Der Zuckerkreml
der kleinen
Topfgabel und schob ihn in die Röhre. In einem größeren Topf mit Wasser lagen die am
Vorabend geschälten und geschnittenen Kartoffeln, Möhren und zwei Stangen Lauch.
Sascha ging hinaus auf den Flur und in die Vorratskammer, wo sie eine Büchse
chinesisches Schmalzfleisch holte. Die schnitt sie mit dem Büchsenöffner auf und
leerte sie in den großen Topf. Dazu kamen Lorbeerblätter und Salz. Dann packte sie
den Topf mit der großen Topfgabel und schob ihn gleichfalls in die Röhre. Mit dem
Schürhaken ordnete sie die heruntergebrannten Scheite.
»Gut …«
Sie schaltete den Separator ein. Er begann zu surren.
Sascha riss eine neue Packung Becher auf, zog sechs aus
der Silberfolie, dazu sechs Deckel mit lebendem Bild:Rotbunte Kuh
zwinkert gut gelaunt mit großem schwarzen Auge und schüttelt so heftig den Kopf,
dass eine rote Buchstabengirlande herausgeschleudert wird: SAHNE AUS CHLJUPINO 15%.
Sascha stellte die Becher auf dem Schemel bereit und
wartete, bis der Separator zu schleudern aufhörte, piepste und grün blinkte.
»Dann wollen wir mal!«
Sascha stellte den ersten Becher unter den Trichter und
drückte den roten Knopf. Der Becher füllte sich mit Sahne. Sascha schob den nächsten
unter. Die Sahne kroch als weißer Wurm aus dem Trichter.
»Komm, bitte sei so lieb …«, bettelte Sascha, während sie
die Becher abfüllte.
Als der fünfte voll war, rückte sie den sechsten unter den
Strahl.
»Lieber Gott im Himmel, dein Wille geschehe …«, betete
sie.
Surrend füllte der Separator auch den sechsten Becher.
»Na, Gott sei Dank!«, jubelte Sascha erleichtert und
rückte ein geschliffenes Trinkglas unter den Trichter.
Der Separator füllte es zur Hälfte, dann schaltete er sich
ab.
»Fein gemacht, mein Bester!«
Sascha küsste die halbrunde Metallhaube des Separators und
schaltete um auf Ablassen. Im
durchsichtigen Schlauch, der zur Tür lief, sah man den trüben Abzutsch gluckern.
Sascha nahm die Pistole und versiegelte die
sechs Becher mit blausilberner Folie, setzte die Deckel auf, stapelte sie vor der
Brust und trug sie nach nebenan in die Vorratskammer.
»Gut.«
In der Kammer quer über dem Sauerkrautfass lag ein
Plastikbrett, darauf ein Karton, von dessen Seite dieselbe Kuhblinkerte. Sascha klappte den Karton auf. In ihm standen Sahnebecherchen dicht an
dicht. Für genau sechs war noch Platz. Sascha packte sie dazu, verschloss den
Karton, zog ein breites Klebeband darum und stempelte den Code auf sowie das Datum: 19.03.2028.
»Das hätten wir!«
Sascha kehrte in die Stube zurück, nahm die Fernspreche
vom Tisch, schaltete ein und wählte.
Die Fernspreche piepte, und ein winziges unscharfes
Hologramm sprang hervor: Ein Bursche mit verschlafenem Gesicht hob den Kopf vom
Kissen.
»Wass’n los?«
»Du schläfst?«, fragte Sascha verwundert.
»Ach, du bist’s«. Der Bursche räkelte sich grinsend und
gähnend. »Ich war gestern aus. Mit den Anikins.«
»Na, dir geht’s ja gut … Wann fährst du mal wieder in die
Stadt?«
»Muss leider heute.«
»Ach?«
»Hm.«
»Nimmst du einen Karton von mir mit?«
»Einen Karton? Von mir aus.«
»Wann kommst du vorbei?«
»Na, sagen wir … Wie spät ist es jetzt? Ach, schon neun …
Verdammt …«
»Stimmt, neun.«
»Um zehn muss ich da sein. Bin gleich bei dir, Sascha.«
»Na dann bis gleich.«
Sascha löschte das Hologramm, schaltete die Fernspreche
ab. Sah in den Ofen, rührte mit dem Schürhaken in der Holzkohle, schob sie näher zu
den Töpfen. In der orangenen Glut brannte noch hartnäckig ein einsames Scheit.
»Komm her, du Schlingel …«
Sascha kratzte das Scheit aus der Röhre heraus auf dasOfenblech, verschloss das gähnende Ofenloch mit dem eisernen
Schirm, langte nach oben, schloss die Klappe im Rohr.
Sie zog die Filzschuhe aus und fuhr in die Stiefel, packte
mit der schmiedeeisernen Feuerzange das immer noch brennende und blakende
Holzscheit, ging damit auf den Flur, nach hinten zur Tür und hinaus auf die
Vortreppe, von wo sie das Scheit in das Gemüsebeet schleuderte. Dort lagen noch
Reste von schmutzigem Schnee.
»Und tschüss.«
Das Scheit zischte.
Sascha schaute von der Treppe zu den wenigen anderen
Häusern des Dorfes hinüber. Menschen waren keine zu sehen. Bei den Kopylows rauchte
der Schornstein, beim Hauptmann, bei Motte und beim Gockel auch. Vor Gudilichas
schiefer Hütte liefen Hühner umher und ein
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