Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
riesige, krallenbewehrte Pfote gebunden.
    Ja, klar, der Zottelbär fährt auf »Stille Nacht« ab.
    Manche von den Einheimischen finden das komisch oder niedlich. In meinen Augen ist es vulgär.
    Aber ich greife mir eine Gratis-Zeitung und folge Sandi, der Besitzerin, zu einer Nische. Die große, viel zu stark geschminkte Frau bietet mir Kaffee an und zwinkert mir zu, als ich ein Farmerfrühstück mit Eiern, Speck, Kartoffelpuffern und Brötchen mit Bratensoße bestelle.
    »Wir können Ihnen statt Speck frische Forelle anbieten, wenn Ihnen das lieber ist«, sagt sie mit einem Lächeln, das ihre übergroßen Zähne entblößt.
    »Wie wär’s mit beidem?« Ich habe Hunger und will, dass sie meine Anwesenheit zur Kenntnis nimmt. Sich an mich erinnert.
    »So ist’s recht!« Sie freut sich und schreibt meine Bestellung gar nicht erst auf. »Was ist Ihnen denn zugestoßen?«, fragt sie plötzlich und blickt auf meine Wange, die die verfluchte Pescoli zerkratzt hat. Der Bart kann die Striemen noch nicht völlig verbergen.
    Ich grinse. »Ein blöder Unfall.«
    »Mit einem Rotluchs?«
    »Die Geschichte würde mehr hermachen.« Ich gebe mich verlegen, während sie meine Kaffeetasse füllt. »Ich habe mit dem Hund eines Freundes gespielt. Bin ihm ein bisschen zu nahe gekommen und habe mit seinen Krallen Bekanntschaft gemacht.« Ich greife nach der gefüllten Tasse und schüttle den Kopf.
    »Ein ziemlich großer Hund!«
    »Ja …« Ich deute auf die Speisekarte, um das Thema zu wechseln. »Haben Sie heute Kuchen?«
    Grinsend weist sie auf die Kühltheke. »Kürbis, Zitronenbaiser, Apfel und natürlich Heidelbeer.«
    »Ich nehme Heidelbeer.«
    »Schlagsahne oder Eis?«
    »Eis.« Ich sehe sie an, als wollte ich sagen: »Wie denn sonst?« Frühstück und Kuchen, nicht das, was ich gewöhnlich esse, aber sie wird es sich merken und sich an mich erinnern.
    »Hey, Sandi. Krieg ich noch Kaffee?«, ruft eine blecherne Stimme aus einer Nische an der anderen Seite einer Tischreihe drüben beim Fenster.
    »Klar doch, Manny«, ruft Sandi über die Schulter zurück, und ich spüre, wie sich mein Inneres zusammenzieht. Manny Douglas ist ein frettchenhafter Schreiberling für den
Mountain Reporter,
ein billiges Lokalblättchen. Er hatte anfangs den Namen
Bitterroot-Mörder
geprägt, der in der überregionalen Presse dann durch den
Unglücksstern-Mörder
abgelöst wurde, was auch nicht viel besser ist.
    Ich hocke vor meinem Kaffee, schlage die Gratis-Zeitung auf, eben das Blättchen, für das er arbeitet, und ignoriere ihn, während er Sandi vollquatscht. Himmel, wie gern würde ich ihm einen Vorgeschmack davon geben, wie der »Bitterroot-Mörder« wirklich ist. Manny hat es zu seiner persönlichen Mission erklärt, mich zu entlarven. Nicht, dass er das Zeug dazu hätte. Trotzdem bringt er mich auf die Palme.
Loser,
denke ich und studiere die Zeitung, immer noch Mannys dünne Stimme im Ohr.
    »Nein, noch nicht«, sagt er in seiner aufgeblasenen prahlerischen Art. »Aber ich habe da ein paar Ideen. Ich wusste von Anfang an, dass die Bullen in Spokane auf dem Holzweg waren. Der wahre Mörder, der kommt aus dieser Gegend, kennt sie wie seine Westentasche. Er entfernt sich nicht allzu weit.«
    Verlass dich drauf, Frettchen,
denke ich, trinke aber nur meinen Kaffee und täusche Interesse am Sportteil vor. Liebend gern würde ich ihn für immer zum Schweigen bringen, doch das gehört nicht zu meinem Plan. Also ist er in Sicherheit. Wenn er eine Ahnung hätte, wie lange ich gearbeitet, wie gründlich ich es geplant habe, die richtigen Frauen zu finden …
    »… um genau zu sein, ich glaube, ich bin ihm auf der Spur.«
    Das lässt mich aufhorchen. Ich blättere eine Seite um.
    »Tatsächlich?« Sandi gibt sich interessiert und füllt die Tassen von Manny und irgendeiner Frau nach, die er zu beeindrucken versucht, eine Brünette, die ich nicht kenne.
    Ich trinke noch einen Schluck Kaffee, werfe einen verstohlenen Blick in seine Richtung und sehe, dass er mich anstarrt. Weiß er? Ahnt er etwas? Innerlich bin ich angespannt, doch ich verberge es und nicke ihm flüchtig zu, hebe freundlich das Kinn, doch seine Lippen verziehen sich nur zu einem Frettchengrinsen, bevor er sich wieder seiner Frühstücksgenossin zuwendet.
    Die Verlegenheit steigt mir heiß in den Nacken. Ich werde von diesem Reporter bloßgestellt. Ich kann mich nur mit äußerster Mühe beherrschen und vorgeben, dass mich diese Abfuhr nicht im Geringsten kümmert.
    Als Sandi mir den

Weitere Kostenlose Bücher