Der zugeteilte Rentner (German Edition)
aussah. Maximilian hatte einen Film gesehen, der spielte im Weltraum, da brach ein Monster aus dem Bauch eines Menschen. Bäuche hatten schon was Unheimliches, man wusste nie so genau, was sich darin verbarg.
Der Bauch (Abdomen) Walthers Lexikon der Medizin
Der vordere Rumpfabschnitt zwischen Brust und Becken wird beim Menschen und aufrecht gehenden Tieren allgemein als Bauch bezeichnet. Bei den übrigen Tieren sowie bei Personen mit Hängebäuchen ist es der hintere untere Teil des Rumpfes. Die Form des Bauches unterscheidet sich dabei in glatte, rundliche und wellenartige Ausstülpungen. Dabei hängt die Bauchform meist mit dem verarbeiteten Inhalt zusammen – in den vom Bauchfell umkleideten Bauch-Eingeweiden. Gestützt wird das Ganze durch die Bauch-Muskulatur. Sie ist wesentlicher Bestandteil der Bauch-Decke, betätigt die Bauchpresse und dient zum Rumpfbeugen im Fitness-Center sowie bei einer Erkältung zur Verstärkung des plötzlichen Niesens oder Hustens, was vielen Menschen missfällt oder zur höflichen Aussage veranlasst, „Gesundheit“ oder „Gott segne dich“.
Neben dem Körper seines Bruders stand ein Monitor, der eine, wie Maximilian feststellte, langweilige Kurven zeigte. Eins für die Herzfrequenz, eins für den Blutdruck, eins für Sauerstoff, ein anderes für die Herzpumpleistung – jeder sollte seine eigene Kurve bekommen. Außerdem gab es noch jede Menge Abkürzungen mit denen der Monitor übersäht war: T1, T2, PS, PD, HR und RR. Was das alles bedeutete, wusste er nicht. Das Herz seines Bruders malte die gleichen Grafiken auf den Monitor wie andere Herzen auch. Tiefe Täler, spitze Berge, schiefe Ebenen – ganz egal, ob es ein Anwalt war, ein Abenteurer oder nur ein alter Mann, bei allen sah es gleich aus. Ein Arzt hätte dem bestimmt widersprochen und behauptet, jede Kurve sei anders, doch Maximilian sah keinen Unterschied. Vielleicht war es noch nicht einmal der Monitor seines Bruders, sondern der seines Bettnachbarn. So viele Kabel gingen in die Betten, um die Betten, durch die Betten und aus diesen heraus, dass nur ein Elektriker die Patienten hätte richtig anschließen können.
Dann passierte es. Die Kurve hörte auf, lustige Bogen nach unten und oben zu schlagen, sie flachte immer mehr ab. Dann nur noch eine Linie. Maximilian wartete auf den nächsten Ausschlag. Die Linie zitterte, bildete aber nur eine Horizontale. Bögen, Ausschläge, Kanten – nichts von dem. Die Linie blieb. Stattdessen setzte ein wildes Piepsen ein. Sein Hund bellte. Drei Sekunden später riss das Pflegepersonal die Tür auf, das Licht ging an und eine Krankenschwester rannte an das Bett. Maximilian konnte am Anfang gar nichts erkennen. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an das grelle Licht, er saß da und beobachtete das Geschehen. Die Schwestern sagten etwas. Sie schrieen seinen Bruder an und rüttelten ihn. Dann kam ein Arzt herein, der genauso hektisch hantierte. Eine andere Schwester brachte den Defibrillator. Alle sprachen durcheinander und lärmten. Dann verpassten sie seinem Bruder Stromschläge. Und noch einmal . Und noch einmal. Sie warteten. Maximilian erinnerte sich an einen Artikel: Auf Flügen nahmen sie seit Jahren für den Notfall diese Defibrillatoren mit. Sein Bruder, ein Erste-Klasse-Passagier, der von einem halben Dutzend lächelnder Stewardessen wieder belebt wurde? Das gefiel ihm. Nur der Arzt dachte scheinbar an etwas anderes. Ein großer Schweißtropfen kämpfte sich aus seiner Schläfe und rann an seiner Wange herunter. Alle starrten auf den Monitor. Die Linie blieb flach. Sie warteten – eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden, fast so lang wie eine Minute. Gab es nach einer Wiederbelebung an Bord eines Flugzeuges anschließend Sekt für alle? Oder nur für den Passagier-Patienten?
Dann folgte ein Ping, begleitet von einem Ausschlag auf dem Monitor. Die lustig tanzende Linie war gerettet, sie hüpfte jetzt rauf und runter und malte wie ein wild gewordener Sprayer Kurven auf dem Monitor.
„Wo kommen sie her?“, wollte eine der Schwestern wissen, die anderen verließen den Raum, ohne Maximilian überhaupt anzusehen.
Doch bevor er etwas sagen konnte, rief eine Stimme nach der Schwester, irgendwas Dringendes, wie immer im fünften Stock. Sie ließ Maximilian und seinen Dackel dort sitzen, ging raus und löschte das Licht.
Beitragszeiten und Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung
„Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen!“
Maximilian hatte gepackt. Koffer in der
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