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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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bedeutete ihnen, sie sollten entweder die Nebenstrecke fahren oder wenden und zurückfahren, wie sie gekommen waren. Wieder schnaubte Tyler. »Was zum Kuckuck machen wir jetzt?«
    Jeremy wurde flau im Magen. »Halt an.«
    »Was?«
    »Im Ernst jetzt. Halt an. Bleib stehen.«
    »Aber das ist ein Bulle!«, ereiferte sich Tyler, als täte er damit irgendeine unfassbare Weisheit kund.
    »Ich weiß.«
    »Hör mal, das ist eine idiotische Idee …«
    »Meine Mom ist auch bei der Polizei.«
    »Ich sag dir, es ist ein Fehler, hier anzuhalten.«
    »Halt trotzdem an!«
    »Mist!« Tyler bremste, und Jeremy stieß die Tür auf und glitt fast aus, als seine Stiefel die vereiste Straße berührten. Er hielt sich am Türgriff fest, richtete sich auf und umrundete im Schneegestöber, auf den mit laufendem Motor wartenden Blazer gestützt, das Heck des Fahrzeugs. Eine Abgaswolke begleitete ihn; der Geländewagen benötigte dringend eine Grundüberholung.
    »Hey!«, rief er der Polizistin zu.
    Sie ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. »Du darfst hier nicht durch. Die Straße ist gesperrt«, sagte sie kopfschüttelnd und mit finsterer Miene. Zu ihrer offenbar mürrischen Gemütsverfassung trug sie den breitkrempigen Hut und die dunkle Uniform der Highway-Kontrolle von Montana. Eine Sonnenbrille verbarg ihre Augen.
    »Warum?«
    »Ein Unfall.« Ihr Gesichtsausdruck war streng, die verspiegelte Brille verdeckte ihre Augen. Schnee sammelte sich in der breiten Krempe ihres Huts und auf Jeremys Schultern. Jetzt frischte auch der Wind auf und pfiff leise durch die Schlucht. »Zurück jetzt.«
    Er ließ den Blick den Berg hinaufwandern und sah den Abschleppwagen, dessen Kühler sich nahezu in die Böschung auf der Bergseite des Passes drängte, während das Heck der Schlucht auf der anderen Seite gefährlich nahe war. »Ich kann nicht«, flüsterte er mit versagender Stimme. Sein Magen krampfte sich zusammen. »Ich glaube, meine Mom ist in diesen Unfall verwickelt.«
    Sie presste die Lippen zusammen. »Wie heißt du?«
    »Jeremy Strand«, sagte er innerlich zitternd. »Meine Mutter heißt Regan Pescoli. Sie ist Detective im Büro des Sheriffs.«
    »Von Pinewood County?«
    »Ja.« Er schluckte verkrampft. Von dem Unfall zu hören, war die eine Sache, den Schauplatz mit eigenen Augen zu sehen, das war jedoch etwas völlig anderes. Und zum ersten Mal fragte Jeremy sich, ob seine Mutter womöglich längst tot war. Ob man ihn belogen hatte. Ihm war übel. »War sie im Auto?« Als er bemerkte, wie die Polizistin nach Ausflüchten suchte, fügte er hinzu: »Es heißt, sie war nicht drin. Mein Stiefvater hat heute Morgen einen Anruf bekommen. Und da sagte man ihm, als das Auto gefunden wurde, war sie nicht drin.«
    »Du fährst jetzt besser nach Hause«, sagte die Polizistin. »Zu deinem Stiefvater. Soll ich ihn für dich anrufen?«
    Doch Jeremy hörte kaum, was sie sagte, denn über ihre Schulter hinweg sah er im dichten Schneegestöber den Umriss eines Abschleppfahrzeugs am Gipfel des Berges am Straßenrand stehen. Leute in Schneeausrüstung standen dabei, während das Jaulen einer Winde durch die Schlucht hallte.
    Jeremy stand wie erstarrt, den Blick fest auf den Gipfel gerichtet.
    Verschwommen nahm er wahr, wie Tyler den Motor aufheulen ließ, ein Hinweis darauf, dass sie aufbrechen sollten, und dann bemerkte er die missbilligende Miene der strengen Polizistin, doch er konnte sich nicht rühren, und als das demolierte Wrack des Fahrzeugs seiner Mutter langsam auftauchte, mit zerbeulten Metallteilen, zersplitterter Frontscheibe und geplatzten Reifen, da glaubte Jeremy, sich übergeben zu müssen.
    Niemand, auch nicht seine beinharte Mutter, konnte einen solchen Unfall überleben.
    Höchstwahrscheinlich war sie tot.
     
    Das hier wird einfach,
denke ich und parke mein Fahrzeug bachaufwärts von dem Landbesitz. Ein einfacher Mord.
    Anders als die anderen. Besonders. Einer, auf den ich seit Jahren gewartet habe. Und ich werde ihn ganz bestimmt genießen.
    Wie lautet gleich der alte Spruch:
Rache genießt man am besten kalt.
Oder so ähnlich. Tja, kälter als jetzt kann sie kaum noch werden, da die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken und ich fünfzehn Jahre gewartet habe.
    Doch jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, ich habe es überprüft: Brady Long ist allein.
    Ich hole mein Gewehr vom Rücksitz meines Pick-ups und mache mich auf den weiten Weg zum Haupthaus, in dem er es sich zweifellos bereits gemütlich gemacht hat. Der Prinz in

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