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Der zugeteilte Rentner (German Edition)

Der zugeteilte Rentner (German Edition)

Titel: Der zugeteilte Rentner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Schulte
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Funktionen. Praktisch ein Traumpaar, immer im Gleichgewicht. Der eine erhöht die Herzfrequenz, der andere reduzierte sie. Sie hatte sich einfach nur geirrt, kein Fehler, eher ein Versprecher, kein Menschenleben hing davon ab. Und Lindberg? Er konnte sie nicht leiden. Am Anfang ihres Studiums glotzte er ihr immer auf die Brüste. Als sie ihn einmal fragte, ob er sich aus rein medizinischer Sicht für ihre Brüste interessierte, lief er rot an und beleidigt davon. Seit diesem Zeitpunkt herrschte Kriegszustand zwischen den beiden. Es war wie eine angekündigte Seeschlacht, die noch nicht stattgefunden hatte. Jeder wartete darauf, dass der andere den ersten Schuss abgab. Feuer! Einen vor den Bug, einer in den Mast. Doch Clara gehörte nicht zu denen, die sich auf zwischenmenschlichen Schlachtfeldern austobten. Vielleicht sollte sie einfach Sex mit ihm haben – Minirock und hochhackige Stiefel schienen allein nichts zu bringen. Doch im gleichen Augenblick warf sie den Gedanken in den Papierkorb– die Vorstellung erschien ihr zu verrückt. Vermutlich wäre er ständig damit beschäftigt, seine Zähne zu recht zu rücken und sich dabei im Spiegel zu betrachten. Vielleicht gab es hier sogar versteckte Videokameras. Clara schaute sich um. Überall Bücher. Das ideale Versteck für eine Kamera.
„War sonst noch etwas? Wenn nicht, dann auf Wiedersehen.“
Lindberg schaute sie mit kleinen Augen an, lehnte den Kopf in die Seite und wartete. Jetzt schrumpfte sie vor ihm zusammen, mit zusammengekniffenen Schenkeln auf diesem winzigen Holzstuhl und klammerte sich daran. Sie hatte sich extra fein rausgeputzt, Minirock und Highheels, doch das brachte nichts.
„Hören Sie mich?“, sagte Lindberg und winkte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht. „Sie sollen gehen!“
„Wissen Sie, was Sie sind?“

Das Gesäß (Nates, Clunes) nach Walthers Lexikon der Medizin
Ein beliebtes Körperteil, das Menschen zum Sitzen verhilft. Die besondere Form und Größe am Rumpfende erleichtert diese Tätigkeit. Das Gesäß besteht aus Sitzbeinen und hinteren Hüftmuskeln. Der bedeutendste dieser Muskeln ist der große Gesäß-Muskel (Musculus glutaeus maximus). Er beginnt am hinteren Becken und führt bis zum Oberschenkel, hierbei handelt es sich um den stärksten Muskel des menschlichen Körpers. Aber erst durch die Versteifung des Beckens gegen die unteren Gliedmaßen, ermöglicht er den aufrechten Gang des Menschen. Dadurch wird er zur Quelle der menschlichen Evolution. Denn ohne Gesäß gäbe es keinen aufrechten Gang und damit keinen Homo erectus. Wenn man einen Menschen daher als Gesäß bezeichnet, müsste dies dementsprechend ein Kompliment sein. Das Unwissen der Menschen über ihre Körperfunktion und die Konzentrierung auf Körperöffnungen, führt immer wieder zu einer Fehlinterpretation dieses Körperteils.

Nach dem ganzen Stress musste Clara sich erholen. Zuerst der Rentner, dann Finn, jetzt die Uni – was sollte sie machen? Ihren Prof verklagen? Die Prüfung wiederholen? Oder ihn mit Sex überreden? Aber damit war sie nicht so gut. Sie hatte zwar schon so Einiges im Leben ausprobiert, aber ein Quickie mit einem Dozenten gehörte nicht dazu. Sie bezeichnete sich selbst sogar als „Sex-Trampel“. Wenn die Möglichkeit bestand, irgendwas im intimen Zweierlei zu verpatzen, dann war sie die Richtige dafür. Entweder klemmte der BH, das Kondom riss oder ihr Knie verirrte sich beim Liebesspiel und beendete dieses sogleich. Finn bezeichnete den Sex des Öfteren mit ihr als ein „gefährliches Abenteuer ohne konkreten Ausgang“. Aber das überging sie einfach, er benahm sich auch nicht besser. Bei der kleinsten Ablenkung wanderte sein ganzes Blut in den Bauch und alles an ihm erschlaffte, dann weinte er, machte sich Vorwürfe, wurde depressiv und am Ende misslaunisch. Vor allem durfte sie im Bett keinen Jogginganzug tragen, weil sie ihn sonst zu sehr an seinen Vater erinnerte. Dabei besaß sie einen so schönen, türkisfarbenen.

Grundsätze
    Die Ratte fühlte sich so warm an. Erst vor kurzem hatte rattus rattus ihr Leben ausgehaucht. Jetzt lag sie vor Clara auf dem Rücken, das kleine Mäulchen wie zu einem sonderbaren Lächeln verzogen. Das Skalpell zitterte in Claras Hand, ein Schnitt vom Hals bis herunter zum Schwanz, keine große Sache, und dennoch erregte es die Aufmerksamkeit ihres Dozenten. Sofort folgte ein Spruch, dass die Ratte bereits tot sei und nicht noch einmal umgebracht werden müsste. Alle lachten; nur Clara nicht. Wie

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