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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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seiner langen dunklen Keule zweifellos zu Brei hauen … Oder war es ein Gewehr? Hatten die Schneemenschen sich so weit entwickelt, dass sie Feuerwaffen benutzten? Er kroch rückwärts, glitt die Böschung hinunter und betete – plötzlich konvertiert – stumm, wie er noch nie im Leben gebetet hatte.
    Als hätte Gott dem Monster befohlen, drehte es sich um und hetzte davon. Seine schwarzen Fußsohlen waren zu sehen, als es durch den Schnee rannte.
    »Gott steh mir bei«, flüsterte Ivor und lauschte, die Hände auf die Brust gepresst, seinem Herzschlag. Schnee fiel auf sein himmelwärts gerichtetes Gesicht. Er war verschont worden. Dem Herrn sei Dank? Oder Crytor? Oder hatte er nur unverschämtes Glück gehabt?
    Vielleicht waren Yetis kurzsichtig.
    Was auch immer der Grund sein mochte, er jedenfalls war gerettet.
     
    Konnte denn hier gar nichts glatt laufen?
    Warum trieb sich der Alte auf dem Grundstück der Longs herum? Nach all den Jahren des Wartens, des Planens, der Überzeugung, dass niemand in der Nähe sein würde, kam es dem alten Knacker in den Sinn, einen Winterspaziergang zu Brady Longs Jagdhaus zu unternehmen.
    Beruhige dich, ganz ruhig. Verlier jetzt nicht die Nerven, er kann dich unmöglich erkannt haben.
    Dennoch, die Möglichkeit bestand immerhin.
    Bei meinem Pick-up angelangt, ziehe ich die Handschuhe und den weißen Skianzug aus. Alles, auch das Gewehr, verschwindet unter dem doppelten Boden, und ich trage wie gewohnt Jeans, ein Flanellhemd, Daunenweste und Jacke. Niemand hat gesehen, wie ich mich umgezogen habe, niemand wird Verdacht schöpfen.
    Aber der Alte war hier! Ich hätte ihn abknallen sollen, als ich die Gelegenheit hatte. Das hätte mir eine Menge Probleme erspart.
    Aber nein … Ich halte mich lieber an meinen Plan. Der Kerl ist halb blind und wahrscheinlich stockbesoffen.
    Alles in Ordnung. Alles wird gut. Fahr einfach in die Stadt, bestell dir wie immer ein Frühstück … Sorge dafür, dass du gesehen wirst.
    Meine Reifen fressen die Meilen auf der Straße, die von Grizzly Falls wegführt; ich bringe Abstand zwischen mich und Brady Long. Allmählich verspüre ich die Ruhe, die mich nach dem Rausch des Tötens immer überkommt. Dieser Mord ist anders, ganz anders, und trotzdem empfinde ich auch jetzt diese tief sitzende, beruhigende Zufriedenheit über einen gelungenen Job.
    »Mission erfüllt«, sage ich zu mir selbst und werfe einen Blick in den Rückspiegel, bevor ich eine Abzweigung nehme und um das Montana-Land herum, das Hubert Long gehört, zurückfahre. Mit einem Lächeln denke ich an all die Konsequenzen, die mein Mord an diesem einen Mann heraufbeschwören wird.
    Sofern der Alte dir nicht alles verdirbt.
    Immer noch höre ich diese lästige Stimme in meinem Kopf, die mir vorwirft, die Tat nicht perfekt ausgeführt zu haben. Sie folgt mir in die Stadt, wo ich an einer Stelle parke, an der mein Pick-up häufig zu sehen ist. Ich vergeude keine Zeit, sondern springe aus dem Fahrzeug und haste durch eine Gasse zur Hauptstraße, die in diesem Teil der Stadt dem Flusslauf folgt – vorbei am Ziegelbau des Gerichtsgebäudes mit seinem gigantischen Weihnachtsbaum in der Nähe des Fahnenmasts. Auf dem vereisten Gehsteig lächele ich einem halberfrorenen Sammelbüchsenmann zu, der um Spenden für die Bedürftigen bittet.
    »Frohe Weihnachten«, sagt er, und ich nicke, als wäre diese Adventszeit die schönste und heiligste aller Zeiten. Ich krame sogar einen Dollarschein aus meiner vorderen Jeanstasche und stopfe ihn in seine rote Spendenbüchse. »Gott segne Sie.«
    »Danke.« Ich blicke ihm direkt in die Augen.
Wenn du wüsstest!
    Die Hände in den Taschen, haste ich durch enge Straßen meinem Ziel entgegen: »Wild Will’s«, einem Restaurant, das den ganzen Tag über Frühstück serviert und in dem die Einheimischen verkehren. Zur Tür herein und an dem lächerlichen mausetoten ausgestopften Grizzly vorbei, der in einer Art Engelskostüm Wache steht. »Grizz«, eine lokale Attraktion, steht auf den Hinterbeinen, überragt alle Eintretenden um einiges und wird gemäß der Jahreszeit »verkleidet«.
    Lächerlich.
    Heute liegt ein Heiligenschein aus Draht und Lametta über ein Ohr gezogen schief auf seinem Kopf. Genauso falsche Flügel wachsen aus seinen massiven Schultern, eine Lichterkette hängt ihm um den Hals. Zwar ist seine Schnauze zu einem ewigen Brüllen geöffnet, und seine Glasaugen glitzern böse, doch jemand hat ihm ein Büchlein mit Weihnachtsliedern auf die

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