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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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böse orangefarbene Krähen ihn mit ihren Nadeln und Sonden gepikst und gestupst hatten. Ein Wunder, dass er das überlebt hatte. Diese lippenlosen Außerirdischen hatten Experimente mit ihm gemacht, von der Lunge bis zu den Hoden alles an ihm untersucht.
    Seit der Entführung zweifelte Ivor an seiner Zeugungsfähigkeit.
    »Reptilienschweine!«, fauchte er in die kalte Winterluft, und der Wind schien ihn kreischend auszulachen, als hielte selbst er ihn für verrückt. Vielleicht war das gut so. Er war sich nicht sicher, inwieweit Crytor seine Gedanken lesen konnte, aber seine Worte vernahm der General mit Sicherheit, und Ivor hatte die zornige Vergeltung des Reptiliengenerals oft genug zu spüren bekommen – Kopfschmerzen, die einen ausgewachsenen Mann in die Knie zwingen konnten.
    Krach!
    Das Geräusch hallte wie der Büchsenknall eines Wilderers in diesen Wäldern oder die Fehlzündung eines Fahrzeugmotors oben auf der Landstraße durch die Gegend.
    Immer diese Idioten mit ihren Flinten.
    Das waren die wirklichen Verrückten.
    Er ging weiter. Zwar glaubte ihm in Grizzly Falls niemand seine Alien-Geschichte, nicht einmal Doc Norwood, der ihn behandelte, doch Ivor wusste, was er wusste. Die Tatsache, dass er halb nackt mit einer leeren Whiskeyflasche aufgefunden worden war, hatte alle, die seine Geschichte kannten, überzeugt, dass er einfach nur ein Säufer wäre und halluziniert hatte.
    »Halluziniert, dass ich nicht lache«, sagte er und verzog das Gesicht, denn der Schmerz zuckte wieder in seiner Schläfe. Wieder dieser Crytor. Das Reptil war offenbar genauso allergisch gegen das Fluchen wie seine, Ivors, Frau Lila, Gott hab sie selig. Er schlug hastig das Kreuzzeichen über seiner alten Daunenjacke und stapfte weiter. Er war nicht katholisch, glaubte nicht einmal so richtig an Gott, doch er verfügte über seine eigene Art von Ehrfurcht und hatte sich angewöhnt, immer, wenn er an seine Frau dachte oder ihren Namen aussprach, das Kreuzzeichen über der Brust zu schlagen. Das gab ihm ein besseres Gefühl.
    Manchmal wussten diese Katholiken doch, was sie taten.
    Der Schnee fiel jetzt in schweren Flocken, und seine Brille beschlug. Wohin zum Teufel trieb Crytor ihn dieses Mal? Er war beunruhigt, denn auf seinem letzten Ausflug in die Berge, als die Aliens ihn in die Wildnis jagten, war er auf ein totes Mädchen gestoßen, splitternackt an einen Baum gebunden. War das gruselig gewesen. Und fast so schlimm wie das Schicksal, das er für sich fürchtete: noch einmal ins Mutterschiff entführt zu werden. Bei dem Gedanken fingen seine Hände an, unkontrollierbar zu zittern. Zum Teufel, er konnte nicht noch einmal dorthin. Er
konnte
nicht! Dieses Mal würde er vielleicht nicht überleben. Mit den Zähnen zog er sich einen Handschuh aus, griff in seine Jackentasche und öffnete den Schraubverschluss seines Flachmanns. Die Erinnerung an das tote Mädchen ließ ihn nicht los. Eine Asiatin. Wahrscheinlich ziemlich hübsch, als sie noch lebte. Doch als Ivor sie fand, sahen ihre Lippen blauviolett aus, die Haut bläulich, die Augen glasig, das schwarze Haar war starr gefroren und schneebedeckt.
    Mandy Ito, so hieß sie.
    Die Bullen hatten ihn verhört, dann die Reporter. Natürlich wurde die Geschichte seiner Entführung durch die Aliens wieder aufgewärmt, wie schon vorher. In den Siebzigern hatte er seine Story einer Zeitschrift verkauft, und oft fragte er sich, ob er ein Buch über seine Erlebnisse würde schreiben können.
    Ach, besser nicht, das würde den alten Crytor nur richtig auf die Palme bringen. Ivor sah sich in der froststarren Wildnis um. Alles war weiß. Das Schneegestöber bildete einen Schleier, in dem auf drei Meter Entfernung nichts mehr deutlich zu erkennen war.
    Er trank ein paar große Schlucke Whiskey, spürte, wie der Alkohol ihm heiß durch die Kehle rann. Schon wollte er den Flachmann wieder einstecken, doch dann gönnte er sich noch ein paar Schlucke. Konnte nicht schaden. Nicht hier draußen in diesem eisstarren Winterwald.
    Winter wonderland
hatte Lila die Wildnis von Montana genannt. Wie in dem Song. Ivor hatte ihre Meinung nicht geteilt und hätte sich selbst in den Hintern treten mögen, weil er damals vor fünfunddreißig Jahren nicht den angebotenen Bohrturmjob in Texas angenommen hatte. Lila hatte Zustände gekriegt. Wollte ihre kränkelnde Mutter nicht allein lassen und ihren Sohn nicht aus der Schule nehmen, wo er sich »gut machte«. Also hatte Ivor, solange er konnte, in der Mine

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