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Der Zuckerkreml

Der Zuckerkreml

Titel: Der Zuckerkreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Sorokin
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Füßen im schmatzenden, mit Stroh abgedeckten Mist. Die drei
     anderen, schon gemolkenen Tiere standen daneben und mampften Heu.
    »So ist’s gut …«
    Sascha schaute unter die Kuh, richtete den mit Mist
     beschmiertenSchlauch der Margerite, in dem man die Milch pulsieren sah. Richtete sich wieder auf,
     rieb sich mit dem Jackenärmel den Schweiß von der Stirn.
    »So ist’s gut«, wiederholte sie.
    Die Margerite piepste ihr »Ende!« und schaltete sich ab.
    »Na. Das ist ja gar nichts.«
    Sascha ging in die Hocke und nahm die Margerite vom Euter. »Mein Gott, ob dieser
     Frühling bald mal aufhört?«
    Die Margerite im
     Griff, den Schlauch hinter sich herziehend, ging sie über den höckrigen Bodenbelag
     zur Tür. Die Kuh muhte.
    »Ach Gott, ja.«
    Sascha hatte das Heu vergessen.
    Sie hängte die Margerite, aus der Milch tropfte, an den Verschlag und ging zum Heusack,
     lud Heu auf die Forke, brachte es herüber, legte es vor der Kuh ab. Stellte die
     Forke an die Wand, griff eine Handvoll grobes Salz aus dem Henkelkorb, streute es
     über das Heu.
    »Friss …«
    Sie klatschte der Kuh die Hand gegen die Flanke, ergriff
     die Margerite, wickelte den Schlauch auf,
     fasste den Wickel und ging aus dem Stall, die filzbeschlagene Tür mithilfe des
     Pflocks hinter sich verschließend.
    Auf dem Hof hinterm Haus war es morastig. Vom grauen
     Morgenhimmel fiel feuchter Schnee in vereinzelten großen Flocken. Freundchen, der
     Hofhund, streckte seine zottige Schnauze aus der Hütte, sah Sascha mit griesgrämigem
     Blick hinterher. Sie wickelte den schmutzigen Schlauch auf, der sich quer über den
     Hof vom Stall zum Haus zog. Dort öffnete Sascha die Hintertür, zerrte das
     Schlauchknäuel in den kärglich erleuchteten Flur und ließ essogleich in ein gefülltes Wasserfass plumpsen; die Margerite hakte sie an den Rand. Zog die
     dreckigen Stiefel von den Füßen. In Wollsocken ging sie zur Stubentür, durch die
     sich das saubere Ende des Schlauches zog, öffnete und trat ein.
    In der Stube war es sauber, warm und hell – über dem Tisch
     brannte eine Tageslichtlampe. Im großen russischen Ofen prasselte das Holz. Neben
     dem Ofen standen in Krippen zwei Kälber. Sowie sie Sascha sahen, blökten sie
     gellend. Die graue Katze kam von ihrem Liegeplatz auf dem Ofen gesprungen, wischte
     Sascha um die Beine, rieb sich daran. Sascha stieß sie sachte beiseite.
    »Lass sein!«
    Sie zog die Wattejacke aus und hängte sie an den Haken
     neben der Tür. Fuhr in die alten, ausgebesserten Filzschuhe. Spülte sich am
     Waschbecken den Schmutz von den Händen, wischte sie an einem schmutzigen Handtuch
     trocken. Schöpfte eine Kelle Wasser aus dem Bottich auf der Bank, trank gierig.
    »Oi … das tut gut …«, keuchte sie.
    Sie schaute in den Ofen. Richtete mit dem Schürhaken die
     brennenden Scheite. Ging zu dem in der Ecke stehenden Separator, drückte einen
     Knopf, schaute auf die Anzeige.
    »Das ist ja wirklich gar nichts.«
    Sie zapfte Milch aus dem Hahn in zwei Einliterflaschen,
     setzte Gummisauger auf und hielt sie den Kälbern hin. Die begannen zu nuckeln. Ihre
     dunkellila Augen blickten konzentriert.
    »Morgen kommt ihr zurück zu euern Müttern, dass ihrs
     wisst«, verkündete Sascha. »Sonst scheißt und pisst ihr Kosmonauten mir hier die
     Bude voll …«
    Die Kälber nuckelten und schmatzten, reckten die Hälse.
     Die Katze kam wieder, rieb sich an Saschas Bein. Während Sascha wartete, dass die
     Kälber fertig wurden, überlegte sie, wie sie diesmal mit der Sahne verfahren sollte.
    »Sechs Schachteln sollten es werden, dann krieg ich eine Packung
     zusammen. Sechs sind es bestimmt … oder doch nur fünf … Aber nein, sechs, sechs wäre
     gut, dann könnte ich sie heute noch abschicken … Sonst ginge es erst wieder Montag …
     Und ob da ein Auto kommt, fragt sich noch … Bin mal gespannt, ob sechs rauskommen …
     Könnte knapp werden …«
    Als die Flaschen bis auf eine Neige leer genuckelt waren,
     nahm Sascha sie den Kälbern weg, zog die Sauger ab und goss die Reste für die Katze
     ins Schälchen.
    »Da hast du, Klette!«
    Miauend flitzte die Katze zum Schälchen und begann hastig
     zu schlecken.
    »Na gut …«
    Sascha spülte am Becken die Flaschen und stellte sie
     zurück auf das Bord.
    Sie schüttete einen Becher Buchweizen in einen kleinen
     gusseisernen Topf, gab Wasser hinzu, eine Prise Salz und einen Löffel Butterschmalz,
     setzte den rußigen gusseisernen Deckel auf, packte den Topf mit

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