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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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ihn noch in einer Art Schutzhaft, denn die Öffentlichkeit fordert auch seinen Tod. Zudem hofft das Gericht, doch noch einen Weg zu finden, um auch Hare abzuurteilen.
    Für Burke naht der Tag der Hinrichtung. Zuvor hatte er sich zu einem Geständnis entschlossen und sich als letztes Opfer des Hauptschuldigen, seines Kompagnons Hare, bezeichnet. Hare habe die Mordpläne entworfen und ihn zur Teilnahme verleitet. Burkes Haß gegen Hare ist grenzenlos, weil er gehenkt werden und Hare straflos davonkommen soll.
    Am 28. Januar 1829 findet die öffentliche Hinrichtung Burkes statt. Sie wird zum letzten Paukenschlag dieser Todessinfonie. Etwa fünfundzwanzigtausend Zuschauer drängen sich auf dem Hinrichtungsplatz. Die Fensterplätze in den umliegenden Häusern werden zu Höchstpreisen vermietet. Auch der berühmte Schriftsteller Sir William Scott läßt es sich nicht nehmen, von einem der reservierten Fensterplätze aus der Hinrichtung zuzuschauen.
    So kalt und gelassen, wie Burke das Todesurteil aufnahm, geht er nun nicht in den Tod. In Gesprächen mit katholischen Geistlichen hat er seine Taten bereits bereut. Er hatte um Gottes Gnade und Erbarmen gebetet und geäußert, ein Ungerechter, der zum HERRN zurückfinde, sei diesem lieber als tausend Gerechte.
    Dramatische Szenen begleiten Burkes Hinrichtung. Als er zum Galgengerüst geführt wird, bricht die Menge in höllisches Geschrei aus. Sie stürmt gegen die Absperrkette der Polizei. Hände greifen nach Burke, drohen ihn zu zerreißen. Hysterische Rufe hallen in seine Ohren: »Schlagt ihn tot! Erwürgt ihn!« Andere fordern, auch Hare neben ihm aufzuhängen. Und wieder andere schreien: »Hängt Knox! Er ist ein gefährliches Geschwür!«
    Burke steigt auf das Gerüst und versucht, sich durch Gebete zu beruhigen. Um viertel neun öffnet sich die Falltür. Die Menge tobt vor Begeisterung. Gegen neun schneidet der Henker Burkes Leiche vom Strick. Sie wird unter starkem Polizeischutz in die Anatomie der Universität gebracht.
    Dort nimmt Professor Munro, assistiert von mehreren Ärzten, die Obduktion vor. Er eröffnet den Schädel und entfernt das Gehirn. Burkes Körper wird in Stücke geschnitten und zwecks späterer Demonstration eingesalzen in Fässern aufbewahrt. Noch Jahre danach gibt es leidenschaftliche Diskussionen, ob sich in Burkes Gehirn und aus den Maßen seines Schädels seine mörderische Veranlagung entdecken lasse.
    Burke wurde zu einer nationalen Berühmtheit. Er hat sogar sprachschöpferisch gewirkt. Im Volksmund wurde noch lange nach seinem Tode das Erwürgen eines Menschen als burkieren bezeichnet. Letzten Ruhm errang der Serienmörder durch eine öffentliche Ausstellung seiner eingepökelten Leichenteile. Zwanzigtausend Neugierige sollen diese curious exhibition gesehen haben. Darüber berichtete Sir Walter Scott: »Die Leiche des Mörders liegt nun in der anatomischen Klasse des College, und alle Welt strömt hin, sie zu sehen. Die schreckliche Art dieses Halunken, sein Geld zu verdienen, ist kaum widerlicher zu nennen als die geradezu abstoßende Begierde, mit der die Öffentlichkeit alle abscheulichen Details seines Geschäfts aufsog.«
    Hare wird dann doch noch aus dem Gefängnis entlassen. Er flieht von Ort zu Ort, immer vom Lynchmord bedroht. Ebenso wie die Spur seiner Frau verliert sich sein weiterer Lebensweg im Ungewissen.
    Professor Knox sucht unter dem starken öffentlichen Druck seine Unschuld zu beweisen. Ein Untersuchungsausschuß ärztlicher Kollegen kommt zu dem Ergebnis, »daß Dr. Knox und seine Assistenten nicht wissen konnten, daß die ihnen überbrachten Objekte ermordet worden waren«. Das Untersuchungskomitee bescheinigt damit Knox indirekt seine absolute Unfähigkeit als Anatom. Denn für einen Pathologen sind die Merkmale eines Mordes durch Erdrosseln unübersehbar. Knox kann sich seiner Rehabilitierung nicht erfreuen. Er verläßt Edinburgh, erhält aber nirgends mehr eine Anstellung.
    1832 wird in England das Sektionsverbot aufgehoben. Dem Leichenraub und dem Mord zum höheren Ruhm der Wissenschaft ist damit der materielle Anreiz entzogen.
    Der Fall Burke und Hare zeigt in geradezu klassischer Weise, wie sich beim Serienmord objektive Bedingungen und subjektive Antriebe miteinander verbinden. Die Serienmorde Burkes und Hares sind nur die eine, die sichtbare abstoßende Seite des beginnenden industriellen Kapitalismus, die Zustände in den Großstädten seine unsichtbare, aber nicht weniger grausame Seite. Im Kampf aller gegen

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