war fast leer, zu dumm. Er hatte sie aufgefüllt, bevor er sich auf diese Mission Gott weiß wohin begab, und, ehrlich gesagt, jetzt war er ein bisschen wacklig auf den Beinen.
    Nur wegen Crytor und seiner verfluchten Sonde.
    Ivor zog den Handschuh wieder an, überquerte den Bach und fragte sich, warum er sich von Crytor manipulieren ließ, warum ausgerechnet er an jenem Tag ausgewählt worden war.
    Ihm blieb nicht viel Zeit für Spekulationen, bis er das große Haus vor sich sah. Sechs oder sieben, wenn nicht gar acht von der Sorte seines kleinen Hauses hätten in diese gewaltige Konstruktion hineingepasst. Spitze Giebeldächer, drei Stockwerke, blitzende Gaubenfenster. Und das war lediglich Huberts Jagdhaus, eines der Domizile, die er überall im Land verteilt besaß.
    Manche Menschen waren einfach unverschämt reich.
    Er blieb stehen, bemerkte jetzt erst, dass er sich mitten im Bachbett befand, und tat einen Schritt vorwärts. Beinahe wäre er gestürzt, als er das andere Ufer erreichte.
    Ein paar Lampen brannten, glaubte er durch seine beschlagene Brille feststellen zu können. Wahrscheinlich die Hauswirtschafterin, Clementine, und dieser komische Vogel, ihr Sohn Russ … nein, so hieß er nicht. Ross. Ja, Ross war sein Name. Er ging schon auf die zwanzig zu, lebte aber immer noch bei seiner Mutter. Irgendwo in Huberts Privathaus.
    Ach, wer konnte es ihnen verdenken?
    Ivor kletterte die steile Bachböschung hinauf, wobei ihm sein Gehstock keine große Hilfe bot. Er musste sich näher beim Haus am Wurzelballen eines umgestürzten Baums festhalten. Warum er hier war, wusste er immer noch nicht. Vielleicht würde Clementine ihm ein Sandwich oder einen Drink anbieten – das hatte sie früher manchmal getan, wenn er als Handlanger auf dem Besitz eingesprungen war. Er hatte ein paar kaputte Schubladen in der Vorratskammer repariert, Wasserhähne ausgewechselt, solche Sachen …
    Jetzt blieb er stehen, um zu verschnaufen. Setzte seine beschlagene Brille ab und wischte die Gläser blank. Ohne sie konnte er wegen des grauen Stars kaum zwei Meter weit sehen.
    Er polierte die Gläser, hätte um ein Haar eines herausgedrückt und ließ die Brille dann auch noch in den Schnee fallen.
    Er ging in die Knie, tastete die Böschung ab und hielt abrupt inne. Hatte er da etwas gesehen? Eine Bewegung links von ihm? Er bekam eine Gänsehaut, blinzelte, klopfte den Boden ab und suchte die heruntergefallene Brille.
    Nichts, alles nur Einbildung.
    Er richtete den Blick wieder auf den Schnee vor ihm, doch da war wieder eine Bewegung. Etwas Verschwommenes in den Schneeschwaden … wie ein Gespenst unter den zitternden Espen.
    Ivor erstarrte, er hielt die Luft an. Sah das Gespenst noch einmal.
    Ach, nein, zum Teufel, kein Gespenst! Dieses riesige weiße Monster rannte unbeholfen über den offenen Hof. Ein Yeti! Das war’s. Ein widerliches Schneescheusal, das mit einer langen Keule in der Hand durch den Wald hetzte. O nein, zuerst die Aliens, und jetzt so etwas? War diese Sichtung eines waschechten Yetis der Grund, warum Crytor ihn auf Hubert Longs Besitz getrieben hatte? Um ihm Anerkennung zu bieten?
    Mit klopfendem Herzen beobachtete er, wie das Monster immer schneller zum Hubschrauberlandeplatz rannte, wo der Chopper stand und sich einschneien ließ. Dann huschte der Yeti zwischen den Bäumen hindurch, wandte den mächtigen Kopf und fixierte Ivor mit seinen bernsteinfarbenen Augen voller Bösartigkeit.
    Ivor, auf einem Knie, erstickte einen Schrei. Seine verflixte Pumpe wäre beinahe stehengeblieben. Das war’s. Das riesige Monster würde ihn mit

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